Ratlose Anrufer in Erding:Probleme bei der Inventur

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Ratlose Gesichter: Beim Landratsamt gehen wegen des Zensus 2011 viele Anfragen ein. Doch für die Gebäude- und Wohnungszählung ist man dort gar nicht zuständig. Nur was die Haushaltsbefragung betrifft, kann das Landratsamt weiterhelfen.

Yasmin Vetterl

"Volkszählung" ist der Begriff, der derzeit die Bürger beschäftigt. Das Landratsamt Erding weiß momentan nicht mehr, wohin mit den Anrufen: "Unsere Leitung steht seit Tagen nicht mehr still", sagt Christina Centner vom Landratsamt. Für viele der Anfragen sei das Landratsamt aber gar nicht zuständig. Die meisten Bürger wollen sich grundsätzlich informieren, es seien aber auch wütende Anrufe dabei.

Bei Fragen zur Gebäude- und Wohnungszählung stehen die Bürger in Erding alleine da. Dafür ist das Statistische Landesamt in Fürth zuständig. (Foto: dapd)

Der Stichtag der Zählung ist der 9.Mai, doch die Interviews werden sich laut Landratsamt wohl noch bis Juli hinziehen. Das Hauptproblem sei, dass parallel zu der Haushaltsbefragung auch die Gebäude- und Wohnungszählung läuft und viele Bürger daher im Landratsamt um Rat fragen. "Doch wir sind für dieses Thema nicht zuständig", sagt Centner. Die Befragung zur Gebäude- und Wohnungszählung führe das Statistische Landesamt in Fürth durch, und nur dort könne man den Befragten Auskunft geben. Nur bei den Fragen zu den Haushalten, den grünen Fragebögen, könne das Landratsamt helfen.

Die häufigste Frage ist die, ob die Bürger Auskunft geben müssen, was Christina Centner bejaht. "Ansonsten fällt eine Geldstrafe von 250 Euro an." Jedoch müssten die Befragten nicht ihre Vermögenssituation oder den Zustand ihrer Wohnungseinrichtung preisgeben. Zudem dürfen die Daten an keine Finanzämter oder Einwohnermeldeämter weitergegeben werden, die Daten seien ausschließlich für die Volkszählung gedacht.

Bei diesen Auskünften seien die meisten Anrufer gelassen, sagt Centner. Doch der Streit um die Portokosten bringe viele Anrufer immer wieder aus der Fassung. "Die Fragebögen für die Gebäude- und Wohnungszählung müssen zurückgeschickt werden, doch damit haben wir nichts zu tun", betont Centner. Sie verstehe, dass die Bürger verärgert seien, doch das Landratsamt sei für die Haushaltsbefragung zuständig. Und für diese Fragebögen fielen für die Bürger keine Kosten an.

In Bayern werden knapp zehn Prozent der Bevölkerung befragt, in Erding sind das laut Centner damit etwa 12 000 Bürger, die Fragen zur Staatsangehörigkeit, ihrem Familienstand und ihrem Bildungsgrad beantworten müssen. Hintergrund der Befragung sei zum einen eine Momentaufnahme der amtlichen Einwohnerzahlen in Deutschland, zum anderen sollen Informationen zu Wohnraum, Bildung und Erwerbsleben gewonnen werden. Dadurch könne man genauer planen, wie viele Kinder in den kommenden Jahren eingeschult werden, wie viele Erwerbstätige oder Wohnungen es in Deutschland gibt.

Die Verantwortlichen des Zensus 2011, wie die Volkszählung offiziell heißt, beschreiben das Verfahren als Inventur, die von Zeit zu Zeit notwendig sei, um den aktuellen Zustand in Deutschland festzuhalten. Die zu befragenden Bürger werden per Zufall ermittelt und nun mit Vorankündigung persönlich aufgesucht. Wer lieber einen anderen Termin haben möchte, kann einen Zeitpunkt mit den Interviewern vereinbaren oder den Fragebogen selbständig ausfüllen und abschicken. Einplanen sollte man für die Befragung ungefähr 25 Minuten.

© SZ vom 17.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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