Ruine in der Rosenaustraße:Planung gegen Lagerhaus Wastl

Stadt will den Wiederaufbau des abgebrannten Betriebs verhindern

Von Florian Tempel, Dorfen

Seit mehr als drei Jahren steht mitten in Dorfen, schräg gegenüber der Metzgerei Widl an der Rosenaustraße eine traurige Brandruine. In der Nacht des 3. Dezember 2013 brannte das "landwirtschaftliche Lagerhaus Wastl" mit samt seinen Lagerbeständen ab - zum zweiten Mal binnen zehn Jahren. Um einen Wiederaufbau und Weiterbetrieb des Lagerhauses zu verhindern - das in so zentraler Innenstadtlage und umgeben von Wohnhäuser sowieso wie aus der Zeit gefallen wirkt -, belegte die Stadt das Areal und mehrere angrenzende Grundstücke mit einer Veränderungssperre und ließ einen Bebauungsplan ausarbeiten. Dieser soll, als allgemeines Wohngebiet klassifiziert, in diesem Bereich keinerlei gewerblichen Betriebe mehr zulassen - also und vor allem kein landwirtschaftliches Lagerhaus mehr. Der Bebauungsplan war nun so weit fertig, dass er vom Bauausschuss des Dorfener Stadtrats beschlossen werden konnte.

So ganz glatt und einfach war der Billigungsbeschluss jedoch nicht. Es gab vor allem einen bedenkenswerten Einwand durch das Landratsamt Erding. Das wies darauf hin, dass von der benachbarten Metzgerei Widl womöglich "schädliche Umwelteinwirkungen durch Geräusche" ausgingen, die in einem angrenzenden Wohngebiet nicht hinzunehmen wären. Konkret ist es so, dass es schon sehr früh morgens, vor sechs Uhr Lieferverkehr zur Metzgerei gibt. Bauamtsleiter Franz Wandinger erklärte, was passieren könnte, wenn später einmal ein Bewohner des Wohngebiets wegen solcher Lärmbelästigung klagen würde: "Im schlimmsten Fall könnte das für die Metzgerei existenzbedrohend sein." Deshalb muss vor der endgültigen Verabschiedung des Bebauungsplans nun noch ein Lärmgutachten erstellt werden. Stadtrat Heiner Müller-Ermann (SPD) sagte dazu, es sei "grotesk", dass Lärmschutzbestimmungen womöglich einen alteingesessenen Betrieb gefährden könnten. Da müsste es doch für die Metzgerei eigentlich Bestandsschutz geben.

Einen alteingesessenen Betrieb hat jedoch auch Erich Wastl, der mittlerweile 79 Jahre alte Inhaber des abgebrannten landwirtschaftlichen Lagerhauses. Er wies in seiner Einwendung darauf hin, dass es sein Geschäft bereits seit 80 Jahren gebe. In den Sitzungsunterlagen hieß es dazu jedoch, "die Tatsache, dass der Betrieb eines Lagerhauses vor langer Zeit gegründet wurde, bedeutet nicht, dass die Stadt Dorfen aktuelle Entwicklungen und Bedarfe - in diesem Fall Schaffung von Wohnraum - vernachlässigen kann".

Wastl hatte außerdem eingewandt, er betreibe seit 60 Jahren "einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 80 Tagwerk Grund". Er benötige sein Lagerhausgelände deshalb auch "zum Abstellen der landwirtschaftlichen Maschinen und zum Lagern von Heu, Düngemittel, Getreide und Brennholz". In den Sitzungsunterlagen war nachzulesen, dass die Stadt Wastl für die von ihm genannten Dinge "andere Flächen zur Lagerung" angeboten haben. Wastl habe aber "diese Möglichkeit abgelehnt".

Der erste Brand des Lagerhauses Wastl in der Nacht auf den 4. April 2003 war von einem Serienbrandstifter gelegt worden. Damals lagerten auf dem Gelände unter anderem 70 Tonnen ammoniakhaltige Düngemittel, Dieseltanks, Druckgussflaschen und Fahrzeuge. Als die Feuerwehren eintrafen, schlugen die Flammen hoch in den Himmel. Paletten mit Düngemitteln explodierten. 120 Feuerwehrmänner kämpften stundenlang, um den Brand zu löschen. Der Stadtrat lehnte danach einen Bauantrag für den Wiederaufbau des Betriebs ab. Doch das Landratsamt hob die Entscheidung auf und ließ Wastl gegen den Willen der Stadt neu bauen. Zehn Jahre später, in der Nacht zum 4. Dezember 2013 standen die Lagerhallen erneut in Flammen. Die Ursache des Brandes, bei dem auch Wastls Wohnhaus massiv beschädigt wurde, blieb ungeklärt. Die Hitzeentwicklung war so enorm, dass die Kripo Erding keine eindeutigen Hinweise finden konnten. Nur durch das schnelle Eingreifen von elf Feuerwehren konnte ein Übergreifen des Brandes auf benachbarte Gebäude verhindert werden.

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