Stadtpark Erding:Für Tiere, Pflanzen und Menschen

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Hier werden die Landschaftsgärtner Hand anlegen. Die Hangkante hat eine besondere Bedeutung, sie markiert das frühere Hochufer der Sempt. Wenn ein paar Büsche und Bäumchen weggeschnitten sind, wird man dieses Merkmal wieder besser erkennen. (Foto: Renate Schmidt)

Die Politik packt den zweiten Schritt der Sanierung an. Der Entwurf des Landschaftsarchitekten Martin Rist stößt in der Politik auf breite Zustimmung. Noch in diesem Herbst geht es los

Von Antonia Steiger, Erding

Noch in diesem Herbst schreitet die Sanierung des Erdinger Stadtparks voran. Der Landschaftsarchitekt Martin Rist präsentierte dem Stadtrat am Dienstag einen Entwurf, der allgemein auf Zustimmung stieß - anders noch als vor sechs Jahren, als auf den Entwurf für den ersten Abschnitts die Reaktionen gemischt und teilweise recht ablehnend ausfielen. Leicht geschluckt haben die Stadträte jedoch bei der Kostenschätzung: 4,45 Millionen Euro liegen deutlich über der ersten Schätzung von 3,85 Millionen vom Oktober 2015. Zum Großteil sei die zu erwartende Preissteigerung Ursache für die höheren Kosten. Aber man stieß bei Stichproben im Bereich des Tiergeheges auch auf Bauschutt. Deswegen gibt es nun auch einen Posten für die Altlastenentsorgung.

Eines von mehreren Zielen für den zweiten Abschnitt ist es, die Hangkante entlang des Sportplatzes am Anne-Frank-Gymnasiums deutlicher sichtbar zu machen. Diese Kante ist das alte Hochufer der Sempt, und als solches soll das Naturdenkmal künftig erkennbar sein, nicht nur im Winter, wenn die entlaubten Bäume den Blick frei geben. Dazu müssen Bäume und Büsche am Hang entfernt werden, doch Rist betonte nicht zum ersten Mal, dass die Einschnitte weniger gravierend sein werden als beim ersten Abschnitt auf der anderen Seite der Sempt. OB Max Gotz (CSU) erinnerte daran, dass in Zusammenarbeit mit der am Landratsamt Erding angesiedelten Unteren Naturschutzbehörde in Gestalt von dem mittlerweile in den Ruhestand getretenen Anton Euringer die Maßnahmen des ersten Abschnitts auch dazu führen sollten, die Artenvielfalt im Park zu erhöhen. Diese Erwartungen seien weit übertreffen worden, sagte Gotz. Und so soll es weitergehen. So werden die ökologischen Zonen entlang der Sempt in deutlich größerem Umfang ausgebaut als im ersten Abschnitt. Abgestimmt mit dem Wasserwirtschaftsamt München wird auch der ökologische Zustand der Sempt selbst verbessert. Dazu sollen Buhnen eingebaut werden: Hindernisse im Wasser, die für Verwirbelungen und eine erhöhte Strömungsgeschwindigkeit sorgen. Einen riesigen Qualitätssprung wird wohl auch der Ententisch hinter dem Tiergehege machen, denn er wird an das Fließgewässer angeschlossen.

Aber nicht nur Pflanzen und Tiere sollen durch die Eingriffe zu ihrem Recht kommen, auch die Menschen: Das Konzept für den zweiten Abschnitt, der unter anderem den Bereich zwischen dem Anne-Frank-Gymnasium, der Mädchenrealschule und der Sempt umfasst, sieht vor, dass ältere Mitbürger schöne Plätzchen finden können, auf Bänken unter Bäumen am Rande der Wiese mit Blick auf diese Wiese im Sonnenschein. Eine Boulebahn soll es dort unten geben und einen Bewegungsparcours, der nach den Wünschen von Horst Schmidt (SPD) keinesfalls ein Fitnessparcours werden - und auch nicht so heißen soll. Für die Jüngsten wird es ein Angebot geben, und zwar ein bemerkenswertes: Wo heute das Tiergehege zu finden ist, wird ein großer Spielplatz eingerichtet. Im Zentrum findet sich ein Wasserspielplatz mit einer Wassertiefe von bis zu 15 Zentimetern. In der Mitte wird eine Insel gebaut, die nicht nur die Form der Erdinger Altstadt hat, sondern die auch "Altstadt Erding" heißen wird und auf die man auf Wegen gelangt, die den Stadttoren nachempfunden werden. Es gibt eine Stadtmauer, Spielhäuser und Wassergraben. Der Bereich ins barrierefrei. Hierzu suchten die Landschaftsarchitekten die Zusammenarbeit mit dem Museum Erding. Ein Pavillon, der die Bedürfnisse von Erwachsenen nach ein wenig pädagogischem Input stillen soll, wird dort ebenfalls entstehen, außerdem Sitzbänke für Eltern, die ihre Kinder beaufsichtigen. Das Kleintiergehege bleibt, für Wild und Esel sucht man eine bessere Unterkunft irgendwo anders. Sie würden im Park nicht artgerecht gehalten, darauf haben in den vergangenen Jahren Fachleute immer wieder aufmerksam gemacht und so versucht, den Abschiedsschmerz der Erdinger zu lindern.

Los geht es schon im September, dann wird die Baustellenzufahrt errichtet. Statt blickdichter Bretterzäune wird es Zäune geben, durch die man das Geschehen beobachten kann. Im Oktober starten dann die Vegetationsmaßnahmen.

© SZ vom 27.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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