Sendung mit der Maus:Alles in Butter

Auf dem staatlichen Versuchsgut in Grub erleben Kinder beim bundesweiten Türöffner-Tag hautnah, wie auf einem Bauernhof mit Milchkühen gearbeitet wird

Von Christina Seipel, Poing

Zum Schluss der dreistündigen Tour gibt es ein kleines Experiment. Sabine Stündler-Liebl zeigt auf ein Kunststoffgefäß mit einer weißen Flüssigkeit. Die Gruppe von zwölf Kindern, die sich um einen großen Holztisch versammelt hat, beobachtet neugierig das Geschehen. Dass es sich bei dem Inhalt um Sahne handelt, konnten die Sechs- bis Zehnjährigen erraten. "Was passiert nun, wenn ich den Becher ganz fest schüttele?", fragt Stündler-Liebl so geheimnisvoll als wolle sie gleich einen Zaubertrick vorführen. Jonas hat sofort die richtige Antwort parat: "Butter." Damit die Kinder sehen, dass es wirklich funktioniert, darf jeder den Becher mehrmals kräftig rütteln.

Butterherstellen war eine von vielen Aktionen, die in diesem Jahr bei der Veranstaltung "Türen auf für die Maus" auf dem Programm der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Grub standen. Bei dem bundesweiten Türöffner-Tag konnten Kinder zwischen sechs und zehn Jahren einen Blick hinter die Kulissen eines Bauernhofs mit Milchproduktion werfen und dabei einiges lernen. Insgesamt 26 Kinder erkundeten in zwei Gruppen das weitflächige Gelände des Gutshofes mit den unterschiedlichen Rinderställen. Auch für die Eltern gab es parallel eine Führung.

"Neu war die Arbeit mit dem Melkroboter", sagt Jessika. Wie man Kühe melkt, kannte die Zehnjährige von einem Urlaub auf dem Bauernhof. Dass die Arbeit jedoch komplett von einer Maschine übernommen werden kann, habe sie nicht gewusst. "Solch ein Melkroboter rentiert sich aber erst ab 60 Tieren", berichtet Sabine Stündler-Liebl aus eigener Erfahrung. Gemeinsam mit ihrem Mann bewirtschaftet die Erzieherin in Egmating selbst einen Biohof mit 50 Milchkühen. Auf kindgerechte Weise erklärte sie am Montagnachmittag geduldig den Unterschied zwischen einem staatlichen Bauernhof und einem Familienbetrieb. Dabei lernten die Kinder auch die Rinderrassen anhand von Spielzeugmodellen zu unterscheiden. Jessika hat sich eine braun-weiß gefleckte Plastikkuh ausgesucht. "Das ist das deutsche Fleckvieh, das hier auf dem Hof und in Süddeutschland am meisten verbreitet ist", erläutert Sabine Stündler-Liebl. Das schwarzbunte Milchrind sehe man eher in Norddeutschland, das deutsche Braunvieh in Südtirol, im Allgäu und in Österreich. Nur um das schwarze Angus-Rind oder das Texas-Long-Horn mit einer Hornspannweite von bis zu drei Metern anzutreffen, müsse man weit reisen, nämlich nach Spanien und USA. Nachdem die Kinder das Melken durch den Roboter miterleben durften, zeigt Landwirtin Sabine Stündler-Liebl anhand von Schaubildern, wie es auf herkömmliche Weise funktioniert: "Anmelken, das Melkgeschirr mit den vier Zitzenbechern anstecken und dann geht's los". An einem kleinen Modell konnten die Mädchen und Buben mit Wasser üben, wie das funktioniert. "Man streicht dabei von oben nach unten die Finger runter", erklärt Stündler-Liebl und stellt die Melkbewegung mit ihrer Hand nach. Eine Kuh sei ein wahrer Hochleistungsapparat, der zwischen 20 und 25 Liter Milch am Tag erzeugt. Dass Kühe ein Kalb brauchen, um Milch zu geben, war den meisten bekannt. Die jungen Rinder kamen bei den Kindern besonders gut an.

"Das ist das Jüngste", sagt Bettina Härle, die durch die Ställe führte, und deutet auf ein hellbraunes Kalb mit weißen Flecken, großen Augen und einem gelben Schild am linken Ohr mit der Aufschrift "2.10.2016", dem Tag, an dem es geboren wurde. Scheu zuckt das Kalb zurück, als zwei Jungen die Hand durch die Metallstäbe recken, um es zu streicheln.

In Jessikas Gruppe kommt der Becher mit Sahne nach zwei Runden Schütteln zu der Zehnjährigen, die am Ende des Tisches steht. Mit Erstaunen stellt sie fest: "Das ist gar nicht so flüssig." Sabine Stündler-Liebl schüttet den Becher über einem Sieb aus und holt mit dem Messer eine cremige Paste heraus, die sie auf Brotstücke schmiert. Aus Sahne ist Butter geworden.

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