Städteplanung und Brandschutz:Verzwickt eng

Anfahrtsprobe der Münchner Feuerwehr, 2013

Enge Gassen, wie hier in Schwabing, sind nicht nur in der Großstadt ein Problem für die Feuerwehr, sondern zunehmend auch im Landkreis.

(Foto: Florian Peljak)

In Neubausiedlungen werden Straßen oftmals nur noch auf die gesetzliche Mindestbreite ausgelegt. Wenn dann auch noch Autos dort parken, haben Feuerwehr und Rettungsdienste im Notfall Probleme

Von Thomas Daller, Landkreis

Die Quadratmeterpreise für Bauland sind teuer geworden in den vergangenen zehn, 15 Jahren. Wenn neue Siedlungen gebaut werden, spart man oftmals an der Erschließung: Straßen werden nur noch in der Mindestbreite angelegt, teilweise mit Engstellen von 4,5 Metern. Wendehämmer werden für Dreiachser ausgelegt, obwohl viele Müllfahrzeuge bereits vier Achsen haben. Wenn die Mülltonne eine Viertelstunde später als üblich geleert wird, ist das noch kein Ärgernis. Problematisch wird es allerdings, wenn die Feuerwehr beim Brand eines Ein- oder Mehrfamilienhauses am Anrücken gehindert wird, weil zusätzlich noch Autos auf diesen kleinen Straßen parken.

Diese Entwicklung konzentriert sich im Landkreis auf die drei größeren Zentren Erding, Dorfen und Taufkirchen, die über eine so gute Infrastruktur verfügen, dass der Zuzug nicht abreißt. Wenn dort in jüngster Zeit neue Siedlungen gebaut wurden, geht es oft eng her. In Erding ist das am Erdbeerfeld der Fall, in Dorfen Am Brühl und in Taufkirchen am Josef-Martin-Bauer-Ring. Weitere Siedlungen dieses Zuschnitts sind in Vorbereitung.

Andreas Pröschkowitz, Kreisbrandinspektor und zuständig für die Feuerwehren in Erding, will niemandem den Schwarzen Peter zuschieben. Prinzipiell sei es sinnvoll, die Versiegelung von Flächen gering zu halten und dem Grün mehr Raum zu geben. Auch auf die Grundstückspreise habe es Auswirkungen, wenn Straßen nicht breiter als erforderlich angelegt werden. Bei Straßen, die nur noch auf ein Mindestmaß reduziert würden, sei es allerdings eine Kunst, die Planer beherrschen müssten, damit auch noch Feuerwehr und Rettungsdienst ungehindert durchkämen. Wenn dann in der Folge auch noch Autos auf der Straße stünden, könne es Probleme geben. Die Feuerwehr Erding hat für solche Fälle vor fünf Jahren ein Kleinlöschfahrzeug für fünf Personen auf der Basis eines Sprinter angeschafft. Zielsetzung ist nicht allein der beengte Bereich von Neubausiedlungen, sondern auch Teile der Altstadt, die ebenfalls verwinkelt sind.

Rudi Hohenadl, Kreisbrandmeister in Dorfen, hat Am Brühl auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht: "Problemlos kommen wir dort nicht durch." Manche Parkbuchten hätten sich als so verzwickt erwiesen, dass die Stadtverwaltung dort mittlerweile Halteverbote erlassen habe. Hohenadl wies darauf hin, dass nicht allein die Straßen schmäler seien, sondern auch die Fahrzeuge größer und breiter. Das gelte sowohl für private Pkws als auch für Einsatzfahrzeuge der Feuerwehren und Rettungsdienste. In letzter Konsequenz müsse die Feuerwehr ihre Gerätschaften eben tragen, sagte Hohenadl. Bis zu 50 Meter seien gesetzlich zumutbar.

Auch in Dorfen sind es nicht allein die neuen Siedlungen, die schwierig zu befahren sind, sondern ebenfalls Teile der Altstadt. "Am Unteren Markt, wenn große Veranstaltungen sind, wird es recht eng", sagte Hohenadl. "Und der Herzoggraben. Wenn da einer drin steht, ist es eh gelaufen." Dann müsse man Umwege fahren oder eine weitere Feuerwehr anfordern. Aber dadurch verliere man Zeit, die bei einem Notfalleinsatz wertvoll sei.

Richard Obermaier, Kreisbrandmeister in Taufkirchen, betrachtet es als größtes Problem, dass in diesen neuen Siedlungen zu wenig Parkplätze und zu wenig Stellplätze vorhanden seien. Nahezu jede Familie verfüge bereits über einen Zweitwagen, wenn die Kinder größer werden, käme oft auch ein dritter hinzu. Außerdem gebe es noch Besucher, die auf der Straße parken. Hinzu käme eine Parkmoral, bei der man nicht an Notfälle denke: "Die Leute parken oft beidseitig der Straße, keiner will weiter als fünf Meter bis zu seiner Haustüre gehen."

Neben der Anfahrt sind in den engen Gassen der Neubausiedlungen oftmals auch keine geeigneten Aufstellflächen für Feuerwehrdrehleitern vorhanden, "auf denen man vernünftig arbeiten kann", moniert Obermaier. Solche Aufstellflächen seien zwar in Gewerbegebieten vorgesehen oder wo sich konzentriert Büroflächen befänden, aber nicht in Siedlungen: "Das ist immer ein Problem", sagte Obermaier, weil man in der Taktik der Brandbekämpfung eingeschränkt sei.

Obermaier würde sich wünschen, dass die Anwohner beim Parken öfter daran denken würden, ob der Wagen bei einem Notfalleinsatz im Weg stehen könnte. Wenn es nämlich blöd läuft, kann es schon mal passieren, dass die Karre ein paar Beulen abbekommt: "Bei einem Einsatz, bei dem es um hohe Sachwerte oder sogar um Menschenlaben geht, räumen wir einen Wagen, der im Weg steht, zur Seite."

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