Pipeline-Projekt im Landkreis:Der Teufel im Detail

Bau der Opal-Trasse in Brandenburg

So ähnlich könnte es aussehen, wenn im Landkreis die geplante Pipeline verlegt wird. Im Bild die Bauarbeiten an der "Opal"-Trasse in Brandenburg.

(Foto: DPA/Patrick Pleul)

Nicht alle Erdinger Gemeinden, die von der geplanten Erdgasleitung Forchheim-Finsing betroffen sind, sind mit den Planungen des Netzbetreibers einverstanden. Bei einem Erörterungstermin gab es aber Fortschritte

Von Regina Bluhme, Landkreis

Kürzlich waren Vertreter fünf Erdinger Gemeinden und mehrere Privatleute aus dem Landkreis ins Landratsamt nach Freising gekommen. Im Rahmen der Planfeststellung für die Erdgasfernleitung Forchheim-Finsing besprachen sie ihre Einwendungen mit der Regierung von Oberbayern und dem Netzbetreiber, der Open Grid Europe (OGE) GmbH. Nach Auskunft der Gemeinden zeigte sich die OGE bei der Trassenführung durchaus beweglich. Befürchtet werden aber weiterhin Straßenschäden durch den Baustellenverkehr. Oberding will deshalb erstmals eine Kaution verlangen.

Insgesamt 77 Kilometer lang ist die geplante Gashochdruckleitung von Forchheim bis zu einer neuen Mess- und Regelanlage in Finsing. Ein Teil der Trasse verläuft im Landkreis Erding durch die Flure von Oberding, Eitting, Finsing, Neuching und Moosinning. Laut Pressestelle von Open Grid Europe gingen zirka 320 Einwendungen von Behörden und Privatleuten ein. Von den Einwendungen abgesehen hat der Gemeinderat Oberding im Sommer vergangenen Jahres einstimmig beschlossen, im Zuge des Gaspipeline-Projektes eine Kaution zu verlangen, genauer gesagt 50 000 Euro. Die Summe soll zur Kompensation von örtlichen Straßenschäden verwendet werden, "damit wir im Schadensfall nicht immer den Firmen hinterher laufen müssen", erklärt Josef Steinkirchner, Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft von Oberding und Eitting.

Die Kaution sei beim Erörterungstermin im Landratsamt Freising kurz angesprochen worden, wie Steinkirchner berichtet. Allerdings habe die Regierung von Oberbayern erklärt, dass dieser Punkt "nichts im Planfeststellungsverfahren zu suchen hat." Außerdem habe die Gemeinde mittlerweile in Erfahrung gebracht, dass eine Kaution für Schäden an Gemeindestraßen rechtlich gesehen ein wenig heikel ist, da Gemeindestraßen für LKW zulässig seien, so Steinkirchner. Nach Rücksprache mit einem Anwalt wird Oberding nun die Kautionsforderung auf landwirtschaftliche Wege beschränken. Noch stehen Koordinierungsgespräche mit der OGE GmbH über die Routen für den Baustellenverkehr aus. Doch Steinkirchner ist relativ sicher, dass während der Baumaßnahme auch landwirtschaftliche Wege benutzt werden. "Sowie ein Rad eines Lasters einen Feldweg berührt, sind wir da."

Was die künftige Trassenführung der Erdgasleitung betrifft, zeigte sich Oberdings Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU) in der jüngsten Gemeinderatssitzung "im Großen und Ganzen recht zufrieden". So werde die Leitung nun in größerer Entfernung zur Ortschaft und parallel zur bereits vorhandenen Erdgasleitung der Firma Bayernet verlegt. Zuvor wären mehrere landwirtschaftliche Grundstücke "durchschnitten worden." Wie Bürgermeister Mücke weiter mitteilte, würden die Rohre auf Oberdinger Gemeindegebiet nicht wie ursprünglich vorgesehen in einem Meter Tiefe, sondern - wie von der Gemeinde gefordert - in 1,30 Metern verlegt. Dies sei für die Landwirte von großer Bedeutung.

Allerdings widersprachen dem mehrere Gemeinderäte, die als private Grundstücksbesitzer beim Erörterungstermin in Freising waren. Ihnen sei klipp und klar gesagt worden, dass die Rohre in nur einem Meter Tiefe verlegt würden. Mücke verwies darauf, dass die 1,30 Meter bei der Erörterung mündlich zugesagt worden seien. Er werde der Sache nachgehen, kündigte er an. Auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung bei der Pressestelle von OGE ist lediglich zu erfahren, dass "Leitungen mit direkter Parallellage zur Bayernets-Leitung FF01 in einer Tiefe von 1,30 Metern verlegt werden sollen." Was das nun für den Einzelnen bedeutet, darüber war keine Aussage zu erhalten. Die schriftlichen Stellungnahmen aus dem Erörterungstermin werden dem Gemeinderat noch zur Beratung vorgelegt.

Das Ergebnis für die Trassenführung im Bereich Eitting sieht Josef Steinkirchner "aus Sicht der Gemeinde recht positiv". Die neuen Leitungen verliefen nun doch größtenteils entlang der alten Trasse, im Bereich der geplanten Dritten Startbahn werde die Trasse weiterhin einen Bogen schlagen. Ebenfalls "im Großen und Ganzen zufrieden", zeigt sich Bürgermeister Hans Peis (CSU) aus Neuching mit dem Ergebnis des Erörterungstermins. Wichtig ist dem Neuchinger Bürgermeister, dass die Planung für das Sportgelände in seiner Gemeinde nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wird. Er pocht darauf, dass vor Baubeginn der Straßenzustand von der Open Grid dokumentiert wird. Für die Moosinninger Bürgermeisterin Pamela Kruppa (CSU) ist es ein Anliegen, "dass unser geplantes Gewerbegebiet durch die Trasse nicht beeinträchtigt wird." Hier sei die Gemeinde "nicht ganz unzufrieden" aus dem Gespräch gegangen.

Bürgermeister Max Kessirer (Freie Wähler) sieht seine Gemeinde Finsing "bis auf zwei, drei öffentliche Straßen" nicht so stark vom Bau der Open-Grid-Pipeline betroffen. Auf Finsinger Gemeindegrund wird zusätzlich von Bayernets die Gaspipeline Monaco von Burghausen nach Finsing verlegt. Laut Auskunft von Marc-Boris Rode, Pressesprecher der Bayernets, ist im Raum Mühldorf mit der Bauvorbereitung begonnen worden. Ende 2018 soll die Pipeline in Betrieb gehen.

Für die Gashochdruckleitung Forchheim-Finsing laufen die Planungen ebenfalls auf Hochtouren. Laut Pressestelle der Open Grid Europe wird der Abschluss des Planfeststellungsverfahrens noch für 2017 erwartet. Mit dem Bau der Leitung soll zum einen die Leistung des Erdgastransports von Nord nach Süd verstärkt werden, schreibt die Pressestelle. Zum anderen werde dadurch die Anbindung neuer Erdgasspeicher und Gaskraftwerke gewährleistet und der Bedarf "der regionalen und lokalen Verteilnetzbetreiber sichergestellt."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: