Strafzettel:Ein schöner Batzen Geld

Knöllchen

In Erding und Dorfen sowie acht Gemeinden wird von kommunalen Verkehrsüberwachern abkassiert.

(Foto: Jens Büttner/dpa)

Die Summe der Strafzettel und Bußgeldbescheide, die 2014 durch die kommunale Verkehrsüberwachung oder die Polizei im Landkreis Erding rausgingen, macht einen Gesamtbetrag von weit mehr als einer Million Euro aus

Von Florian Tempel, Erding

Exakte Zahlen lassen sich nur schwer ermitteln. Es sind so viele verschiedene Stellen, die Verwarnungs- und Bußgelder ausstellen, wenn Verkehrsteilnehmer ihr Auto im Halteverbot abstellen, keinen Parkschein ziehen oder mit zu hohem Tempo geblitzt werden. Hochgerechnet dürfte die Summe aller Strafzettel und Bußgeldbescheide, die im Jahr 2014 durch kommunale Verkehrsüberwachung oder die Polizei im Landkreis Erding rausgingen, einen Gesamtbetrag von weit mehr als einer Million Euro ausmachen. Denn allein die Stadt Erding hat im vergangenen Jahr mit der Ahndung von Verkehrsverstößen fast 400 000 Euro eingenommen.

Die Beamten der Polizeiinspektionen in Erding und Dorfen sind schon lange nicht mehr die einzigen, die Verkehrssündern im Landkreis auf der Spur sind. An den regelmäßig stattfindenden Schwerpunkt-Tagen zur Verkehrsüberwachung erhalten sie stets massive Verstärkung von Kollegen der Bereitschaftspolizei, die ihre Verwarnungen selbst abrechnen. Alle polizeilichen Strafzettel und Bußgelder laufen zudem beim Polizeiverwaltungsamt in Straubing und der Zentralen Bußgeldstelle in Viechtach zusammen, wo man jedes Jahr nur Zahlen für ganz Bayern statistisch auswertet. Niemand weiß deshalb, wie viel von den von der Polizei landesweit einkassierten mehr als 110 Millionen Euro aus dem Landkreis Erding kommen.

Ein großer Teil der Verkehrsüberwachung liegt allerdings überhaupt nicht mehr in der Hand der Polizei. Die Große Kreisstadt Erding ist mit fünf bei ihr angestellten Parküberwachern schon lange auf eigene Rechnung aktiv, um den "ruhenden Verkehr" strikten Kontrollen zu unterziehen. Ein privates Unternehmen ist zudem im Auftrag der Stadt mit Blitzgeräten am Straßenrand unterwegs. In der Stadt Dorfen gab es bislang eine eigene städtische Angestellte, die Parksünder aufschrieb. Vom 1. April an wird die Verkehrsüberwachung in Dorfen, die zuletzt etwa 75 000 Euro einbrachte, aber ganz dem Zweckverband Kommunale Verkehrsüberwachung Südostbayern anvertraut, der bisher schon die Blitzerei im Dorfener Stadtgebiet übernommen hatte.

Dem Zweckverband, deren Vorsitzende die Moosinninger Bürgermeisterin Pamela Kruppa (CSU) ist, hat 103 Mitgliedskommunen. Im Landkreis Erding lassen neben der Stadt Dorfen die Gemeinden Finsing, Forstern, Fraunberg, Moosinning, Pastetten, Buch, Berglern und Wartenberg den Zweckverband Falschparker und Temposünder erwischen.

Die Einnahmen aus der kommunalen Verkehrsüberwachung sind nicht gering - auch wenn ihnen natürlich auch Ausgaben gegenüberstehen. Der "Leistungsbericht" der Großen Kreisstadt Erding, eine mit Zahlen und Daten gespickte Zusammenfassung von allem Möglichen, was in Erding binnen eines Jahres passiert, listet die Einnahmen auf zwei eng beschriebenen Seiten detailliert auf. Demnach haben die städtischen Kontrolleure im vergangenen Jahr exakt 19 336 Strafzettel im Gesamtwert von 261 000 Euro ausgestellt. Pro Werktag kamen so mit durchschnittlich etwa 85 Verwarnungen etwa 1000 Euro zusammen.

Bei der Überwachung des "fließenden Verkehrs" mit Radargeräten und Blitzerfotos wurden allein im Stadtbereich von Erding fast 7000 Verwarnungen und Bußgelder ausgestellt. Verwarnungen sind Vergehen, die laut Bußgeldkatalog maximal 35 Euro kosten. Bei zu schnellem Fahren heißt das, dass ein Verkehrsteilnehmer das Tempolimit höchstens um 20 Stundenkilometer überschritten hat. Bei stärkeren Geschwindigkeitsübertretungen wird die Angelegenheit zu einer echten Ordnungswidrigkeit. Dann ist der Strafzettel auch keine Verwarnung mehr, sondern ein Bußgeld und es gibt Punkte in Flensburg.

Der Leistungsbericht der Stadt Erding listet einen eklatanten Fall auf, bei dem ein Auto- oder Motorradfahrer innerorts mit mehr als 110 Stundenkilometern unterwegs war. Das kostete den Raser nicht nur 480 Euro und zwei Punkte, sondern auch drei Monate Fahrverbot.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: