Spaenle in Wartenberg:"So ein Schmarrn"

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CSU-Kultusminister Spaenle sieht Bayern im Bildungswesen auf richtigem Kurs. AfD-Proteste gegen Gender-Wahn hält er für Unsinn

Das Wort Demonstration kommt aus dem lLateinischen: demonstrare, für zeigen, hinweisen. Dazu gehört dann auch eine Öffentlichkeit, die dies sieht und aufmerksam wird. Und so stand eine kleine Schar AfDler Mittwochabend am Wartenberger Marktplatz - sprichwörtlich im Regen. Im Gegensatz zu einigen CSU-Mitgliedern des Ortsverbandes. Die warteten im Trockenen auf die Ankunft von Ludwig Spaenle (CSU), dem Bayerischen Staatsminister für Bildung und Kultus, der von 19 Uhr an zu aktuellen Themen der bayerischen Bildungspolitik sprechen sollte, und wunderten sich über die Demo ("Haben die den Spaenle mit dem Herrmann verwechselt?").

Um 19 Uhr war die offiziell Genehmigung der Mahnwache der Alternative für Deutschland zu Ende, die Banner und Plakate wurden eingepackt und man zog ab. Spaenle hatte von dem Protest gegen "den Gender-Wahn " und "für den Schutz von Kindern vor Frühsexualisierung" nichts mitbekommen - er hatte Verspätung und kam erst gegen 19.30 Uhr an. Aber auch den Wartenbergern war mehr die starke Polizeipräsenz im Ort aufgefallen - die war mit acht Beamten in vier Einsatzfahrzeugen gekommen - als die Mahnwache.

In seiner Rede war der Kultusminister erst gar nicht auf das Thema Gender und Frühsexualisierung eingegangen, musste aber im Anschluss bei der Fragerunde doch Stellung beziehen, als ein Besucher ähnliche Bedenken äußerte wie die AfD auf ihren Plakaten. Spaenles Antwort war deutlich: "Wer hat Ihnen denn den Schmarrn erzählt", fragte er. In den neuen Richtlinien für die Familien- und Sexualerziehung in den bayerischen Schulen stehe kein Wort über "Genderisierung". Es gehe um einen "verantwortungsbewussten Umgang" mit der Sexualität, um "eine Sensibilisierung der Jugend", um das Thema Sex und Gewalt und um die Medienverantwortung. Und alles andere sei Unsinn.

Offiziell war der Abend als "Bildungspolitische Veranstaltung" angekündigt. Christian Pröbst, CSU-Fraktionssprecher im Gemeinderat, erhoffte sich davon, "dass sich wieder mehr Menschen für die Politik interessieren" und sich aktiv daran beteiligen wollen, statt nur am Stammtisch darüber zu schimpfen. Natürlich dann am liebsten in der CSU und nicht in Parteien, "die nur dagegen sind" - wobei er die AfD nicht explizit nannte. Denn auch der CSU in Wartenberg falle es schwer, Bürger zu finden, die beispielsweise als Gemeinderat kandidieren wollen. Pröbst prach vier Themen an, auf die er von Spaenle Antworten erhoffte: der Umgang mit Flüchtlingskindern vom Kindergarten aufwärts, die "proppenvolle Schulbusse morgens in die Stadt Erding, die Zukunft der Ganztagsschule und wann Wartenberg endlich einen neuen Leiter für die Marie-Pettenbeck-Schule bekomme. Für letzteres hatte Spaenle gute Nachricht im Gepäck: "Nach meinem Wissen kommt zum 1. August jemand". Für die Schulbusse sei er aber nicht zuständig, sagte Spaenle.

Ansonsten zeichnete der Kultusminister Bayern als Vorbild für die anderen Bundesländer. In Bayern suche man die passgenaue Antwort auf differenzierten Wegen für die Kinder. Ziel sei ihr Wohl und eine möglichst wohnortnahe Beschulung. "Bayern setzt auf Vielfalt", sagte Spaenle. Man müsse den Jugendlichen, die mehr Zeit brauchen, die gleiche Chance wie allen einräumen. Seiner Meinung nach habe sich die Frage nach einem G8 oder G9 überholt. Er setze sich dafür ein, dass künftig die einzelnen Schulen über die Dauer der Gymnasialzeit entscheiden könnten. "Mittelstufe Plus" heißt das Pilotprojekt. Auch das duale System, die Verbindung von Schule und Ausbildung habe sich bewährt und sei zu einem wichtigen Faktor der Integration von Flüchtlingen geworden. Leider sei es aber so, dass die soziale Herkunft immer noch eine große Rolle spiele. Spaenle ist sich aber sicher, dass das bayerische System unterschiedlicher Wege jedem Jugendliche den Weg zum Bildungserfolg ermögliche.

© SZ vom 15.07.2016 / wil - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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