Seehofer in Attaching:Protest mit Bayernhymne

Die Attachinger und zahlreiche engagierte Freisinger haben mit ihrem Widerstand Zeichen gesetzt

Von Kerstin Vogel

Wie sich Horst Seehofer nun entscheidet, ist auch nach seinem Besuch in Attaching offen - auch wenn er sich zwischenzeitlich wie ein Startbahngegner der ersten Stunde angehört hat. Doch ganz gleich, ob er den umstrittenen Flughafenausbau noch heuer komplett beerdigt, ihn via Moratorium langsam sterben lässt oder am Ende doch auf das "Höher-schneller-weiter" der Flughafenbetreiber baut: Die Attachinger und zahlreiche engagierte Freisinger haben mit ihrem Widerstand Zeichen gesetzt. Trotz aller negativen Erfahrungen mit bornierten CSU-Größen (Günther Beckstein hat die Startbahngegner in seiner Zeit als Ministerpräsident mal als Pfeifenköpfe beschimpft) und der teilweise zermürbenden Hoffnungslosigkeit im Bürokratismus der Gerichte, sind sie immer friedlich und fair geblieben. So fair, dass sie den Ministerpräsidenten am Donnerstag nun fast in Volksfeststimmung empfangen haben. Böllerschützen, die Bayernhymne und Applaus für den Kopf der CSU? Hat man bei Aufgemuckt denn wirklich vergessen, wie die Regierungspartei den Startbahngegnern in den vergangenen Jahren aber auch schon gar kein Entgegenkommen gezeigt hat?

Doch so wenig man Seehofers populistische Fähigkeiten unterschätzen sollte, so wenig sollte man dem Irrglauben verfallen, die Mitstreiter von Aufgemuckt ließen sich so ohne weiteres um den Finger wickeln. Sie haben schlicht erkannt, dass Seehofer im Moment ihre beste Chance darstellt, das Damoklesschwert über ihren Köpfen endgültig verschwinden zu lassen. Ihre Argumente sind gut, das hat der Ministerpräsident einräumen müssen - ihm nun einmal mehr zu zeigen, dass er es nicht mit irgendwie fehlgeleiteten Spinnern, sondern mit bodenständigen bayerischen Bürgern zu tun hat, die vor allem die Sorge um ihre Heimat umtreibt, war sicher nicht die schlechteste Idee. Die Bayernhymne wird vor diesem Hintergrund schon fast von selber zu einem Protestsong.

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