Schwierige Planungen:Ärger um Ortsumfahrung

Schwierige Planungen: Hier irgendwo könnte die Straße einmal verlaufen: Blick vom Tower des Fliegerhorstes Erding in Richtung Grünbach und Bockhorn.

Hier irgendwo könnte die Straße einmal verlaufen: Blick vom Tower des Fliegerhorstes Erding in Richtung Grünbach und Bockhorn.

(Foto: Renate Schmidt)

Die geplante Grünbacher Ortsumfahrung ist umstritten. Umweltschützer fürchten Schäden, Bürgermeister Schreiner fühlt sich vom Bund allein gelassen. Er will vorschlagen, den Entwurf für Streckenverlauf aus dem Plan zu entfernen

Von Regina Bluhme

Momentan besteht die künftige B388-Ortsumfahrung von Grünbach aus einem gestrichelten Areal im Flächennutzungsplan. Die Gemeinde Bockhorn hat dort einen Korridor eingezeichnet, der anzeigt, wo nach ihrer Vorstellung die Strecke einmal verlaufen könnte. Doch in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag will Bürgermeister Hans Schreiner vorschlagen, die Schraffierungen aus dem Plan zu entfernen. Zum einen gibt es bereits erste Kritik, das Projekt würde die Natur zerstören. Zum anderen fühlt sich der Bürgermeister vom Bund alleine gelassen: "Wir sind nicht qualifiziert, eine Bundesstraße zu planen."

Grünbach wartet schon seit Jahren auf eine Verkehrsentlastung. Die Freude war groß, als die Ortsumfahrung im vergangenen Jahr in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen wurde. Dann erhielt die Begeisterung einen ersten Dämpfer: Das Staatliche Bauamt habe mitgeteilt, dass es sich außerstande sehe, zeitnah einen Entwurf für die Strecke anzufertigen, berichtet Schreiner. "Wir wurden daher angehalten, im Flächennutzungsplan selber einen Korridor einzuzeichnen." Der erste Korridor führte gleich zu Ärger. Viele Gemeinderäten empfanden den Korridor als zu breit. Das Areal wurde darauf hin schmäler eingezeichnet und erhielt Mitte September Grünes Licht im Gemeinderat.

In der Sitzung am Donnerstag werden nun die eingegangenen Stellungnahmen zu dem Entwurf diskutiert. Darunter gibt es auch Schreiben, die eine Umweltzerstörung durch den Bau der Bundesstraße befürchten, informiert Schreiner. Inzwischen sei das Thema zum Politikum geworden, bedauert der Bürgermeister.

Er werde den Gemeinderäten vorschlagen, "dass wir den Korridorentwurf einfach rauslassen". Die Gegend rund um Grünbach sei "ein sehr schwieriges Gelände", es gelte beim Bau der Strecke zum Beispiel Anhöhen und den Verlauf der Strogn zu berücksichtigen. "Das müssen sich Fachleute anschauen, wir als Gemeinde haben doch keine Ahnung, auf was beim Bau einer Bundesstraße zu achten ist", gibt Schreiner zu. "Und dann wissen wir auch gar nicht, wie viel Geld für den Bau da ist." Grundstücksverhandlungen könne die Gemeinde auch nicht führen, denn das sei Bundessache. "Da beißt sich die Katze in den Schwanz."

In der Sitzung am Donnerstag werden die Gemeinderäte mehrere Stellungnahmen zu diskutieren haben, welche die Umweltzerstörung durch die B388-Umfahrung kritisieren, sagt Schreiner. Helen Sudau aus Bockhorn hat sich im Vorfeld mit einer E-Mail an die SZ gewandt. Sie fürchtet vor allem um die Zukunft von Aurlfing. Für sie ist die geplante Umfahrung Grünbachs "ein weiteres Projekt der Zerstörung". Wie Helen Sudau schreibt, werde "nicht nur das Landschaftsbild für immer zum Negativen hin verändert werden, die Einwohner des betroffenen Dorfes Aurlfing werden durch die Straße von der restlichen Gemeinde gewollt abgeschnitten". Es werde "zu allen bekannten Begleiterscheinungen kommen, die der Neubau einer Bundesstraße so mit sich führt", heißt es weiter. Dazu komme, dass ein Naturraum, der noch vielen heimischen Arten eine Heimat biete, zerstört werde. Vor dem Hintergrund des extremen Arten- und besonders Insektensterbens sei nicht nachvollziehbar, "wie ein solch kurzsichtiges Projekt durchgesetzt werden kann."

Bürgermeister Hans Schreiner macht sich jedenfalls auf Diskussionen im Gemeinderat am Donnerstag gefasst. Ob er mit seinem Vorschlag, den schraffierten Korridor zu entfernen, durchkommt? Da müsse er sich überraschen lassen, sagt Schreiner. "Ich kann wirklich nicht sagen, wie es ausgeht."

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