Stand Up Paddling:Windlos glücklich

Stehpaddeln ist ein enormer Trend. Routinier Peter Jungbeck weiß warum: "Es macht wahnsinnig Spaß." Er gibt schon seit Jahren am Kronthaler Weiher Kurse und das Interesse reißt nicht ab

Von Carolin Fraunhofer, Erding

Im Stehen übers Wasser zu gleiten, ist ein großer Fitness- und Freizeit-Trend, aber eigentlich keine neue Erfindung. Schon seit Jahrtausenden nutzen Menschen diese Art der Fortbewegung, wie etwa polynesische Fischer, die stehend auf schmalen Booten aufs Meer rausfahren. Und auch in Venedig befördern die Gondoliere ihre Passagiere ja stehend durch die engen Kanälen der Stadt.

Wo genau die Wurzeln des Stand Up Paddling (SUP) liegen, darüber lässt sich streiten. Die moderne Variante sei sicher aus der Situation heraus entstanden, sagt der Erdinger Routinier Peter Jungbeck. Er betreibt den Sport bereits seit 2008 und gibt im Surfclub Erding am Kronthaler Weiher Kurse. Für Jungbeck liegt er Ursprung im Nahe liegenden: Stand Up Paddling sei entstanden, weil Surfer auch ohne Wind trainieren, zu einer anderen Bucht paddeln und sich einen besseren Überblick verschaffen wollten.

Häufige Windflauten haben den Trend wahrscheinlich auch an den Kronthaler Weiher gebracht, meint Jungbeck. "Vor sieben, acht Jahren sind hier noch kaum Leute SUP gefahren. Jetzt haben fast alle zusätzlich ein Board hier. Wobei reine SUP-Fahrer sind im Surfclub nicht viele vertreten." Auch Jungbeck ist in erster Linie passionierter Kite- und Windsurfer. Wenn in Erding jedoch der Wind fehlt, sei das Stehpaddeln der optimale Ausgleichsport. Und: "Jeder kann es lernen." Von Klein bis Groß und für Jung bis Alt sei der Sport gleichermaßen geeignet, sagt Jungbeck. Vielleicht gerade deshalb, weil das Stand Up Paddling so facettenreich ist und auf verschiedensten Schwierigkeitslevel ausgeübt werden kann.

Stand Up Paddling: So lässig gelingt das nicht jedem: Peter Jungbeck hat allerdings auch schon viele Jahre Erfahrung.

So lässig gelingt das nicht jedem: Peter Jungbeck hat allerdings auch schon viele Jahre Erfahrung.

(Foto: Peter Bauersachs)

Wettkämpfe werden beispielsweise in den Disziplinen Sprint oder Long Distance über mit einer Strecke von zwölf bis 18 Kilometern ausgetragen. Wettkämpfe gibt es auch im Wellensurfen mit dem SUP-Board. Marathon-Rennen zwischen 30 und 40 Kilometern liefern sich die Stehpaddler vor der Hawaiianischen Küste. Die Besonderheit dabei ist, dass das Rennen mit dem Wind gepaddelt wird, weshalb die Disziplin Downwind heißt. Immer beliebter wird auch die Kombination mit Yoga auf dem Brett. "In Deutschland ist das für manche wohl auch eine bessere Luftmatratzenergänzung", schmunzelt Jungbeck, "nur wenige betreiben den Sport im High-End-Bereich."

Warum Stehpaddeln zum Trend wurde, kann er sich aber leicht erklären: "Es macht wahnsinnig Spaß und ist als Breitensport tauglich. Außerdem ist es ein prima Ganzkörper-Workout." Besonders die Tiefenmuskulatur werde mit angesprochen. Denn der Paddler muss permanent den wackeligen Untergrund ausgleichen, um nicht ins Wasser zu fallen. Auch die Rumpfmuskulatur ist beansprucht, um das Paddel vor sich eintauchen und bis zu den Fersen neben dem Bord nach hinten ziehen. Dabei sind Arme und Schultergürtel, Brust- und Bauchmuskeln, Becken und Beine im Einsatz. "Eine perfekte Kombination von Koordination mit Kraft und Ausdauer, auch gut geeignet, um die eigene Körperhaltung zu trainieren und zu verbessern", sagt Jungbeck.

Stand Up Paddling: Wer ein so großes Board hat, kann das Stehpaddeln auch als Mannschaftssport betreiben. Gleichgewicht halten ist dann aber noch schwieriger.

Wer ein so großes Board hat, kann das Stehpaddeln auch als Mannschaftssport betreiben. Gleichgewicht halten ist dann aber noch schwieriger.

(Foto: Peter Bauersachs)

Dennoch ist Stand Up Paddling ein Wassersport, der die gleichen Risiken wie jeder andere Wassersport hat. In Jungbecks Kurs geht es deshalb nicht sofort aufs Brett. Erst gibt es etwas Theorie: "Die Leute wissen zu wenig. Deshalb machen wir im Kurs zuerst alle Grundlagen. Zum einen erkläre ich die Technik, zum anderen die Ausrüstung, das Material und Wichtiges für die eigene Sicherheit." Ganz wichtig sei es, die Füße zu schützen. Auch im Kronthaler Weiher habe es schon durch Scherben aufgeschlitzte Füße gegeben.

Im Surfclub Erding bleibt der Schwerpunkt aber trotz der enormen Beliebtheit des Stand Up Paddling nach wei vor beim Windsurfen. So wie es vor fast 40 Jahren auf der Fläche des jetzigen Minigolfplatzes begann. Nur zehn Prozent der Klubmitglieder, schätzt Jungbeck, seien reine Stehpaddler. Trotzdem hat der Erdinger Surfclub keine Lagerplätze mehr für weitere Boards frei. Viele habe jetzt zwei Boards. Stehpaddeln sei eben auch am Kronthaler Weiher zum sehr beliebten Lückenfüller für die windlose Zeit geworden.

Wenn Peter Jungbeck in der Abendstimmung mit seinem Board lautlos über den Weiher gleitet, sieht das elegant und grazil aus. So lässig gelingt das nichts jedem. Auch auf dem ebenen Wasser des Kronthaler Weihers ist das Stehpaddeln anspruchsvoll: "Es ist nur so lange langweilig, so lange man es nicht richtig betreibt."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: