Oberding:Besserer Schutz für das Grundwasser

Im Rahmen eines Pilotprojektes sollen zukünftig Pflanzenschutzmittel biologisch abgebaut werden

Von Regina Bluhme, Oberding

Wenn Pflanzenschutzmittel in Boden und Gewässer gelangen, dann passiert das zum größten Teil beim Reinigen und Wiederauffüllen der dafür benötigten Geräte. In Oberding soll das künftig nicht mehr vorkommen. Die Gemeinde plant in den Ortsteilen Oberding, Niederding und Notzing jeweils den Bau von zentralen Befüll- und Waschstationen, in denen ausgelaufene oder verschüttete Reststoffe biologisch abgebaut werden. Der 2. Bürgermeister Anton Nußrainer (WG Oberding) stellte das Vorhaben kürzlich im Gemeinderat vor. Das Pilotprojekt läuft im Rahmen des EU-Förderprogramms "Leader".

"Vorsorgender Grundwasserschutz durch Errichtung von biologischen Filtern und Schutzdach für zentrale Pflanzenschutz Befüllstationen", so lautet der offizielle Titel des Projekts. Nußrainer beschäftigt sich damit seit gut einem Jahr. Die Anlagen sollen künftig in den drei Ortschaften von jeweils einem Verein selbständig betrieben werden. Laut Nußrainer, der im bayerischen Landwirtschaftsministerium arbeitet, handelt es sich dabei um "ein Beispielprojekt, das es in vergleichbarer Form in Bayern noch nicht gibt."

In Oberding, Niederding, Notzing und Schwaig stehen bereits Befüllstationen, die 30 Jahre und mehr auf dem Buckel haben, wie Nußrainer erklärte. "Dort konnten die Landwirte bislang nur die Pflanzenschutzgeräte befüllen, die Reinigung der Geräte erfolgt nach gängiger Praxis auf den Feldern." Die alten Stationen sollen nun abgerissen werden. An verkehrstechnisch besser gelegenen Standorten kommen die drei neuen Anlagen hin. Dort werden dann versehentlich verschüttetes Pflanzenschutzmittel, ausgelaufene Spritzbrühe oder Reste von Reinigungsflüssigkeiten über einen Sammelbehälter aufgefangen und über ein neu entwickeltes, sogenanntes Phytobac-System abgebaut. Dieses System verarbeite kontaminierte Flüssigkeiten "in einem Gemisch aus Erde und Stroh", informierte Nußrainer. Die dort vorhandenen Mikroorganismen bauten die Giftstoffe ab, gleichzeitig verdunste das restliche Wasser.

Erste Planungen und Kostenschätzungen liegen vor. Die Stationen sind als einfache Holzhallen auf 15 mal zehn Metern mit Doppeleinfahrten geplant. Das Finanzierungskonzept sieht so aus: Für alle drei Anlagen zusammen sind 825 000 Euro brutto an Schätzkosten angesetzt, also 275 000 brutto pro Gebäude. Die Förderung im Rahmen des "Leader"-Projekts beträgt laut Nußrainer maximal 100 000 Euro pro Station. Die anfallenden Kosten werden von der Gemeinde zu 40 Prozent und von den Landwirten zu 60 Prozent getragen. Dabei übernimmt die Gemeinde die Finanzierung der 60 Prozent mit einem Kredit auf zehn Jahre. Die Stationen werden künftig von den einzelnen noch zu gründenden Vereinen in den Ortschaften selbständig betrieben. Insgesamt haben sich nach Angaben von Nußrainer 50 Landwirte gemeldet, die mitmachen wollen. Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU) zeigte sich "mehr als positiv überrascht", dass sich so viele Landwirte zusammentun wollen.

Im nächsten Schritt wird die Gemeinde den Förderantrag beim Amt für Landwirtschaft in Ingolstadt stellen. Voraussichtlicher Baubeginn soll noch heuer im Spätsommer sein. Wenn alles gut läuft, dann sollen im Frühjahr 2018 alle drei Stationen stehen.

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