Obergrenze gegen Flächenfraß:Alles im grünen Bereich

Obergrenze gegen Flächenfraß: Tina Emslander, Robert Obermeier und Vizepräsident Otto Heinz von der IHK (von links nach rechts)

Tina Emslander, Robert Obermeier und Vizepräsident Otto Heinz von der IHK (von links nach rechts)

(Foto: Stephan Görlich)

Die IHK überrascht mit Zahlen, wonach nur etwa ein Prozent der Flächen in den Landkreisen Erding und Freising für Industrie- und Gewerbe genutzt werde. Sie warnt vor einer Konkurrenz von Wirtschaft und Wohnen

Von Thomas Jordan, Erding

Folgt man IHK-Vizepräsident Otto Heinz, ist der Flächenfraß in den Landkreisen Erding und Freising kein gravierendes Problem. Laut einer Studie des Landesamtes für Statistik, die Heinz am Montag zitierte, werden 88 Prozent der Flächen im Landkreis Erding landwirtschaftlich genutzt oder sind Naturflächen. Im Landkreis Freising sind es 86 Prozent. "Die Landkreise sind grün", kommentierte Heinz diesen Befund. Obwohl die Anzahl der Beschäftigten in den beiden Landkreisen während der letzten Jahre stark gestiegen ist, habe sich der Anteil der Industrie- und Gewerbeflächen nicht verändert. Er liegt in beiden Landkreisen bei etwa einem Prozent der Gesamtfläche. Unternehmen wollten keine "Flächen verbraten", sagte Heinz, der zugleich Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Erding-Freising ist. Schließlich koste jede neue Fläche die Firmen Geld. Dass der Anteil der Wirtschaftsflächen gleich geblieben ist, erklärte er damit, dass die Unternehmen im Landkreis maßvoll wüchsen und effizienter arbeiteten. "Wenn einer eine zweite Schicht einführt, braucht der nicht gleich eine neue Fläche."

Heinz warnte aber auch vor einer Konkurrenz von Wohnen und Wirtschaft, die sich entwickeln könnte, sollte es zur Einführung pauschaler Flächenobergrenzen für jede einzelne Kommune kommen. Gemeint sind damit Überlegungen, wonach etwa eine 5000 Einwohner-Kommune wie Wartenberg eine fixe Quadratmeterzahl an Flächen für Wohnen, Gewerbe, Verkehr und Freizeit ausweisen kann, dieses Maß aber nicht überschreiten darf. "Das lehnen wir kategorisch ab", sagte Heinz und ergänzte: "Wer bezahlbaren Wohnraum fordert, kann nicht sagen, wir beschneiden die Planungshoheit der Gemeinden."

Stattdessen plädiert die IHK in den Landkreisen Erding und Freising dafür, ein kommunales Flächenmanagement einzuführen. Heinz verspricht sich davon die effizientere Nutzung von Flächen, gerade für ortsansässige Betriebe. Denn etwa 80 Prozent der Firmen, die aktuell auf der Suche nach Grundstücken für eine Erweiterung sind, seien lokale Unternehmen. Ein solches Flächenmanagement soll sich nach IHK-Vorstellungen nicht nur auf Städte, sondern auch auf kleine Kommunen beziehen und dabei nicht nur innerörtliche Gebiete berücksichtigen.

Der IHK-Vizepräsident forderte außerdem, die Zusammenarbeit der Städte und Gemeinden untereinander zu verbessern, um Flächen und Kosten zu sparen. Zudem halte er ein öffentliches Anreizsystem für sinnvoll, bei dem die Ansiedelung von Betrieben politisch je nach Kommune gesteuert werden kann. Stelle man dagegen von öffentlicher Seite gar keine zusätzlichen Flächen mehr bereit, drohe die Abwanderung von Unternehmen etwa in den Bayerischen Wald, wo die Bedingungen besser seien, sagte Heinz.

Dass diese Befürchtung nicht aus der Luft gegriffen ist, konnte IHK-Chefvolkswirt Robert Obermeier mit einer Untersuchung untermauern. So sei dieses Jahr in der IHK-Konjunktur-Messung zum ersten Mal das Thema Fläche als Risikofaktor bei Unternehmern aufgetaucht. Letztes Jahr hatte an dieser Stelle noch die Angst vor den Folgen des Brexit gestanden. Auch Heinz' Aussage von den grünen Landkreisen Erding und Freising schickte sich Chefvolkswirt Obermeier an, mit einer Karte zu belegen.

Demnach entspräche die gesamte bebaute Fläche Bayerns der Größe Unterfrankens. Wolle man den Anteil der wirtschaftlich genutzten Gebiete davon sichtbar machen, dann ergäbe sich eine Größenordnung, die etwa den Stadtterritorien von München, Augsburg und Nürnberg gleichkomme.

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