Radverkehr in Erding:Dicke Luft zwischen ADFC und Polizei

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Der Kreisvorsitzende des Fahrradclubs wirft dem Inspektionsleiter "Behördenversagen" vor: Weil Unfallschwerpunkte nicht kontrolliert würden, lasse man die bisherige Kooperation ruhen

Von Thomas Daller, Erding

Es herrscht dicke Luft zwischen dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC), Kreisverband Erding, und dem Leiter der Polizeiinspektion Erding, Anton Altmann: In einer Pressemitteilung hat der ADFC gestern angekündigt, er lasse bei der alljährlichen Beleuchtungsaktion die Kooperation mit der Polizei ruhen, weil diese falsche Prioritäten bei der Unfallprävention setze. Der ADFC wirft Altmann vor, er kümmere sich nicht um jene drei gefährlichen Kreuzungen in Erding, an denen die meisten Fahrradunfälle, verursacht durch abbiegende Autos, entstehen würden. Horst Weise, Vorsitzender des ADFC-Kreisverbandes, spricht von Behördenversagen.

Bereits seit 2007 haben der ADFC und die Polizeiinspektion Erding immer im Herbst eine Beleuchtungsaktion für Fahrradfahrer veranstaltet. An der Münchener Straße wurden Radfahrer von der Polizei angehalten, und der ADFC bot einen Rädercheck hinsichtlich Beleuchtung und anderer Mängel wie beispielsweise Bremsen an. Mit dieser Zusammenarbeit ist es nun vorbei. Der fünfköpfige Kreisvorstand habe einstimmig beschlossen, bis auf Weiteres nicht mehr mit der Polizei zu kooperieren, weil sie vor den Fahrradunfällen kapituliert habe. "Altmann interessiert das nicht", sagte Weise. Der ADFC habe Altmann wiederholt darauf hingewiesen, dass Radfahrer durch abbiegende PKW und Lastwagen insbesondere an der Fliegerhorstkreuzung, an der Kreuzung Sigwolf-/Anton-Bruckner-Straße und an der Kreuzung Dorfener/Bahnhofstraße gefährdet würden. Dort passieren nach Weises Erfahrungen auch die meisten Fahrradunfälle. Der ADFC habe deswegen Kontrollen gefordert: "In anderen Städten steht die Polizei an solchen gefährlichen Kreuzungen in Zivil und zieht diejenigen raus, die rücksichtslos Radfahrer gefährden." Altmann habe jedoch eine Kontrolle dieser gefährlichen Kreuzungen mit Hinweis auf zu wenig Personal abgelehnt. Als ihm im August dieses Jahres zwölf Mann des Operativen Ergänzungsdienstes zur Verfügung standen, habe Altmann sie dafür genutzt, um eine Kontrolle der Radler in der Fußgängerzone, in der Langen Zeile und am Schrannenplatz zu veranstalten. "An keinem dieser drei Orte passierten bisher Unfälle, weder mit Fußgängern noch mit dem motorisierten Verkehr", sagte Weise.

Darüber hinaus wirft der ADFC-Kreisvorsitzende dem Erdinger Polizeichef vor, er beschönige die gefährliche Situation für Radfahrer in Erding, indem er Unfälle mit Bein- oder Beckenbrüchen nicht im Polizeibericht erwähne. Weise beruft sich dabei auf Unfälle, die ihm aus seinem persönlichem Unfeld bekannt seien, die aber nicht an die Presse gelangt seien. Weise geht von 40 bis 50 solchen Unfällen pro Jahr allein in Erding aus. Vor allem viele ältere Radler würden sich gar nicht mehr trauen, in der Stadt zu fahren, weil die Autofahrer immer rücksichtsloser und rabiater würden.

Anton Altmann nahm die Ankündigung, dass der ADFC auf die Kooperation mit der Polizei bei der Beleuchtungsaktion verzichte, gelassen auf. Zu den Vorwürfen, mit denen dies begründet wurde, sagte er, die Polizei könne die genannten Kreuzungen nicht ständig kontrollieren: "Wenn es möglich ist, machen wir es." Darüber hinaus könne die Polizei mit ihren Unfallstatistiken "relativ viel machen" und er sei nicht der Ansicht, dass es sich bei diesen Kreuzungen um Unfallschwerpunkte mit Radfahrern handele. Einen solchen Schwerpunkt gebe es in Erding nicht. "Es kommt immer wieder zu gefährlichen Situationen, wenn ein Radfahrer übersehen wird. Aber man kann nicht sagen, generell ist der Autofahrer schuld." Außerdem gebe er alle Unfälle an die Presse weiter, bei denen jemand verletzt wird.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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