Die Kreis- und Stadtsparkasse Erding-Dorfen muss sparen. Zwar hat die Sparkasse 2015 unterm Strich 2,8 Millionen Euro Gewinn gemacht, wie der Vorstandsvorsitzende Joachim Sommer bei der Bilanzpressekonferenz am Freitag bekannt gab. Doch die Haupteinnahmequelle sprudelt nicht mehr so wie früher. Der Zinsüberschuss brach im vergangenen Jahr um 4,1 Millionen auf 37,4 Millionen Euro ein. Angesichts der extrem niedrigen Zinsen werden die Einnahmen in den kommenden Jahren noch weiter sinken. Die Sparkasse reagiert deshalb mit Kosteneinsparungen - vor allem beim Personal.
Bereits Ende Oktober war bekannt gegebenen worden, dass binnen vier Jahren zehn Prozent der Stellen bei der Sparkasse gestrichen werden. Ende 2015 hatte die Sparkasse 406 Mitarbeiter. Beim Personalabbau werde man ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen, betonte Sommer. Bislang habe man zu Beispiel durch Altersteilzeitregelungen bereits den Wegfall von 20 Vollzeitstellen zumindest "vertraglich" festgemacht. Das Äquivalent von weiteren 15 Vollzeitstellen lasse sich in den kommenden Jahren durch die "natürliche Fluktuation" abbauen, sagte der Vorstandsvorsitzende.
Nach außen hin wird der Personalabbau durch die Umwandlung von Geschäftsstellen sichtbar. Die Sparkasse listet zwar im Landkreis noch 36 Geschäftsstellen auf. Doch 19 von ihnen sind nur noch sogenannte SB-Geschäftsstellen ohne einen menschlichen Bankmitarbeiter. In mehr als der Hälfte der Geschäftsstellen muss man sich also bereits selbst bedienen. Die jüngsten Umwandlungen zu SB-Sparkassen fanden zum 1. Januar dieses Jahres in Langenpreising und Inning statt. Ende des Jahres werden auch in Moosen und Oberneuching die Mitarbeiter abgezogen.
Das habe natürlich mit dem Personalabbauprogramm zu tun, sagte Sommer, aber auch mit einem veränderten Kundenverhalten. In den vergangenen zwei Jahren seien noch einmal 18 Prozent mehr Online-Girokonten bei der Sparkasse freigeschaltet. 85 Prozent aller Überweisungen würden von den Sparkassenkunden "beleglos" übers Internet abgewickelt. "Nähe kann man nicht mehr ausschließlich in Kilometern zur nächsten Filiale messen", sagte Sommer. Und wer nicht übers Internet oder mobil über die Sparkassen-App gehen möchte, sondern weiterhin menschlichen Kontakt wolle, der könne von Juli oder August an eine neue "mediale Geschäftsstelle" nutzen. Dort könne man dann von 8 bis 19 Uhr telefonisch "das ein oder andere einfache Bankgeschäft erledigen", sagte Sommer.
Zur Geschäftsentwicklung im großen Ganzen präsentierte der Vorstand ein Menge Zahlen. Die Bilanzsumme ist 2015 um knapp fünf Prozent auf fast zwei Milliarden Euro gestiegen. Die Kundeneinlagen nahmen um 4,6 Prozent auf etwa 1,5 Milliarden Euro zu. Auch das Kreditvolumen stieg um 3,2 Prozent auf circa 1,1 Milliarden Euro. "Wir vergeben jeden Kredit, der vergebbar ist", sagte Vorstandsmitglied Mischa Schubert. Dabei nahmen sowohl die Summe der Kredite an Unternehmer und Selbstständige (601 Millionen Euro) als auch an Privatkunden zu. Letzter nehmen bei der Sparkasse vor allem Darlehnen zur Wohnbaufinanzierung (436 Millionen Euro) auf.
Für die Kreditnehmer sind die weiterhin extrem niedrigen Zinsen nach wie vor positiv. Für die Sparkasse seien sie hingegen "eine große Herausforderung", sagte Sommer. Die wegen geschrumpfter Gewinnmarge beim Kreditgeschäft trotz größerem Umsatzes immer weniger reinkomme, müsse man zunehmend an "andere Ertragsquellen" denken. Dazu gehöre, so Sommer, es den Kunden gleich zu tun, und zum Beispiel selbst in Immobilien zu investieren.