Reden wir über:Ein zauberhaftes Instrument

Maria Schirmer gibt an der VHS Kurse an der Veeh-Harfe

Interview von Yvonne Ramp, Erding

1987: Die Hausmusik ist auf dem Gündelsheimer Landgut von Hermann Veeh Familientradition, Geige, Cello und Harmonium versüßen so manchen kalten Winterabend. Nur Hermanns Sohn kann die Musizierabende nicht so recht genießen. Er ist am Down-Sydrom erkrankt und damit nicht in der Lage, Noten zu lesen. Fünf Jahre lang tüftelte sein Vater an einem Instrument: Basierend auf dem Grundprinzip alter Saitenzupfinstrumente schuf er die "Veeh-Harfe", aus der sich später auch die "Zauberharfe" entwickelte. Beides sind Instrumente in der geschwungenen Form der Harfe, die aber wie eine Zither auf dem Tisch liegend gespielt werden. Ihre außergewöhnlich einfache Handhabung macht sie auch heute noch sehr beliebt, vor allem bei älteren Menschen. Auch die Kreismusikschule Erding bietet seit einem Jahr "musikalische Späterziehung auf der Veeh-Harfe" an, ab September werden jetzt noch zwei weitere Kurse für Interessierte ab 60 Jahren angeboten. Die Erdinger SZ hat mit der Kursleiterin Maria Schirmer über das außergewöhnliche Instrument gesprochen.

Süddeutsche Zeitung: Die Zauberharfe hat ja eigentlich nichts mit Märchen zu tun, aber warum dann dieser Name?

Maria Schirmer: Der Name rührt daher, dass das Spiel auf der Harfe Emotionen hervorruft und die Menschen eben regelrecht "verzaubert". Zauberharfe und Veeh-Harfe haben denselben Ursprung, haben sich aber im Laufe der Zeit auseinander entwickelt. Die Zauberharfe ist einfacher und hat einen weniger kräftigen Klang.

Stimmt es, dass man nach nur zehn Minuten bereits einfache Melodien spielen kann? Ja, das stimmt. Ähnlich wie beim Malen nach Zahlen gibt es eine Schablone, die sozusagen den "Weg" für das Spiel vorgibt. Allerdings sind dies dann nur einstimmige Melodien.

Maria Schirmer Zauberharfe

Maria Schirmer spielt und lehrt die Veeh-Harfe.

(Foto: privat)

Und wie lange dauert es dann, bis ich mich an Händel, Mozart und Bach wagen kann? Unsere Zauberharfengruppe, die es seit einem Jahr gibt, hat im Mai, also nach ungefähr acht Monaten, das erste Stück von Mozart gespielt. Ich denke aber, dass wir das auch schon etwas früher geschafft hätten, aber wir haben uns bis dahin eher auf Volksmusik, irische Musik und Ähnliches konzentriert. Außerdem wollen wir solche anspruchsvollen, klassischen Stücke dann auch zwei- oder dreistimmig und mit Begleitstimme spielen, das ist schon etwas aufwendiger.

Das Spiel auf der Zauberharfe basiert ja auf dem System der Notenschablone, können sie das erklären?

Die Notenschablone überträgt die Noten sozusagen auf ein System aus Punkten und Strichen. Sie wird dann als Spielvorlage unter die Saiten geschoben. So kann man auch ohne das Notenlesen zu beherrschen auf der Harfe spielen. Wie auch im normalen Notensystem gibt es Viertel, Halbe Noten und so weiter. Man muss dann nur noch, wie bei allen anderen Instrumenten auch, ein Gefühl dafür entwickeln wie lange die Notenwerte zu halten sind.

Maria Schirmer Zauberharfe

Das Notensystem der Zauberharfe ist leicht zu lernen.

(Foto: privat)

Kann man mit der Harfe auch moderne Musik begleiten, zum Beispiel Lieder von Taylor Swift oder Bryan Adams? Das ist auch möglich, doch dafür gibt es oft noch keine gedruckten Noten oder Notenschablonen, die Lieder müssen also erst übertragen werden. Doch mit Musicals zum Beispiel haben wir das auch bei uns an der Musikschule schon gemacht, wir Kursleiter tauschen oft neue Arrangements untereinander aus.

Kostenlose Veeh-Harfen-Schnupperstunden finden am Donnerstag, 15. September, in der Kreismusikschule Erding sowie am Freitag, 16. September, im Erdgeschoss des Pfarrheimes Wartenberg statt, jeweils um 9:30 Uhr. Interessierte können sich unter 08122/558980 bei der KMS Erding informieren und anmelden.

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