Oberding:Mehr Raum für Mensch und Maschine

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Aufgrund der steigenden Nachfrage erweitert der Hersteller von Industrierobotern seinen Betrieb. Drei Millionen werden in das neue Areal investiert. Anwohner befürchten vermehrten Lieferverkehr

Von Regina Bluhme, Oberding

Die Krauss Maffei Automation GmbH schafft auf ihrem Betriebsgelände in Schwaig mehr Platz für Menschen und Maschinen. Bei einer Pressekonferenz am Montag stellte der Entwickler von Industrierobotern die Pläne für ein neues Büro- und Hallengebäude vor. Auf rund drei Millionen Euro bezifferte Bauherr und Grundstückseigentümer Josef Neureder die Investitionskosten. Die Erweiterung sichert laut Unternehmensleitung den Standort in Schwaig. Künftig soll die Zahl der Mitarbeiter und Auszubildenden weiter aufgestockt werden.

Ein dreistöckiges Gebäude mit rund 1000 Quadratmetern Büroräumen und nochmal 1000 Quadratmetern Hallenfläche soll laut Produktionsleiter Martin Strasser errichtet werden. Zu sehen sind auf dem Firmengelände schon einmal mehrere Hügel aufgeschüttetes Erdreich. Ein paar Meter weiter steht eine graue Containeranlage, in der momentan die Büroräume von 40 Mitarbeitern untergebracht sind, die sich "schon sehr auf den Umzug ins neue Gebäude freuen", wie Strasser berichtete. Personal sei in Hinblick auf den Neubau bereits in den letzten Jahren aufgestockt worden.

Ölwannen für Autos werden bei Krauss Maffei hergestellt. Das Unternehmen will erweitern, im Bild Manuela Schmidbauer und Projektleiter Martin Straßer. (Foto: Renate Schmidt)

Das Schwaiger Unternehmen hat sich auf Industrieroboter spezialisiert. "Sie werden hier je nach Kundenanforderung individuell entwickelt und gebaut", berichtete Thomas Marufke, President der Krauss Maffei Automation GmbH. In das neue Gebäude werden nicht nur die Mitarbeiter einziehen. Etwa ein Drittel ist laut Produktionsleiter Strasser für das sogenannte Technikum reserviert, ein Schulungsraum für Mitarbeiter, aber auch für Kunden, die mit den Robotern arbeiten. Zudem sollen dort Geräte und Versuche präsentiert werden. "Jetzt ist das alles nur auf sehr beengtem Raum möglich", erklärte der Produktionsleiter. Darüber hinaus machten die immer größeren Automationsanlagen die Erweiterung notwendig. Je nach Auftrag würden in Schwaig Anlagen von 20 auf 15 Metern errichtet, berichtete Vertriebsleiterin Manuela Schmidbauer. "Wir haben auch schon Produktionszellen mit vier Robotern gebaut."

"Ohne den Neubau wäre der Standort Schwaig nicht zu halten gewesen", betonte auch Josef Neureder bei der Pressekonferenz. Er hatte 1982 in Schwaig den Betrieb errichtet. Seit dem Verkauf 2002 gehört das Unternehmen nun als Tochtergesellschaft zur Krauss Maffei Gruppe mit Sitz in München. Anfang 2016 hatte der Kauf der Unternehmensgruppe durch das staatliche chinesische Unternehmen China National Chemical Corporation für fast eine Milliarde Euro für Aufsehen gesorgt. Laut des Finanzdienstes Dealogic war das die größte Übernahme durch chinesische Unternehmen in Deutschland. Neureder ist weiterhin der Grundstückseigentümer, somit also der Vermieter der Krauss Maffei Automation GmbH, "deshalb habe ich auch die Bauherrschaft für das neue Gebäude übernommen", erklärte er. Neureder rechnet mit über drei Millionen Investitionskosten, damit wolle er sicherstellen, dass Krauss Maffei expandieren könne. "Denn wenn sie nicht erweitern hätten können, hätten sie die Produktion verlagern müssen", betonte er. Dazu ein Kopfnicken von President Thomas Marufke.

Hier ist noch Platz. Tausend Quadratmeter Fläche hat der Platz, auf dem bald eine riesige Baustelle entsteht. (Foto: Renate Schmidt)

Wobei man bei den Zahlen, die Marufke am Montag nannte, sagen muss: Es läuft. Rund 54 Millionen Euro Umsatz werden laut Marufke heuer in Schwaig zusammen mit dem Zweitstandort Schwerin erzielt. "Wir erwarten ein weiteres Wachstum im einstelligen Prozentbereich", fügte er hinzu. Insgesamt 250 Beschäftige hat die Krauss Maffei Automation GmbH, davon 220 am Standort Schwaig. Die Firma will laut President Marufke bis 2018 in Schwaig und Schwerin insgesamt 40 neue Arbeitsplätze schaffen.

"Wir benötigen hochqualifiziertes Fachpersonal, vor allem Techniker, Ingenieure und Maschinenbauer", betonte er. Die seien gar nicht so leicht zu bekommen. Deshalb arbeite das Unternehmen auch eng mit Hochschulen zusammen. Marufke: "Ein duales Studium ist ein großes Thema bei uns." Auch in der Ausbildung will das Unternehmen expandieren und am liebsten Facharbeiter im Haus selbst ausbilden. Die aktuell zehn Ausbildungsplätze sollen laut Marufke in den nächsten Jahren auf 20 erhöht werden. Um Nachwuchs fürs Unternehmen zu interessieren, gehörten "Kontakte zur Realschule Oberding ebenso dazu wie zur Fachhochschule Landshut", ergänzte Martin Strasser.

Das Fachpersonal will das Unternehmen natürlich auch halten. Dabei verfügt Schwaig laut Erfahrung von Thomas Marufke über einen großen Standortvorteil: "Schwaig ist nicht München. " Viele der Mitarbeiter kämen östlich von Erding, aus der Region Landshut, "und die würden ungern nach München reinpendeln", betonte Marufke. Auch wenn die Mutterzentrale in München immer wieder Zusammenlegungen von Abteilungen ins Spiel gebracht habe, "kämpften wir hier für den Standort Schwaig, weil wir sonst sicher hochqualifizierte Mitarbeiter verloren hätten", fügte Vertriebsleiterin Manuela Schmidbauer hinzu.

Minimum drei Monate dauere es, bis ein Roboter die Produktionshallen in Schwaig verlassen könne, berichtete Josef Neureder. Seit eine Produktionsabteilung "mit weitaus höherer Logistik" nach Schwerin verlagert worden sei, habe der Lieferverkehr stark reduziert werden können. "Ein bis zwei ganz große Lkw" würden täglich den Zufahrtsweg über die Möslstraße passieren, erklärte Neureder und kam damit auf Proteste gegen das Bauvorhaben zu sprechen. Die Möslstraße ist zugleich die Zufahrtstraße zum Kindergarten und nun befürchten Anwohner Gefahren für große und kleine Fußgänger durch Baustellenfahrzeuge und später durch vermehrten Lieferverkehr. Neureder erklärte, ihn hätten die Beschwerden sehr überrascht. "Ich dachte immer, ich habe nichts falsch gemacht." So habe er im Vorfeld "extra ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben, weil ich wissen wollte, ob die Straße ausreicht". Das Gutachten habe dies auch bestätigt.

Vom Gemeinderat Oberding hatte die Krauss Maffei Automation GmbH ebenfalls Grünes Licht bekommen, allerdings mit der Auflage, eine zusätzliche Firmenzufahrt im Westen zu schaffen. Die Straße besteht bereits und wird laut Neureder für den Baustellenverkehr genutzt. Später soll ein Teil der Mitarbeiter von der Straße im Westen aufs Firmengelände fahren, um die Möslstraße zu entlasten. Asphaltiert ist die Straße allerdings noch nicht. Sie wird laut Neureder auch erst dann einen Belag bekommen, "wenn die Wege rund um das neue Gebäude geteert werden." Laut Unternehmen soll der Neubau Mitte 2017 bezugsfertig sein.

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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