Palliativversorgung im Landkreis:"Einfach da sein"

Sterbebegleitung

Ganz offen über den Tod reden können, auch das ermöglichen die Mitarbeiter des Hospizvereins den Patienten.

(Foto: Norbert Försterling/dpa)

In der Frage der Palliativversorgung hat der Landkreis Erding eine Vorreiterrolle. Wer kranke und sterbende Menschen pflegt, kann auf den Christophorus Hospizverein bauen

Von Regina Bluhme, Erding

Schwerkranke und sterbende Menschen und deren Angehörige werden vom Christophorus Hospizverein Erding begleitet. Die beiden so genannten Palliativ-Care-Fachkräfte Jutta Mayer vom Hospizverein und Gisela Rott von der Palliativ-Team Erding gGmbH informierten kürzlich über die unterschiedlichen Betreuungsmöglichkeiten. Zur Versorgungsstruktur im Landkreis Erding sagt Gisela Rott: "Was das betrifft, leben wir auf einer Insel der Glückseligen."

Die Gründung des Christophorus Vereins 1994 ermöglichte im Landkreis Erding eine flächendeckende Palliativversorgung in den eigenen vier Wänden. Damit übernahm der Landkreis zugleich eine Vorreiterrolle. "Die Palliativversorgung bei uns kann man als gut bezeichnen", sagt auch Johannes Schollen, 1. Vorsitzender des Hospizvereins Erding, im Gespräch mit der SZ Erding. "Immer mehr Hausärzte lassen sich auch palliativ weiterbilden", sagt Gisela Rott.

Aktuell hat der Verein gut 400 Mitglieder. Der gemeinnützige Verein trägt sich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und öffentlichen Zuschüssen. Derzeit gibt es vier hauptamtliche Mitarbeiter: zwei Krankenschwestern, eine Sozialarbeiterin und eine Bürokraft. Welche Möglichkeiten der palliativen Betreuung es nun gibt, darüber informierten kürzlich in einem Jutta Mayer vom Christophorus Hospizverein Erding und Gisela Rott von der gemeinnützigen PalliativTeam gGmbH Erding, die sich unter dem Dach des Hospizvereins befindet. Es ging dabei um AAPV und SAPV - unter diesen Kürzeln können sich die wenigsten etwas vorstellen. Dabei handelt es sich um die beiden Säulen der Sterbebegleitung, wie Gisela Rott im Gespräch berichtet.

AAPV bedeutet Allgemeine Ambulante Palliative Versorgung, dabei werden Schwerkranke und Sterbende zu Hause betreut und zwar im einem Team aus Hausärzten, Pflegediensten und dem Hospizverein.

Für die AAPV stellt der Christophorus-Verein landkreisweit 42 ehrenamtliche Hospizbegleiter. Diese unterstützen zum Beispiel die Patienten bei den Mahlzeiten, sie verschaffen durch ihre Besuche aber auch den Angehörigen Luft, "da kann die Frau des Kranken zum Friseur gehen und weiß, dass jemand für ihn da ist", so Gisela Rott. Am wichtigsten jedoch seien die Gespräche, dass hier die Kranken ganz offen sprechen können über das Thema Tod. "Einfach da sein", so nennt es Gisela Rott. Auch für die Angehörigen. Darüberhinaus gibt es beim Verein auch Beratung ganz praktischer Art, zum Beispiel zu Patientenverfügungen oder zur Organisation der Pflegeeinstufung.

Wenn es dem Patienten zunehmend schlechter geht, wenn zum Beispiel die Schmerzen immer schlimmer werden, wenn Atmenot oder unstillbares Erbrechen auftreten, wenn komplizierte Wunden versorgt werden müssen oder sich Angst- und Unruhezustände verstärken, dann kommen das 2011 gegründete Palliativ Team Erding mit der SAPV, der Spezialisierten Ambulanten Palliativ Versorgung, ins Spiel. Acht Palliativ-Care-Fachkräfte und sieben Palliativ-Ärzte bilden das Palliativ-Team Erding, zu dem auch Psychiater, Psychotherapeuten, Sozialarbeiter, Seelsorger und Psychotherapeuten gehören.

"Seit 2007 haben Patienten einen Anspruch auf die Versorgung durch ein Palliativteam", berichtet Gisela Rott. Die Versorgung zahlt die Krankenkasse, allerdings wird jede ärztliche Verordnung für eine SAPV durch den Medizinische Dienst der Krankenkassen überprüft. "Aber in den allermeisten Fällen gibt es da keine Probleme", so Rott.

Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis 245 Patienten im Alter von 20 bis 95 Jahren durch das Palliativ Team betreut, berichtet Gisela Rott. "Unser großer Ziel ist es, die Lebensqualität von Patienten und deren Familien zu verbessern", sagt Gisela Rott. Oft wächst während der Betreuung eine ganz eigene Verbundenheit. So hat Gisela Rott auf Wunsch eines Patienten mit ihm zusammen seine Beerdigung geplant, Er wusste genau, was er wollte.

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