Ostern ist Hochsaison:Tierhaltung unter dem Damoklesschwert

Ostern ist Hochsaison: Franz Brandhuber bei der Endkontrolle der Ostereier an der Farbstraße. In seinem Betrieb verwendet er nur noch zugekaufte Eier.

Franz Brandhuber bei der Endkontrolle der Ostereier an der Farbstraße. In seinem Betrieb verwendet er nur noch zugekaufte Eier.

(Foto: Renate Schmidt)

Wieder bunte Eier aus Siglfing: Geflügelhof Brandhuber stellt nach Salmonellenfund auf zugekaufte Ware um

Von Thomas Daller, Erding

Bunte Ostereier vom Geflügelhof Brandhuber oder rote Brotzeiteier das ganze Jahr über sind eine Erdinger Tradition. Doch im April vergangenen Jahres musste Franz Brandhuber seine Legehennen alle schlachten. Auf bunte Eier aus seiner Eierfärbemaschine muss jedoch auch heuer niemand verzichten. Brandhuber hat umgestellt auf Eierzukauf und plant mittelfristig, wieder mit einem kleinen Legehennenbestand weiterzumachen.

Im April vor einem Jahr stand Franz Brandhuber vor einem Scherbenhaufen. In seinem Geflügelhof im Erdinger Stadtteil Siglfing hatte das Landratsamt Erding bei einer amtlichen Probe einen Salmonellenfund festgestellt. Im Hühnerkot und in der Stalleinstreu waren die Krankheitserreger festgestellt worden. Seine Hühner selbst waren nicht krank. Sie waren gegen Salmonellen geimpft. Doch die Schalen der Eier, nicht die Eier selbst, waren zumindest teilweise mit den Erregern kontaminiert. Alle 35 000 Legehennen ließ Brandhuber schlachten, der wirtschaftliche Schaden lag im unteren sechsstelligen Bereich. Hühner hat er seither keine mehr gehalten, aber um seine Kunden nicht zu verlieren, handelt er nun mit Eiern, die er zukauft, aus bayerischen Betrieben.

"Der Eierverkauf ist weitergelaufen, den größten Teil unseres Kundenstamms haben wir erhalten", sagte Brandhuber ein Jahr nach dem worst case seines Geflügelhofs. Woher die Krankheitserreger damals kamen, kann er nur mutmaßen. Er nimmt an, dass sie über die Lüftung in die Ställe gelangt sind und von Wildvögeln oder Insekten stammten. Der wirtschaftliche Schaden war enorm. Theoretisch könne man sich gegen so einen Fall versichern, aber diese "Ertragsausfallversicherung" sei "wahnsinnig teuer", sagte Brandhuber. "Deswegen hatten wir keine abgeschlossen." Auch die Tierseuchenkasse springe nicht ein, weil es sich bei Salmonellen nicht um eine Tierseuche handele. Diese Kasse greife beispielsweise bei einer Vogelgrippe. Brandhuber hatte damals überlegt, ob es für ihn sinnvoll sei, noch einmal von vorne zu beginnen. Nicht nur, weil das ein finanzieller Kraftakt gewesen wäre. Auch nicht so sehr, weil sein Image nachhaltig geschädigt sei. Seine Kunden hätten "sehr verständnisvoll" reagiert und ihm keine Vorwürfe gemacht. Was ihn jedoch von einem Neuanfang abgeschreckt hatte, war etwas anderes: Das Risiko, dass es einen jederzeit wieder erwischen könne, hänge wie ein Damoklesschwert über jedem Geflügelhof.

Vor etwa neun Jahren hat die EU eine verschärfte Verordnung erlassen, die zum Ziel hatte, die Salmonellenbelastung von Eiern zu reduzieren. Früher seien bis zu 20 Prozent der deutschen Eier mit den Erregern belastet gewesen. Zuletzt sei die Quote auf etwa zwei Prozent gesunken. Brandhuber rechnet vor: 50 Millionen Eier würden täglich in Deutschland gelegt. Wenn in zwei Prozent der Proben Salmonellen gefunden werden, gelangen somit täglich eine Million Eier in den Handel, für die das zutrifft. Wenn das Risiko durch Salmonellen so hoch wäre, wie es in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde, müsste diese Million Eier Folgen haben, was aber nicht der Fall sei. Man habe das Risiko bereits deutlich gesenkt, komplett ausschließen könne man es jedoch nicht: "Wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass eine Tierhaltung mit null Bakterien nicht möglich ist", sagte Brandhuber.

Er hadert jedoch nicht mit der bayerischen Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf, die nach dem Bayern-Ei-Skandal solche Maßnahmen anordnen müsse, wenn sie nicht, wie in seinem Fall, freiwillig erfolgt wären. Aber es werde nun "mit dem Schwert und nicht mehr mit gesundem Augenmaß entschieden", sagte Brandhuber. "So wie das jetzt gehandhabt wird, ist das überzogen." Man habe viele Vorkehrungsmaßnahmen getroffen und es habe eine gravierende Verbesserung stattgefunden. Aber dass im Tierhaltungsbereich ein geringes Restrisiko bestehen bleibe, müsse man im Sinne einer realistischen Verbraucheraufklärung thematisieren.

Derzeit herrscht auf seinem Hof in Siglfing wieder Hochbetrieb, wie immer vor Ostern. Seine Eierfärbemaschine ist auf die sechs Farben gelb, rot, blau, orange, lila und grün eingestellt, nach den Feiertagen werden wieder nur die klassischen roten Brotzeiteier produziert. Mittelfristig würde Brandhuber gerne einen Legehennenbetrieb mit kleinerer Struktur aufbauen. 6000 Hühner könnte er sich vorstellen, aber keine Größenordnungen mehr zwischen 35 000 und 40 000. Dazu muss er aber noch behördliche Entscheidungen abwarten. Damit rechnet er in den nächsten Wochen. Allein auf die Legehennen will er beruflich nicht bauen, ein zweites Standbein in einem der restlichen Gebäude erscheint ihm sinnvoller. Eines steht für ihn jedoch fest: Ein betriebliches Risiko in der früheren Größenordnung werde er nicht mehr eingehen.

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