Shoppen in Erding:"Radikaler Schritt"

Shoppen in Erding: Der Kreuzmarkt findet immer am ersten Sonntag im Mai statt - dann ist in Erding verkaufsoffener Sonntag. Foto: Renate Schmidt

Der Kreuzmarkt findet immer am ersten Sonntag im Mai statt - dann ist in Erding verkaufsoffener Sonntag. Foto: Renate Schmidt

"Wir sollten uns sehr wohl trauen": Erdings Oberbürgermeister Gotz wünscht sich statt vier nur noch einen verkaufsoffenen Sonntag im Jahr.

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

An vier Sonntagen hatten im vergangenen Jahr die Geschäfte im Erdinger Zentrum sowie in den Gewerbegebieten im Westen der Stadt und in Aufhausen geöffnet. Ein Besuchermagnet in unmittelbarer Nähe rechtfertigte jeweils die Ausnahme vom Ladenschlussgesetz, für die eine Verordnung seitens der Stadt notwendig ist. So weit, so die Routine. Doch Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) wollte da in der jüngsten Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses nicht länger mitspielen. Er schlug vor, die Geschäfte nun nur am Sonntag, 5. Juni, zu öffnen - dem Wochenende, an dem ein Markt mit Schwerpunkt auf fair gehandelte Produkte stattfindet. Das sorgte für eine rege Diskussion im Ausschuss. Eine Entscheidung fiel nicht.

"Wir sollten uns sehr wohl trauen", sagte der OB, "einen Akzent für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Erding zu setzen und einen Impuls für Fair Trade zu geben." In der Vergangenheit habe keiner im Stadtrat "mit großer Euphorie" den verkaufsoffenen Sonntagen zugestimmt und das Thema sei zudem für die Verwaltung "sehr schwer zu handeln". Wirtschaftsreferent Rainer Mehringer (FW) bewertete den Vorschlag als einen "radikalen Schritt" und erinnerte daran, dass die vier Sonntage einen "nicht unerheblichen Anteil" am Umsatz der Einzelhändler hätten. Aus Sicht von Hugo Gruber (Erding Jetzt) wäre eine solche Beschränkung "ein schwerer Schlag für die Altstadt". Er verwies auf ein Gutachten demzufolge die Innenstadt "ohnehin an Frequenz" verloren hätte, an den Sonntagen hingegen würden auch Familien aus dem Umland kommen. "Dorfen, Freising und Wasserburg haben vier und sogar in München denkt man momentan darüber nach."

"Ich bin begeistert!"

Josef Hochholzer (FW) räumte ein, dass die Argumente für eine Ladenöffnung in den Gewerbegebieten teils "fadescheinig" waren, deswegen aber die Innenstadt zu "bestrafen" sei falsch. Er sieht die Sonntagsöffnung im Zentrum als "historisch gewachsen". Unterstützung erhielt Hochholzer von CSU-Fraktionschef Jakob Mittermeier. Siegfried Ippisch (CSU) widersprach dem Vorwurf der Fadenscheinigkeit und gab zu bedenken, dass zum Beispiel beim Tag der Rettungskräfte sehr wohl Besucher in die Randgebiete gekommen seien. "Wir sollten versuchen, das gerecht zu behandeln." Erdings Dritter Bürgermeister Hans Schmidmayer (SPD) begrüßte die Idee, den Fair-Trade-Gedanken noch transparenter zu machen. Erst im Oktober des vergangenen Jahres hatte der Verein Transfair Deutschland die Kreisstadt als "Fairtrade Town" ausgezeichnet. Schmidmayer äußerte aber Bedenken zu weniger Sonntagsöffnungen. "Da kommt ein breites Publikum, das sich mehr Zeit für die Läden nimmt." Für den Einzelhandel sei es "ein gutes Instrument", um die Attraktivität der Innenstadt zu steigern. Der SPD-Politiker schlug einen Kompromiss vor: weiterhin vier verkaufsoffene Sonntage, aber nicht länger in den Randgebieten. Dem schloss sich Helga Stieglmeier von den Grünen an. OB Gotz habe recht damit, dass man in den vergangenen Jahren "eben so" zustimmte. Eva Maria Döllel (ÖDP) befürwortete als Einzige Gotz' Vorstoß: "Ich bin begeistert!"

Am Ende einigte sich der Ausschuss darauf, das Thema noch einmal intensiv in den Fraktionen zu besprechen und in einer der kommenden Sitzungen des Stadtrats wieder aufzugreifen.

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