Fund in Oberding:Bedeutend für die Wissenschaft

Spangenbarren Oberding

"Was wir hier sehen, ist ein Schatz", sagte Landeskonservator Sebastian Sommer und spricht dabei von der Bedeutung des Fundes für die Wissenschaft.

(Foto: Fraunhofer Entwicklungszentrum Röntgentechnik/OH)

In Oberding wurde der größte Spangenbarrenhort der frühen Bronzezeit in Bayern gefunden. Das Landesdenkmalamt hat einen Teil der Kupferstangen nun restauriert, die das Museum Erding bekommt

Von Andreas Junkmann

Es ist nicht weniger als eine archäologische Sensation, die bei Ausgrabungen in Oberding im Frühjahr 2014 zu Tage befördert wurde. Beim Bau eines Doppelhauses wurden in der Gemeinde mehrere Bündel mit Kupferbarren gefunden. Die Stücke wurden in zwei großen Erdblöcken geborgen, von denen einer im vergangenen Jahr durch das Landesamt für Denkmalpflege bis ins kleinste Detail untersucht worden ist. Woher die Barren ursprünglich stammen und welchem Zweck sie vor etwa 4000 Jahren gedient haben, ist den Forschern allerdings weiterhin ein Rätsel. Klar ist jedoch, dass der Oberdinger Fund durch seinen Umfang der größte seiner Art ist, der je in Bayern gemacht wurde.

Ein Ritual? Ein Versteck?

"Was wir hier sehen ist ein Schatz", sagte Landeskonservator Sebastian Sommer mit Blick auf die etwa 30 Zentimeter langen Kupferstangen. Damit spielt Sommer nicht so sehr auf den materiellen Wert des Fundes an, sondern auf dessen Bedeutung für die Wissenschaft. Das Besondere am sogenannten Oberdinger Spangenbarrenhort sei, dass er inmitten einer altertümlichen Siedlung gefunden wurde und somit nach abgeschlossener Restaurierung Rückschlüsse auf die damalige Verwendung der Barren ermöglicht. Soweit sind die Untersuchungen aber noch lange nicht.

Derzeit kann nur spekuliert werden, was es mit der Menge an Kupfer auf sich hat. Ob die Barren einem Ritual dienten oder in Oberding von ihren Besitzern versteckt wurden, sei im Moment noch nicht zu sagen, erklärte Sommer. Ein Rätsel gibt dabei der Fundort auf: Die etwa 80 Kilo Kupfer wurden in der Nische einer Abfallgrube entdeckt, in der ansonsten Reste von Tierknochen und Scherben von Keramikgefäßen gefunden wurden. Sicher sei nur, dass mit Kupfer in der frühen Bronzezeit bereits Handel getrieben wurde.

Nach 4000 Jahren noch immer in einem guten Zustand

Der Zustand der Barren sei auch nach so langer Zeit noch sehr gut, befand der zuständige Restaurateur Jörg Stolz, der sich seit knapp einem Jahr in Vollzeit mit der Freilegung der Kupferstücke beschäftigt. Es habe sich nur eine geringe Korrosionsschicht gebildet, und lediglich an den Enden seien die Barren etwas brüchig. Die Untersuchung der jeweils zu Zehnerbündeln geschnürten Barren gibt bereits jetzt Aufschlüsse über deren Herstellung.

Die gebogenen Enden lassen darauf schließen, dass die Stücke in einer entsprechenden Form gegossen wurden. "Es wäre sicherlich einfacher gewesen, die Barren nachträglich zu biegen. Das können wir aber ausschließen", erklärte Stolz. Auch seien zur Herstellung offenbar verschiedene Formen verwendet worden, denn die Oberflächenstruktur sei nicht bei allen Kupferbarren gleich. Dass die Barren tatsächlich in Oberding produziert wurden, halten die Forscher jedoch für unwahrscheinlich. Es wurden zumindest keine Werkzeuge gefunden, die auf die Verarbeitung von Metall hindeuten würden. Möglicherweise machte der Oberdinger Spangenbarrenhort im Landkreis auch nur Zwischenstation, denn Kupfer ist neben Zinn ein wichtiger Bestandteil bei der Herstellung von Bronze. Doch auch Zinn haben die Archäologen in Oberding nicht entdeckt.

Erding hat zugeschlagen

Nicht nur für die Wissenschaftler ist der Oberdinger Spangenbarrenhort ein Volltreffer, auch die Stadt Erding hat mit der Entscheidung, den Fund zu kaufen und dessen Restaurierung zu bezahlen, alles richtig gemacht. "Wir haben damals die Katze im Sack gekauft", bekannte Harald Krause, Leiter des Erdinger Museums. Zunächst sei nämlich nicht klar gewesen, wie viele Kupferspangen sich in den beiden Blöcken befinden. Angaben über die Höhe der Kosten für die Stadt Erding wollte Krause zwar keine machen, die Summe sei aber "nicht gering".

Doch die Investition hat sich gelohnt: Erste Schätzungen von etwa 200 Kupferbarren sind inzwischen weit übertroffen. Die Untersuchungen haben ergeben, dass insgesamt 809 Barren geborgen wurden. 141 davon wurden bereits freigelegt, der Rest folgt in den kommenden Monaten. Geplant ist, den Spangenbarrenhort im Rahmen einer Sonderausstellung im Sommer 2017 im Museum Erding der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

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