Schnelle Internetzugänge:Abschied aus dem Wettbewerb

Verlegung von Glasfaserleitungen in München, 2012

Moderne Glasfaserkabeln werden im ländlichen Raum eher seltener verlegt, weil die Nutzung der alten Telefonleitungen aus Kupfer billiger ist.

(Foto: Robert Haas)

Die Telekom zieht ihre Zusage, den kleinen Ort Auerbach in Eigenregie mit schnellem Internet zu versorgen, aus Rentabilitätsgründen zurück. Damit bleibt nur der Monopolist Kabel Deutschland als Anbieter übrig

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2018 alle Haushalte mit schnellen Internetzugängen mit mindestens 50 MBit/s zu versorgen. Ein großes Ziel, an dessen Erreichen man in der Gemeinde Wartenberg nicht mehr so recht glaubt - zumindest nicht mit der Telekom. Die hatte 2015 dem Markt mitgeteilt, dass sie den kleinen Ortsteil Auerbach in Eigenregie ausbauen würde. Zwei Jahre später wurde der Gemeinde jetzt gesagt, dass das Unternehmen den 1,2 Kilometer entfernten, kleinen Ortsteil östlich des Hauptortes nicht ausbauen werde, weil es sich nicht rentiere. Die Auerbacher sollen sich doch an Mitbewerber wenden, wenn sie schnelles Internet haben wollen.

"Wir hätten Auerbach gerne in unseren Eigenausbau aufgenommen. Aber als privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen sind uns Grenzen gesetzt, die wir nicht ignorieren dürfen. Die Feinplanung hat ergeben, dass die Trassenführung sehr aufwendig und kostspielig ist (Genehmigungen, Ausbauverfahren etc.). Damit ist Auerbach ein Fall fürs Förderprogramm: Hier wird die Deckungslücke zwischen einem wirtschaftlichen Eigenausbau und den tatsächlichen Kosten durch eine staatlichen Bezuschussung geschlossen", teilt Pressesprecher Markus Jodl von der Telekom mit.

Doch diese Förderung durch den Freistaat Bayern ist für Auerbach gar nicht möglich, wie Franz Traßl vom Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Erding und zuständig für des Förderpogramm des Freistaates Bayern als sogenannter "Breitbandmanager" sagt. Der Rückzug der Telekom sein zwar "ärgerlich" für die betroffene Kommune, aber da in dem Ortsteil bereits die Mindestversorgung von 30 Mbit/s im Download zur Verfügung stehe, könne es keinen Zuschuss geben. Die Absichtserklärung der Telekom bei der Markterkundung des Marktes Wartenberg 2015 sei keine vertraglich bindende Erklärung gewesen, also könne die Gemeinde sie auch nicht einfordern, sagt Traßl.

Die Telekom-Konkurrenten in Auerbach versprechen online mehr als die Telekom, dort wird bei der Hotline nur ein maximales Tempo sechs MBit/s auf der vorhandenen Leitung angegeben. O₂ will eine maximal Downloadgeschwindigkeit von "bis zu 25 MBit/s" schaffen, 1&1 sogar bis zu 50 MBit/s beim Runterladen von Daten. Spitzenreiter ist Vodafone/Kabel Deutschland mit 200 MBit/s über ihr Kabel.

Wenn es um den Ausbau des schnellen Internets geht, ist in der Regel die Weiternutzung des vorhandenen Kupferkabels mit neuer Technologie, dem Vectoring, gemeint. Denn damit müssen keine neuen Leitungen verlegt werden, wie zum Beispiel Glasfaserkabel, die als zukunftssicherer gelten. Der Bundesverband Breitbandkommunikation sieht nur sie aber leistungsfähig genug, um den Bedarf an Bandbreite auch zukünftig zu decken. Doch an Glasfaser-Leitungen mangelt es in Deutschland. Wenn es um den Netzausbau mit der schnellen optischen Faser geht, liegt Deutschland im weltweiten Vergleich auf dem vorletzten Platz. Das Verlegen neuer Leitungen treibt aber die Kosten des Netzausbaus nach oben und deshalb werden vor allem abseits von Städten oder größeren Orten lieber die vorhandenen Kupferleitungen weiter genutzt. Zum Nachteil von Flächenlandkreisen wie Erding.

Mit Kupferkabeln arbeitet auch Vodafone/Kabel Deutschland. Die sogenannten Koaxialkabel sind technisch aber aufwendiger als die dünneren Telekomleitungen. Volker Petendorf, Chef vom Dienst bei der Pressestelle, sagt, dass das Unternehmen 200 MBit/s in Auerbach anbieten könne. Die Kabel seien im Zuge der Erschließung des Marktes Wartenberg (1979 bis 1984) für Kabelfernsehen auch nach Auerbach verlegt worden seien. Die 25 Haushalte dort könnten deshalb mit schnellem Internet versorgt werden. "In Zukunft ist geplant diese Netzte sogar mit Gigabitgeschwindigkeit anzubieten", sagt Petendorf.

Das bedeutet für die Auerbacher, dass sie zwar auch ohne Telekomleitungen schneller im Internet surfen können, aber keine Wahlmöglichkeit haben. Kabel Deutschland ist nämlich Monopolist bei den Leitungen. Dank neuer Techniken kann inzwischen mit den rund 35 Jahre alten Kupferkoaxialkabel Datenraten bis zum Gigabitbereich erreicht werden. Wenn eine Kommune ihren Bürgern ein Mehr an Tempo oder Wahlmöglichkeiten anbieten will, muss sie den Ausbau - am besten mit Glasfaserkabel - auf eigene Kosten durchführen. Wartenberg will nun im Rahmen des neuen Förderprogramms "Gigabitgesellschaft" prüfen lassen, wie ein solches Glasfasernetz realisiert werden kann und dann das "Breitband-Förderfahren" des Bundes nutzen.

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