Stadtteilkunst Erding:Schlummernde Talente kommen ans Licht

Mr. Woodland gestaltet die Wand am Stadtparkt

Urban Art gibt es bereits im Stadtpark: Daniel Westermeier sprühte 2015 das Werk "Everywhere at home" an eine Mauer. Jetzt folgt Land Art.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Vorbereitungen laufen bereits an sechs weiterführenden Schulen. Das Spektrum reicht von Arbeiten mit Beton über Töpfern und Performance bis hin zu einem Grassofa

Von Sophia Belliveau

ErdingNachdem 2009 die Grundschulen an dem Projekt Stadtteilkunst Erding teilgenommen haben, sind dieses Jahr die sechs weiterführenden Schulen der Stadt an der Reihe. Am Freitag, 13. Juli, von 14 Uhr an, fahren OB Max Gotz (CSU) und Vertreter des Rathauses und des Stadtrates von Schule zu Schule, um die Kunstwerke und Projekte zu betrachten. Am 5. Oktober werden sie dann bei einer Vernissage im Nuseum Erding präsentiert.

Die FOS/BOS und die Berufsschule Erding haben sich für die Stadtteilkunst zusammengeschlossen. In der Kapelle zwischen den beiden Schulen zeigen Schüler der Asylklassen selbstgemachten Schmuck aus Beton. "Mit Beton verbinden die Asylbewerber meist Negatives wie Mauern und Grenzzäune. Wir wollten ihnen zeigen, dass man daraus auch Schönes machen kann", sagt Jens Baumgärtel, Schulleiter der FOS/BOS. Seit Dezember arbeitet die Gruppe bereits mit Tonmasse und Beton: "Vor allem das Haptische fördert bei vielen die Kreativität", sagt Florian Achatz, Englisch- und Sportlehrer und Leiter des Projektes. "Bei vielen Schülern, auch bei den leistungsschwächeren, schlummern Talente." Sie seien im Zuge des Projektes zum Vorschein gekommen. Um den Asylbewerbern die Materie näherzubringen, unternahm Achatz mit ihnen eine Exkursion ins Franz-Xaver-Stahl-Museum in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring. Der Ausflug sei sehr interessant gewesen, da "viele der ausgestellten Gegenstände in den Herkunftsländern der Asylbewerber noch gang und gäbe sind." Die Schüler hätten sehr motiviert gearbeitet: "Sogar die Tische, auf denen ihre Kunstwerke ausgelegt werden, haben sie selbst gebaut."

Das Anne-Frank-Gymnasium bereitet für die Stadtteilkunst "Tea Time im Park" vor. "Das ist eine Verbindung aus Töpferausstellung und Performance", erklärt Kunstlehrerin Sabine Bäumel. Ein Oberstufenkurs präsentiert Teekannen und -schalen, die von den Schülern selbst getöpfert und bemalt wurden. Der zweite Teil des Projektes besteht aus einer Aufführung der Theatergruppe. Im von der Gruppe geschriebenen Stück "werden Teeutensilien verwendet", sodass es einen Zusammenhang zwischen Ausstellung und Performance herstellt. An der Mädchenrealschule Heilig Blut möchte man im Stadtpark Land Art und Urban Art präsentieren. Auf letzteres nimmt die Rückwand der Schule bereits Bezug: Der Erdinger Street-Artist Daniel Westermeier fertigte hier das Werk "Kaleidoscope" an. Beim Projekt Land Art waren die Schülerinnen damit beschäftigt, Altbekanntes zu verhüllen und Spaziergängern damit einen Überraschungsmoment zu bereiten. So sind zum Beispiel "große, aus Flatterband gestrickte Segel" entstanden, die mithilfe der Stadtgärtner in die Bäume gehängt werden. Dabei ist es den Mädchen laut Kunsterzieherin Monika Dreier wichtig, Betrachtern "unsere Umweltprobleme mit der schleichenden Zerstörung der Natur" bewusst zu machen.

Die acht Schülerinnen des P-Seminars "Ausstellungspraxis" am Korbinian-Aigner-Gymnasium haben für das Projekt ein Grassofa gebaut. Inspiration dafür fanden die Elftklässlerinnen in Künstler Daniel Spoerri, der in den 80er Jahren eine Reihe solcher Sofas herstellte. Das Erdinger Grassofa soll bereits am Freitag, 27. Juni, im Stadtpark aufgebaut werden, damit sich das Gras bis zum Besichtigungstermin am 13. Juli festigen kann. Danach macht es bis zum 5. Oktober eine Tour durch die Stadt, wobei es unter anderem am Kronthaler Weiher und bei der Bibliothek stehen wird. Dabei wird das Grassofa von einem Gabelstapler auf einer Holzpalette transportiert. "Es ist natürlich ein Experiment, das Sofa kann auch kaputt gehen." Dieses Risiko werde die Gruppe jedoch in Kauf nehmen, denn es sollen "immer neue Perspektiven auf das Sofa entstehen", sagt Kunstlehrerin Meinfelder. Ziel des Grassofas sei es, für Benutzer einen Ruhebereich herzustellen und "zu sehen, wie Menschen damit umgehen und darauf reagieren". Nach der Vernissage im Oktober wird es voraussichtlich einen festen Platz im Park erhalten.

An der Herzog-Tassilo-Realschule arbeiten 15 Schüler des Wahlfachs "Stadtteilkunst" seit Oktober an lebensgroßen Gipsfiguren, die nach den Körpern der Siebt- bis Neuntklässler modelliert werden. "Die Figuren stellen unsere Schulwerte dar und werden auch nach der Stadtteilkunst im Schulhaus präsent sein", sagt Sibylle Rusteberg, Leiterin des Wahlunterrichts. Indem die Gipsmenschen in bestimmten Positionen aufgestellt werden, verkörpern sie unterschiedliche Werte wie zum Beispiel Toleranz oder Bildung. Am 13. Juli werden die Wahlfachteilnehmer ihre Figuren präsentieren und erklären, wofür jede steht. Rusteberg leitet zum ersten Mal ein solches Projekt und "würde es aber sofort wieder machen", wie sie sagt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: