Poing:Gutachter sehen Erdbeben nicht als Ursache für Risse

Poing: Die Verunsicherung nach den Beben war groß, daher bot der Geothermie-Betreiber im November Führungen durch die Anlage an.

Die Verunsicherung nach den Beben war groß, daher bot der Geothermie-Betreiber im November Führungen durch die Anlage an.

(Foto: Christian Endt)

Untersucht wurden zehn von 50 gemeldeten Schäden in Poing und Pliening

Von Barbara Mooser, Poing

Erst gab es einen lauten Knall, dann vibrierte mehrere Sekunden lang der Boden: Ein Erdbeben hat im September 2017 die Bürger in Poing (Landkreis Ebersberg) und Bürger der Nachbargemeinden gehörig erschreckt. Etwa 50 Bürgerinnen und Bürger meldeten danach, dass sich Risse in ihren Häusern gebildet hätten - in ihren Augen eine klare Folge der Erdstöße. Doch nach derzeitigem Stand sieht es nicht so aus, als dürften sie mit Schadenersatz rechnen: Gutachter sehen in keinem der bisher untersuchten Fälle einen Zusammenhang mit den Beben. Das meldet nun die Bayernwerk Natur GmbH in einer Pressemitteilung. Das Unternehmen betreibt die Geothermie in Poing, die als Auslöser der Beben in Verdacht steht.

Detailliert untersucht wurden bisher allerdings auf Wunsch der Betroffenen nur zehn der Fälle "durch einen unabhängigen Gutachter", wie die Bayernwerk Natur GmbH unterstreicht. Zusammenfassend komme der Sachverständige zu dem Schluss, dass die Mikrobeben als Auslöser für die gemeldeten Rissbildungen zu schwach waren und die reklamierten Gebäudeschäden nicht auf Bodenbewegungen und Schwingungen im Zusammenhang mit den Mikrobeben zurückzuführen seien. Vielmehr seien nach Einschätzung des Gutachters über Jahre aufgebaute Bauteilspannungen der Auslöser der sich nun manifestierenden Rissbildungen. Die Gemeinden wurden bereits über die Ergebnisse der Gutachten informiert, so der Geothermie-Betreiber.

Obwohl bisher noch nicht geklärt ist, ob die Geothermie tatsächlich Auslöser des Bebens im September und mehrerer kleiner davor war, hat die Bayernwerk Natur GmbH nach eigenen Angaben das Messstellennetz "intensiv erweitert". Insgesamt überwachen nun vier stationäre und eine mobile Messeinrichtung die Umgebung der örtlichen Geothermieanlage. Damit sei sie "eines der am besten überwachten Geothermie-Projekte in Bayern", sagt Werner Dehmel, Geschäftsführer der Bayernwerk Natur. Mithilfe der sensiblen Messeinrichtungen würden umfangreiche Daten erhoben, die sämtliche Bewegungen im Untergrund eindeutig nachvollziehbar machen. "Die jetzigen Messungen sind so sensibel, dass sogar vorbeiziehende Gewitterfronten oder Ausläufer des Bebens im Vogtland vor wenigen Monaten deutlich in unseren grafischen Aufzeichnungen erkennbar sind", erläutert Dehmel. Die Messdaten geben Auskunft über den Zeitpunkt, die Intensität und den Ort sämtlicher seismischer Vorgänge. Die Messergebnisse werden vom Anlagenbetreiber, der Bayernwerk Natur, in Echtzeit erhoben. Die vollständigen Werte werden tagesaktuell dem Erdbebendienst Bayern der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) übermittelt.

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