Stahl und Maier:Der Schlawiner und der Gentleman

Hiasl Maier "Klothilde Simhart", 1918

Man mochte sich ganz offensichtlich: 1918 malt Hiasl Maier ein Portrait von Klothilde Simhart, das Bild ist eine Neuerwerbung der Stadt und in der Ausstellung zu sehen.

(Foto: oh)

Zwei Erdinger, zwei Künstler, zwei unterschiedliche Charaktere: Das Franz Xaver Stahl-Museum zeigt in einer Doppelausstellung Bilder des Malers und seines Zeitgenossen, des Porträtisten Hiasl Maier.

Von Mathias Weber

So unterschiedlich können zwei Männer sein: Vom Erdinger Tiermaler Franz Xaver Stahl ist überliefert, dass er ein eher zurückgezogener Typ war, "ein Gentleman", wie Heike Kronseder sagt, die das Erdinger Stahl-Museum leitet, das dem Künstler gewidmet ist. Ganz anders sein Zeitgenosse Hiasl Maier, der auch aus Erding stammt. Zwar kamen beide vom Land, haben beide sieben Jahre Schulbildung genossen und sich am Ende für die Malerei entschieden; Hiasl Maier zog sich aber nicht zurück. Im Gegenteil: Er genoss es offenbar, unter Menschen zu sein, war ein "frecher, bayerischer Typ", wie Kronseder sagt. Ein Schlawiner wahrscheinlich, der den Frauen offenbar nicht abgeneigt war. So findet sich auf der Rückseite des Portraits der jungen Klothilde Simhart (rechts), das Maier 1918 gemalt hat: "Meiner lieben Hilde Ihr Köpferl. Zum Andenken an ihre schaene Zeit!" Was die Zeit so schön gemacht hat, kann man sich hundert Jahre später denken.

Was der leise Stahl vom Hallodri Maier dachte, das ist nicht überliefert. Sicher ist aber, dass sich die Künstler (Maier ist 1894 geboren, Stahl 1901) gekannt haben. Jetzt finden sie wieder zusammen: Heike Kronseder stellt im Stahl-Museum Bilder von Maier aus, einige davon sind Neuerwerbungen der Stadt. Die Besucher werden die Stile der beiden Künstler Seite an Seite vergleichen können: Stahls Tiere und Maiers Stillleben und Landschaftsbilder, vor allem aber seine starken Portraits, für die er bekannt ist. Aber auch wie Stahl hat Maier Tiere gemalt, etwa eine Kuh und tote Hasen nach der Jagd. Das Museum zeigt die Sonderausstellung "Hiasl besucht Franz" den ganzen Sommer über. Hiasl Maier muss ein interessanter Charakter gewesen sein. Einerseits war er gern in der oberbayerischen Schickeria unterwegs; 1907 begann er seine Ausbildung zum Dekorationsmaler in Prien am Chiemsee, und dort, am Chiemsee, blieb er dann auch lange Zeit. Von den "Großkopferten", wie Kronseder sagt, wurde er geschätzt und herumgereicht. In München porträtierte er den Kronprinzen, in Holland den Prinzgemahl. Daheim in Erding aber interessierte ihn anderes: die einfachen Leute, das Leben am Land. Viele seiner Bilder, die einen Bezug zu seiner Heimatstadt und seiner Familie haben, hängen im Mayr-Wirt in der Haager Straße, etwa das Portrait seines Bruders Franz, der mit seiner schmutzigen Schürze, seinen riesigen Händen und den traurigen Augen den Betrachter direkt ansieht.

Beide stellten zeitgleich in München aus

Von Franz Xaver Stahl weiß man, dass er die Kunst seines Erdinger Kollegen genau beobachtete. Beide waren zur gleichen Zeit Mitglieder der Münchner Künstlergenossenschaft; Stahl hat Ausstellungen von Hiasl Maier besucht und in den Ausstellungskatalogen, die sich im Nachlass des Künstlers finden, die Bilder Maiers markiert. Beide hatten in mehreren Ausstellungen im Glaspalast München zeitgleich und 1931 sogar in nebeneinander liegenden Sälen ausgestellt. In Stahls Nachlass befindet sich ein Foto, das den Tiermaler neben anderen Ausstellungsbesuchern vor einem Hiasl Maier-Gemälde zeigt (links). Auch dieses farbenfrohe Porträt des Mädchens ist nun für einige Monate im Stahl-Museum zu sehen, neben den drei Neuerwerbungen, Leihgaben aus Privatbesitz und städtischem Besitz - für Maier-Fans eine gute Gelegenheit, mehrere seiner Bilder im Kontext zu erleben, und im Vergleich zu der Kunst Stahls. Aber eigentlich, sagt Heike Kronseder halb im Scherz, bräuchte Erding ein eigenes Hiasl-Maier-Museum.

Genug auszustellen gäbe es dort. Von Maier ist bekannt, dass er ein Workaholic war, ein Künstler, der sich ernst genommen hat. Kronseder schätzt, dass er gut 1000 Werke hinterlassen hat, Malereien und Zeichnungen.

Es hätten noch viel mehr sein können, wäre Hiasl Maier nicht so früh verstorben. Er war schon verlobt, die Hochzeit war schon geplant, aber 1933 starb Hiasl Maier an Nierenversagen im Nymphenburger Krankenhaus. Er wurde 39 Jahre alt. Franz Xaver Stahl, der ihn um mehrere Jahrzehnte überlebte, war sehr betroffen vom Tod seines Kollegen, der so verschieden zu ihm selbst war; er besuchte alle Gedenkausstellungen für Hiasl Maier.

Am Sonntag, 22. Mai, dem Internationalen Museumstag, kann man die Ausstellung "Hiasl besucht Franz" von 14 Uhr bis 17 Uhr erstmals im Stahl-Museum in Erding besuchen. Heike Kronseder führt dann an folgenden Tagen durch die Ausstellung: Dienstag, 24. Mai um 10.30 Uhr und um 14 Uhr; Mittwoch, 25. Mai, um 10.30 Uhr; Mittwoch, 8. Juni, um 10.30 Uhr. Weitere Termine folgen.

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