20 000 Schritte täglich:"In Erding werden koane Gickerl gestohlen"

Beate und Ruprecht bedienen im Stiftungszelt am Erdinger Herbstfest. Sie geben Einblicke in ihre Arbeit und geben Tipps für die Bewirtung an einem Volksfest

Von Carolin Fraunhofer und Zoë Kögler, Erding

20 000 Schritte, ungefähr 14 Kilometer. Das ist die Strecke, die eine Volksfestbedienung während ihrer Arbeit im Zelt an einem langen Sonntag zurücklegen würde. Das berichteten Beate und Ruprecht, die beide im Stiftungszelt am Erdinger Herbstfest bedienen. Mit drei weiteren Kollegen sind sie für die Box, auf der Seite zum Biergarten hin, zuständig.

32 Tische wollen mit Getränken und Speisen erst einmal versorgt sein. "Besonders in der Rush Hour, zwischen halb sieben und neun, wird es da stressig", erzählen Beate und Ruprecht. Aber so leicht lassen sich die beiden Routiniers nicht aus der Ruhe bringen. Während Ruprecht das fünfte Mal beim Herbstfest dabei ist, bedient Beate bereits das 19. Jahr.

20 000 Schritte täglich: Ruprecht bedient im Stiftungszelt auf dem Erdinger Volksfest - bis zu 14 Masskrüge balancieren die Bedienungen teils.

Ruprecht bedient im Stiftungszelt auf dem Erdinger Volksfest - bis zu 14 Masskrüge balancieren die Bedienungen teils.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Teams, in denen die Bedienungen zusammenarbeiten, haben sie sich selbst ausgesucht. "Es ist wichtig, dass man als Team zusammenarbeitet. Essen und Trinken kann nicht von einer Bedienung allein übernommen werden. Die Wartezeiten wären viel zu lange. Deshalb wechseln wir uns da ab", erklären die Zwei.

Bis zu 14 Masskrüge balancieren die Volksfestbedienungen auf einmal. "Ein jeder kann das. Es kommt da wirklich vor allem auf die Technik an, wie man die Krüge zusammenstellt und verteilt", sagt der 31-jährige Ruprecht. "Die Leute im Zelt respektieren uns und es nimmt uns auch keiner übel, wenn wir mal jemanden etwas anrempeln. Da wird eigentlich niemand ausfallend", fügt Beate, 53, hinzu.

20 000 Schritte täglich: Bedienung Beate ist schon routiniert.

Bedienung Beate ist schon routiniert.

(Foto: Renate Schmidt)

Körperlich sei es für die Beiden keine Belastung, sie sind aber auch schon routiniert. Sie sind nicht nur seit einigen Jahren im Einsatz, sondern auch auf anderen Volksfesten und Veranstaltungen. Beate servierte erst auf dem Dorfner Volksfest Bier und Hendl und Ruprecht wird auf der Wiesn im Paulaner-Zelt bedienen. "Dort ist es insofern fast etwas einfacher, dass man auf dem Oktoberfest als Bedienung nur drei Tische zu bewirten hat. Aber aufpassen muss man, dass einem nicht die Gickerl vom Tablett geklaut werden. Das passiert hier in Erding nicht", erzählt er lachend.

20 000 Schritte täglich: Festzeltstimmung in Erding.

Festzeltstimmung in Erding.

(Foto: Renate Schmidt)

Ganz spurlos gehen die zehn Tage Herbstfest aber trotzdem nicht an den Bedienungen vorbei. Ruprecht ist schon nach dem ersten Wochenende etwas heiser. "Die Musik klinkt man recht schnell aus, aber gegen den permanenten Geräuschpegel muss man trotzdem ankämpfen", sagt Beate. Dass andere feiern, während sie arbeiten störe sie nicht, viel mehr würde sich die Stimmung auch auf die Bedienungen übertragen.

Recht familiär geht es auf dem Erdinger Herbstfest zu. "Besonders in der Box kennt man sich. Es reservieren ja doch meist die Selben. Das ist schön, wenn man sich dann einmal im Jahr am Herbstfest wiedersieht", sagt Ruprecht. Auch mit den Schankkellnern habe man ein sehr kollegiales Verhältnis.

Auch wenn jedes Fest und jedes Zelt eine individuelle Arbeitskluft vorschreibt, eines haben alle gemein. Traditionell wird Tracht getragen. Im Stiftungszelt ist bedeutet das für Beate eine blau weiß karierte Schürze über ihr schwarzes Dirndl mit weißer Bluse. Ruprecht trägt zu seiner Lederhose und weißem Trachtenhemd eine blaue Weste. Er trägt auch in seiner Freizeit gerne die Lederhose. Die 53-Jährige lässt ihr Dirndl dann lieber im Schrank: "Für mich ist das zu einer Arbeitskleidung geworden. Dennoch fühle ich mich im Dirndl wohl."

Besonders wichtig sei ein bequemes Schuhwerk. Hier kann jede Bedienung frei wählen, die meisten greifen auf die wenig traditionellen Turnschuhe zurück. Da ginge es auch wirklich nicht um die Optik. Wenn man den ganzen Tag durchs Zelt laufe, müssten die Schuhe einfach bequem sein, erklären die Beiden. Die Routiniers haben auch noch weitere Tipps: "Wirklich wichtig ist es, immer freundlich zu sein", sagt Beate. Auch wenn an einem Tisch schon etwas mehr Stimmung herrsche, dürfe man sich nie die Krüge aus der Hand nehmen lassen. "Die Bedienung verteilt die Maßen", sind sie sich einig. Sonst verliere man den Überblick.

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