Verkehrschaos in Erding:Planung in Zeitlupe

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Nordumfahrung, Südtrasse, Trasse Mitte - die Verkehrsplanung in Erding ist kompliziert. Die städtische SPD sieht die Innenstadt innerhalb der nächsten zehn Jahre im Verkehr ersticken, wenn keine Lösung gefunden wird.

Matthias Vogel

Die Erdinger SPD hat bei ihrer jüngsten Zusammenkunft die Verkehrsproblematik der Stadt Erding in allen ihren Facetten erörtert. Wie komplex das Thema ist, zeigte das ambivalente Ergebnis der zweistündigen Diskussion.

Die Anton-Bruckner-Straße in Erding ist besonders schlimm vom Verkehr geplagt. Eine Nordumfahrung könnte sie entlasten. (Foto: ddp)

Einige der nur 20 Mitglieder, die sich im "Gasthof zur Post" eingefunden hatten, plädierten dafür, die Nordumfahrung schnellstmöglich auf den Weg zu bringen, hauptsächlich, um die Anwohner der völlig überlasteten Anton-Bruckner-Straße zu entlasten. Andere halten die Bewältigung des stetig steigenden Verkehrs nur über eine Abstimmung der Nordumfahrung mit dem S-Bahn-Ringschluss und der Anbindung der Regionalbahn für möglich.

Vielleicht wäre sich die SPD einig, wäre da nicht die Anton-Bruckner-Straße. "Irgendetwas muss passieren, damit das Chaos auf dieser Straße ein Ende hat", sagte die stellvertretende Bürgermeisterin Eva Kolenda. Es sei den Bürgern einfach nicht mehr länger zuzumuten, seit 30 Jahren würden sie nun schon auf eine Lösung warten. Ihrer Meinung nach dürfe also nicht gewartet werden, bis die Planungen für die Schienenanbindung abgeschlossen seien.

Auch Ulrich Reinhardt sah die Weiterentwicklung des Straßenverkehrs durch die Bahn blockiert. "Entscheidend ist einfach die Entlastung der Anton-Bruckner-Straße." Bei der Antwort auf die Frage, welche Variante der Nordumfahrung diesen Zweck am besten erfülle, gingen die Ansichten von Kolenda und Ulrich aber bereits wieder auseinander.

Wenn die Südtrasse den größten Effekt hat, spricht einiges für sie. Kolenda preferiert die Trasse Mitte, weil sie im Gegensatz zur Südvariante die Verbindung der beiden Ortsteile Eichenkofen und Langengeisling nicht durchtrennen würde. "Damals hat die Anton-Bruckner-Straße die Freisinger Siedlung von Erding abgeschnitten. Reicht die Bebauung an die Trasse heran, haben die Langengeislinger das gleiche Theater wie die Anwohner heute dort."

Der Stadtrat und Vorsitzende des SPD Ortsvereins Horst Schmidt hält eine Gesamtplanung für Schiene und Straße für sinnvoll, es fehle einfach eine Zusammenschau, sagte er. Seiner Ansicht nach müsste der Freistaat die Priorität für die Vorhaben in Erding erhöhen. Ansonsten erdrücke der Verkehr in zehn Jahren die Innenstadt.

Die Kreisvorsitzende Michaela Meister möchte die Pläne für die Nordumfahrung Erdings am liebsten auf Eis gelegt wissen. Der Schienenverkehr habe Priorität, weil er den Autoverkehr mindere. Für Stadtrat Hans Schmidmayer ist hingegen eine gemeinsame Planung das "A und O". Bezüglich der Schienenwege der Zukunft war ihm vor allem eines wichtig: Egal, ob Süd- oder Nordeinschleifung, der Bahnhof dürfe auf keinen Fall an seinem jetzigen Standort bleiben. "Die Innenstadt würde am Verkehr ersticken", warnte er.

Vor der Sitzung ist nach der Sitzung: Alles ist offen, eine gemeinsame Forderung wurde nicht formuliert. In einer Sache war man sich immerhin einig. Es muss etwas vorwärts gehen. Schmidmayer redete sich angesichts der schleppenden Planungen in Rage und sagte abschließend: "Ich hoffe, in einer der nächsten Stadtratssitzungen kommt ein kompetenter Vertreter des Wirtschaftsministeriums und zeigt endlich einmal Kante."

© SZ vom 19.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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