Ohne einen Plan:Einstimmiges Signal

Ohne einen Plan: Die Gegend an den Isenauen im Westen der Stadt ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Ob die Flächen in ein Gartenschau-Projekt eingebracht werden können, ist aber wie so vieles noch gänzlich unklar.

Die Gegend an den Isenauen im Westen der Stadt ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Ob die Flächen in ein Gartenschau-Projekt eingebracht werden können, ist aber wie so vieles noch gänzlich unklar.

(Foto: Renate Schmidt)

Dorfener Stadtrat fasst ohne Gegenstimme einen Grundsatzbeschluss für eine Landesgartenschau-Bewerbung für die Jahre 2024 bis 2026. Es gibt derzeit 15 Mitbewerber. Anfang Februar wird die Vorauswahl getroffen

Von Florian Tempel, Dorfen

Auf dem Weg zur bayerischen Gartenschau-Stadt brauche es "ein klares Signal", forderte Heinz Grundner (CSU) in der Stadtratssitzung am Mittwochabend, "blamieren brauchen wir uns nicht". Die Dorfener Stadträte aller Fraktionen haben auf ihren Bürgermeister gehört und ihm mit dem einstimmigen Grundsatzbeschluss, eine Bewerbung für eine Landesgartenschau in den Jahren 2024 bis 2026 abzugeben, eine Freude gemacht. Das hätte er nicht erwartet, sagte Grundner nach der Abstimmung fast schon gerührt, dass so gar kein einziger dagegen war.

Nicht wenige Stadträte machten jedoch vor der Abstimmung deutlich, dass sie sich vorbehalten, ihre Meinung später eventuell auch wieder zu ändern. Wenn man zum Beispiel erfahre, wie viel das Vorhaben kosten werde, und dann der Meinung sein würde, das wäre doch zu teuer. Das alles steht im Konjunktiv, weil bislang keiner weiß, was überhaupt geplant ist. Denn die Dorfener haben noch keinen Plan.

Die Geschäftsführerin der bayerischen Landesgartenschau Gesellschaft, Dagmar Voß, war nach ihrem Besuch am Mittwoch in Dorfen, auch grundsätzlich angetan: "Ich habe mir das ganze Stadtgebiet angeschaut. Dorfen hat einiges zu bieten. Die Altstadt ist sehr schön." Doch es gehe bei einer Gartenschau um die Schaffung von Neuem. Und auch wenn man noch in der ersten Phase der Bewerbung sei, müsse "die Stadt genauer sagen, was sie will". In den kommenden "drei, vier Wochen muss noch einiges passieren". Um eine Dorfener Bewerbung bewerten zu können, müssen "die Ziele" der Stadt formuliert werden und klar sein, "mit welchem Gelände sie sich bewerben will". Dorfen habe "sicher das Potenzial, ein schlüssiges Grünkonzept für die Stadt zu erarbeiten". Am 9. Februar wird eine Vorauswahl aus derzeit 16 Bewerbungen vorgenommen.

Voß sagte der SZ auch, dass sie eine scheinbare Konkurrenzsituation zwischen Dorfen und der Stadt Erding, die sich für die Landesgartenschau 2028 bewerben will, nicht sehe. Wenn Dorfen zum Beispiel 2025 die bayerische Gartenschau ausrichten würde, wäre es kein Problem, wenn drei Jahre später Erding dran wäre.

Bauamtsleiter Franz Wandinger nannte als allgemeinen Grund für die Dorfener Bewerbung, einen "städtebaulichen Hintergrund". Wenn die Stadt in den kommenden Jahren wachsen werde, brauche sie für die neuen Einwohner, die keine eigenen Gärten haben, mehr Naherholungsflächen. Bürgermeister Grundner sagte, eine Landesgartenschau-Bewerbung sei die Erarbeitung "eines städtischen Grünkonzepts analog zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept Isek", das Dorfen schon hat. Konkretes wollte Grundner aber sonst kaum sagen. Auf die Frage, welche möglichen Gartenschau-Flächen ihm vorschwebten, sagte er, das Gebiet rund um das Regenrückhaltebecken im Süden der Stadt sei eine Option. Voß sagte, dieses Areal sei interessant, alleine aber für eine Gartenschau zu klein. Der Isenauen Ost-Park, den die Stadtverwaltung im Vorfeld ebenfalls als mögliche Gartenschaufläche genannt hat, "kommt für eine Ausstellung weniger in Frage", erklärte Voß.

Mehrere Stadträte sprachen die weit gehenden Unklarheiten bei der Bewerbung kritisch an. Simone Jell (SPD) und Günther Drobilitsch (Landlisten) wiesen darauf hin, dass auch bei 50 Prozent Förderung wohl Millionenkosten auf die Stadt zukommen würden. Martin Heilmeier (Landlisten) sagte, er wundere sich, wie leicht solche Summen als machbar eingestuft werden, während kleinere Projekte wie ein Öko-Lehrpfad in den Isenauen als zu teuer abgelehnt wurden. Heiner Müller-Ermann (SPD) sagte, ihn störe, dass alle Fraktionen außer der CSU erst kurzfristig von der Gartenschau erfahren haben, nicht schon im November informiert wurden und nun "hopp oder top" entscheiden müssten.

Die rundum überzeugten Befürworter der Dorfener CSU hatten zwar auch keine genauen Vorstellungen, wo und wie das Gartenschauprojekt aussehen könnte, waren sich dennoch sicher, dass es eine gute Sache sei. Ihre Argumente waren angesichts der allgemeinen Planlosigkeit sehr allgemein gehalten. Michael Oberhofer glaubte, "der Imagegewinn ist nicht zu unterschätzen". Martin Greimel nannte eine "innere Strahlkraft" als positives Moment und, dass der "Einzelhandel profitieren" werde. Barbara Lanzinger sagte schließlich: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt", und, dass es "auch der lokalen Gastronomie was bringt".

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