Ottenhofen:Nur einer hat Platz im Kirchenasyl

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In Ottenhofen leben derzeit noch weitere elf Männer aus Nigeria

Von Judith Issig, Ottenhofen

Michael Bayer, Pfarrer des Pfarrverbands Moosinning, rechnet damit, dass weitere Flüchtlinge bei ihm Kirchenasyl beantragen werden: "Immer wieder werden Menschen die Kirche um Asyl bitten", sagt er. Seit Montagabend gewährt Bayer einem Nigerianer Schutz in der Kirche St. Katharina in Ottenhofen. Der junge Mann war zuvor in einer der beiden Asylbewerberunterkünfte im Ort untergebracht. Am Dienstagmorgen hätte er abgeschoben werden sollen. Durch das Kirchenasyl hat er sich der Abschiebung jedoch entzogen. Der Mann lebt nun im Pfarrhaus.

Dort sei momentan nur Platz für eine Person, sagt Pfarrer Michael Bayer. In Ottenhofen sind derzeit weitere elf Männer aus Nigeria untergebracht. Ihre Bleibeperspektiven sind ähnlich schlecht; der nächste Abschiebetermin ist für März angesetzt. Doch ob es möglich ist, weitere Flüchtlinge in St. Katharina aufzunehmen, weiß der Pfarrer noch nicht: "Bei allen wird geprüft werden, ob Kirchenasyl in Betracht kommt."

Der Helferkreis Ottenhofen kümmert sich um den Flüchtling im Pfarrhaus. Für Pfarrer Bayer ist das Kirchenasyl "gelebtes Evangelium". Daher habe er sich entschieden, den Nigerianer aufzunehmen: "Für mich steht außer Frage, da zu helfen, wo es notwendig und sinnvoll ist." Er habe sich jedoch zuvor mit dem Generalvikar des Erzbistums München und Freising und dem Jesuiten Flüchtlingsdienst Deutschland abgesprochen.

Der junge Nigerianer hätte nach dem Dubliner Abkommen nach Italien abgeschoben werden sollen. Dort wurde er zum ersten Mal als Flüchtling registriert. Da sich der junge Mann seiner Abschiebung entzogen hat, lebt er jetzt ohne gültigen Aufenthaltstitel in Deutschland. Offiziell ist er weiterhin ausreisepflichtig. Die Ausländerbehörde schreibt den Flüchtling in diesem Fall zur Fahndung aus. Sollte er von der Polizei aufgegriffen werden, wird er abgeschoben. Solange er das Kirchengelände nicht verlässt, greift die Polizei jedoch in der Regel nicht ein. Sind nach der geplanten Abschiebung sechs Monate vergangen, ist der Staat, in dem sich der Asylbewerber weiterhin befindet - also Deutschland - für den Asylantrag zuständig.

Ottenhofens Bürgermeisterin Nicole Schley (SPD) hat Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) am Dienstagabend über den Fall des Nigerianers informiert. Bayerstorfer möchte sich zum Thema Kirchenasyl nicht äußern, sagt seine Pressesprecherin Claudia Kirmeyer. Er könne und werde nicht eingreifen. Die Entscheidung, ob Kirchenasyl gewährt wird, liege allein beim Pfarrer.

© SZ vom 29.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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