Oberding:Fit für Familien

Oberding: Die vier verschiedenfarbigen Containermodule stehen wenige Gehminuten vom Kaufland im Erdinger Gewerbegebiet West entfernt.

Die vier verschiedenfarbigen Containermodule stehen wenige Gehminuten vom Kaufland im Erdinger Gewerbegebiet West entfernt.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Flüchtlingsunterkunft in Aufkirchen wird derzeit umgebaut. Derzeit wohnen überwiegend Männer dort. Die Regierung von Oberbayern will alle 108 Plätze sukzessiv belegen. Das Plus des Standort ist die gute Infrastruktur

Von Regina Bluhme, Oberding

Im Spätsommer vergangenen Jahres haben die ersten Flüchtlinge die neu gebaute Unterkunft in Aufkirchen bezogen, eine der größten im Landkreis Erding. Aktuell sind in der für 108 Menschen ausgelegten Anlage im Gemeindebereich von Oberding noch immer nur etwa 45 Plätze belegt und bis auf eine Mutter von drei Söhnen wohnen dort ausschließlich Männer. Doch das wird sich ändern. Die Regierung von Oberbayern, die das Haus im November übernommen hat, will heuer alle Zimmer belegen, auch mit Familien. Die Umbauarbeiten laufen.

Die vier verschiedenfarbigen Containermodule, wenige Gehminuten vom Kaufland im Gewerbegebiet West entfernt und durch ein Feld von der Flughafentangente Ost getrennt, stehen haarscharf an der Stadtgrenze zu Erding. Mitte November hat die Regierung von Oberbayern die Anlage vom Landkreis Erding übernommen. Seither haben sich einige Neuerungen ergeben. Wie Andrea Hartung, Sprecherin des Oberdinger Helferkreises "Starke Hände", mitteilt, sind nun von Montag bis Freitag immer vormittags ein Verwaltungsleiter und ein Hausmeister vor Ort. Und von ihnen hört sie nur Gutes: "Ich kann sagen, wir haben mit den beiden wirklich Glück gehabt. Sie sind offen und sehr freundlich im Umgang mit den Bewohnern."

Momentan wird in dem gelben Containermodul ein Büro für die Asylsozialberatung des BRK eingerichtet. Zweimal wöchentlich sollen dann Sprechstunden abgehalten werden. Weitere Bauarbeiten laufen. Wie die Pressestelle der Regierung von Oberbayern auf Nachfrage schreibt, dienten diese der "Ertüchtigung der Sicherheits- sowie Kommunikationsanlagen". Laut Helferkreis fehlen noch eine Internet- und Telefonverbindung.

"Nach Auskunft der Regierung wird die Aufkirchner Unterkunft in Zukunft auch Familien aufnehmen und voll belegt sein", berichtet Andrea Hartung. Das bestätigt die Pressestelle der Regierung von Oberbayern. Sie schreibt auf Nachfrage, dass die Regierung "möglichst auf eine sukzessive und ,gemischte´ Belegung" setze. Als Grund für eine Verlegung von Familien seien auch die "günstige Infrastruktur und die Einkaufsmöglichkeiten" der Aufkirchner Unterkunft genannt worden, fügt Hartung hinzu.

Der Oberdinger Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU) hatte jüngst im Gemeinderat über die neuen Entwicklungen in der Anlage informiert und erklärt, "offensichtlich hat sich der Standort als eine gute Entscheidung erwiesen". Schließlich biete die Unterkunft eine gute Anbindung zum Bus, zu Schulen oder zu Einkaufsmöglichkeiten, so Mücke. Die zweite große Flüchtlingsunterkunft im Landkreis liegt dagegen ziemlich abgelegen. Sie befindet sich in Lindum bei Dorfen. Wie es dort weiter geht, ist bei der Regierung nicht zu erfahren. Eine Übernahme habe noch nicht stattgefunden, teilt die Pressestelle mit.

In der Aufkirchner Unterkunft leben derzeit Flüchtlinge aus Afghanistan, Pakistan, Nigeria und Irak. Wie der Helferkreis "Starke Hände" berichtet, sind die Männer zwischen 23 und gut 30 Jahre alt. Der erste anerkannte Asylbewerber, der eine Ausbildung bei Siemens absolviert, ist mittlerweile schon wieder ausgezogen. Wie Andrea Hartung weiter informiert, arbeiten zwei Bewohner Vollzeit in Seniorenheimen und ein junger Mann hat eine Stelle im Erdinger Krankenhaus gefunden. Das Problem ist im Moment weniger das fehlende Jobangebot als die Tatsache, dass einige wegen schlechter Bleibeperspektive keine Arbeitsgenehmigung mehr bekommen. Sie hatten zuvor in der Therme, bei GLS oder in Hotels gearbeitet "und zwar fleißig", wie Hartung weiß.

Noch gibt es offensichtlich keinen exakten Zeitplan für den Einzug der neuen Bewohner. Die Regierung schreibt, dass sich die Belegung "kurzfristig nach mehreren Faktoren" richte, zum Beispiel "nach dem aktuellen Zugangsgeschehen". Soweit als möglich werde die Behörde aber die betroffene Gemeinde "zeitgerecht informieren", heißt es weiter.

Die Gemeinde Oberding ist da schon ein Stück weiter. Ein Bolzplatz neben der Anlage ist bereits im vergangenen Jahr angesät worden, jüngst hat der Gemeinderat 20 000 Euro für den Platz im Haushaltsentwurf 2017 genehmigt. Andrea Hartung macht sich auch schon Gedanken über einen Schulbus und einen Spielplatz, aber ganz oben auf der Liste steht für den Helferkreis eine Überdachung für die Fahrradständer. "Mit dem Geld für die kaum genutzten Parkplätze vor der Anlage hätte man lieber einen gescheiten Radlunterstand bauen sollen", betont sie. Ein Antrag für eine Überdachung ist bereits gestellt.

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