Geplante Logistikhalle:Enorme Ausmaße

Der Planungsausschuss des Stadtrates diskutiert über eine Fläche im Westen der Stadt. Dort sollen ein Gewerbehof und ein Recyclinghof entstehen sowie ein Halle, wie es sie in Erding noch nicht gibt

Von Mathias Weber, Erding

Der Erdinger Westen könnte in den kommenden Jahren sein Gesicht verändern: Das Stadtbauamt hat dem Planungs- und Bauausschuss des Erdinger Stadtrates am vergangenen Donnerstag einen Plan präsentiert, wie das Gebiet zwischen der Dachauer Straße im Norden und der Sigwolfstraße im Osten in Zukunft aussehen könnte. Zum Teil traf er auf Zustimmung bei den Stadträten, zum Teil aber auch nicht - auch wegen des befürchteten zusätzlichen Verkehrs. Bestimmt wird dieses Planungsgebiet, das der Stadtrat im Dezember vergangenen Jahres in den Bebauungsplan Nummer 225 gefasst hatte, von drei verschiedenen Nutzungen: Ganz im Westen, angrenzend an den Baustoffhandel Auer und im Norden an Aldi, einem Hotel und McDonald's, wird eine Halle entstehen, in der ein oder mehrere Logistikunternehmen Platz finden; daneben soll in mehreren Hallen ein Gewebehof entstehen, in denen hauptsächlich Erdinger Handwerker unterkommen können, denen am jetzigen Standort die Erweiterungsflächen fehlen; und schließlich sieht der Plan einen lange von den Erdingern ersehnten, modernen Recyclinghof vor, der in Richtung Sigwolfstraße gebaut werden soll. Umgeben wird das Ensemble von einem öffentlichen Grüngürtel, der von Rad- und Gehwegen durchzogen sein soll, sodass der Recyclingshof auch zu Fuß zu erreichen ist.

Die Diskussion im Ausschuss bestimmt hat die Logistiker-Halle. Sie hat für Erding außergewöhnliche Ausmaße: Die Bruttogeschossfläche liegt dem Vorplan zufolge bei 81 000 Quadratmetern, auf der Westseite soll sie 19,5 Meter hoch, zur Stadt hin 13,5 Meter hoch sein. Auf der schmalen Seite, entlang der Dachauer Straße, dürfte die Halle etwa 270 Meter lang sein, auf der Längsseite etwa 310 Meter. Offenbar ist es auch möglich, die Halle zu unterteilen, sollten mehrere Logistiker Interesse haben. Namen wurden in der Sitzung nicht genannt, Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) sagte kürzlich der SZ Erding, er habe keine aktuellen Informationen über die Absichten des interessierten Unternehmens. Das wird sich dann sowieso mit den Grundstückseignern auseinandersetzen müssen, das gesamte Planungsgebiet ist im Besitz von Investoren. Sie haben sich Gotz zufolge bereit erklärt, den Handwerkerhof auf dem Gelände unterzubringen. Die Grünstreifen werden in den Besitz der Stadt Erding übergehen.

logistik

SZ-Grafik

Überzeugt zeigten sich die Fraktionen im Ausschuss nur von einem Teil der Pläne: Der Handwerkerhof sowie der Recyclinghof fanden Zustimmung bei den Stadträten. Besorgt zeigten sich einige Fraktionen allerdings über die Logistikhalle. Günther Kuhn von den Grünen hatte grundsätzliche Probleme mit der Branche: Er fürchtet, dass keine nachhaltigen, sondern einfache Arbeitsplätze entstünden; diese Arbeiter würden sich keine Wohnungen im teuren Erding leisten können, außerhalb wohnen und für mehr Verkehr sorgen. Hans Egger (Erding jetzt) stimmte zu und sagte, Logistiker seien nicht als gute Steuerzahler bekannt. Er fand drastische Worte: "Amazon ist sicher das Horror-Szenario." Mit einem Logistiker sei man nicht gut bedient, für Erding sollte man "bessere Lösungen finden".

Diskutiert wurde auch über die zusätzliche Verkehrsbelastung. Erschlossen werden alle drei Nutzungen von Norden aus, von den zwei Kreiseln entlang der Dachauer Straße. Der Logistiker wird nur den Kreisel gegenüber Aldi nutzen, für die Handwerker und den Recyclinghof ist der östlichere Kreisel vorgesehen. Der westliche Logistiker-Kreisel soll mit einem Bypass ausgestattet werden, um möglichen Behinderungen vorzubeugen. Eine Leistungsfähigkeitsuntersuchung habe ergeben, hieß es aus der Verwaltung, dass die beiden Kreisel in der Lage seien, die Nutzung "leistungsgerecht abzuwickeln" und dann auch noch Reserven blieben.

81 000 Quadratmeter

So groß soll die Halle werden, in der sich in Erding-West einmal ein oder mehrere Logistikunternehmen ansiedeln werden. Vergleichbare Hallen gibt es kaum: Die Zentrale des Tonträgervertriebs Alpha, ebenfalls in Erding-West, ist nur gut 14 500 Quadratmeter groß, die neue Fruchtlogistikhalle von Rewe in Eitting hat 10 000 Quadratmeter Fläche. In einer anderen Liga spielt zum Beispiel Amazon: Dessen Logistikzentrum in Graben bei Augsburg ist 110 000 Quadratmeter groß.

OB Gotz begegnete der Kritik gelassen. Erding sei nicht "kleinkariert" und solle auch einem Logistiker die Möglichkeit bieten, sich anzusiedeln. Dem Vorschlag, den Bebauungsplan zu teilen und den Logistiker separat zu behandeln, erteilte er eine Absage, wohl mit Blick auf die Grundstückseigner, mit denen Gotz verhandelt hat: "Wer dafür stimmt, beerdigt das Projekt." Schließlich stimmten die Stadträte mit zehn Stimmen zu einer dafür, mit den präsentierten Vorschlägen in die tiefere Planung zu gehen - allerdings "mit Bauchschmerzen", wie Stadträtin Johanna Heindl (FW) sagte.

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