Politik zu Gast:Im Einsatz für Europa

Politik zu Gast: Die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler brachte ein Stück Weltpolitik an das Anne-Frank-Gymnasium.

Die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler brachte ein Stück Weltpolitik an das Anne-Frank-Gymnasium.

(Foto: Renate Schmidt)

Die beiden Erdinger Gymnasien erhalten Besuch von der Abgeordneten Angelika Niebler

Von Tanja Kunesch, Erding

Leises Gemurmel erfüllte am Freitag morgen die Aula des Korbinian Aigner Gymnasiums. Gespannt warteten circa hundert Schüler auf einen besonderen Gast: Zum Europatag am 9. Mai ist die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler angereist, um sowohl den Schülern der elften Jahrgangsstufe des Korbinian-Aigner-Gymnasiums, als auch den zehnten Klassen des Anne-Frank-Gymnasiums über ihre Arbeit im Europäischen Parlament zu berichten.

"Europa ist in aller Munde", sagte Simon Bartoleit, Oberstufensprecher am Korbinian-Aigner-Gymnasium. Mit diesen Worten übergab Simon als Moderator der Veranstaltung das Mikrofon an Niebler. Es folgte ein lebendiger Vortrag von der CSU-Politikerin, den sie mit einem ständigen Frage-Antwort Spiel interaktiv gestaltete. Vor allem als positiv haben die Schüler empfunden, dass Niebler gleich zu Beginn von der Bühne gestiegen, und mitten unter ihnen gestanden ist. Rege beteiligten sich die meisten an den gestellten Fragen. "Ich fand den Vortrag sehr hilfreich, um die Arbeit des Parlaments besser zu verstehen. Und es war auf jeden Fall etwas anderes, wenn man es aus direkter Perspektive von jemanden erfährt, der sich tagtäglich damit befasst", sagte die Schülerin Alicja. Auch Simon fand, dass dadurch "Europa ein bisschen näher gekommen ist, und man sich jetzt mehr darunter vorstellen kann." Er selbst ist bereits aktiv im Erdinger Jugendparlament und könnte sich eine politische Zukunft gut vorstellen.

Europa näher an die Schüler heranzuholen, war einer der Hauptanliegen von Niebler: "Egal, wo Sie hingehen, kommen Sie mit Europa in Berührung." Als Beispiel dafür, dass sich weltpolitisches Geschehen auch direkt vor Ort abspiele, nannte sie die Flüchtlinge, die im Erdinger Landkreis untergekommen sind. Nach einem kurzen Abriss über die Geschichte der EU und deren grundsätzlichen Aufbau stellte Niebler die Schwierigkeiten der politischen Entscheidungsfindung dar. Dabei versuchte sie immer einen direkten und nachvollziehbaren Bezug zu den Schülern herzustellen.

Am Ende des Vortrags nutzten einige Schüler noch die Möglichkeit, der Europaabgeordneten einige Fragen zu stellen, die Niebler ausführlich beantwortete. Vor allem schien die Schüler des Korbinian-Aigner-Gymnasiums das geplante Freihandelsabkommen zu beschäftigen. Auch die Frage nach den Konsequenzen eines Rauswurfs von Griechenland aus der EU kam mehrmals auf.

Sozialkundelehrer Alex Wegmaier hat den Vortrag sehr gut gefunden und betonte auch, dass "die Elften bei uns schon relativ interessiert sind an Politik". Schade fand Friedrich Wagenitz aus der Fachschaft Sozialkunde allerdings, dass wegen des leicht verzögerten Starts wenig Raum für Fragen blieb: "Meistens müssen die Schüler erst noch auftauen." Er hofft, dass durch den Vortrag ein tieferes Verständnis für die Arbeit der EU geschaffen wurde und die Schüler die große Idee hinter der Union begreifen. "Es ist so wichtig, die große Politik auch im Lokalen zu verankern", sagte er. Nun gilt es, das Gelernte in den jeweiligen Kursen noch einmal zu besprechen und zu festigen.

Auch gut 130 Schüler des Anne-Frank-Gymnasiums erzählte Niebler von den Aufgaben des EU Parlaments. Mit Fragen wie "Was macht ein Politiker den ganzen Tag?" führte Niebler die Schüler langsam an ihre Arbeit heran. "Da es hier hauptsächlich zehnte Klassen sind, ist der Vortrag nicht ganz so abstrakt aufgebaut", sagte Nieblers Pressereferentin Astrid Gabler. So schnappte sich die Europaabgeordnete drei Schüler, die nun jeweils einen deutschen, einen britischen und einen französischen Premierminister darstellen sollten. Mit Cedric, Tim und Tom zusammen demonstrierte sie, wie schnell im EU-Parlament hitzige Diskussionen aufkommen und wie schwierig es sein kann, zu einer Übereinstimmung zu gelangen. "In der Politik gibt es keine optimale Lösung", sagte sie. "Es ist kein schwarz-weiß, sondern immer ein Abwägen von Argumenten." Vor allem stellte Niebler manch kulturelle Unterschiede bei ihren Kollegen heraus. So sprächen die italienischen Abgeordneten oft in "blumiger Sprache und mit viel mehr Herzblut" als die deutschen Kollegen. Und daher forderte sie wiederholt die Schüler auf, die Chancen der vernetzten Welt zu nutzen und ins Ausland zu gehen: "Lernen Sie andere Kulturen kennen, egal was Sie später machen. Das ist mir so wichtig."

Die Darsteller der Premierminister fanden den Vortrag insgesamt schon ganz interessant: "Es war auch ganz unterhaltsam. Das meiste über die EU kennt man aus den Nachrichten. Aber es war schon cool, das mal aus nächster Nähe zu sehen."

Auch die Schüler Michael und Tim fanden es ganz informativ. "Unser Bild von Europa hat sich durch den Vortrag jetzt nicht verändert. Aber es gab da einige Zusatzinformationen, die neu für uns waren."

Nach dem Vortrag durften auch hier einige Schüler Fragen an die Europaabgeordnete stellen. Von dem Wissen, das die Zehntklässler in ihren Fragen durchblicken ließen, war Thomas Grasy überrascht, denn die EU komme im Lehrplan erst später vor. Grasy ist Fachbetreuer für Sozialkunde am Anne-Frank-Gymnasium. So zeigten einige Schüler verstärkt Interesse an der Frage, was ein möglicher Austritt Großbritanniens aus der EU für Folgen hätte. Auch das Freihandelsabkommen kam hier zur Sprache.

Grasy selbst fand den Vortrag sehr lebendig und freute sich über die Beteiligung der Schüler. "Es ist wichtig, dass die Schüler sehen, dass Politiker nicht so entfernt sind wie Könige im Mittelalter", betonte er. Dass keiner seiner Schüler politisch aktiv sei, liege laut Grasy nicht an einem mangelnden Interesse. "Viele denken, Politik ist das, was sich in der Tagesschau abspielt. Und mir würde es schon reichen, wenn vielleicht dreißig Schüler heute gespannt zugehört haben und der heutige Tag deren Interesse geweckt hat."

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