Nordumgehung:Zielsetzung bleibt umstritten

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Erdings Oberbürgermeister Max Gotz ebi der Bürgerversammlung zur geplanten Nordanbindung (Foto: Renate Schmidt)

Am Donnerstag soll der Planungsausschuss im Erdinger Stadtrat schon über Detailfragen beim Bau der Nordumfahrung beraten - doch die Gegner steigen noch einmal in die Grundsatzkritik ein

Florian Tempel

Während der Erdinger Stadtrat am Donnerstag im Planungsausschuss mit Entscheidungen über Detailfragen den Bau der Nordumfahrung vorantreiben will, hebt noch einmal verstärkt Grundsatzkritik an der als Kreisstraße ED 99 geplanten Ost-West-Verbindungen zwischen der B 388 und der Flughafentangente Ost an. Wie zuletzt die Fraktion der Grünen kritisiert auch die Bürgerinitiative "Nordumfahrung - so nicht" und der Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) das Projekt: Die Nordumfahrung werde die Stadt nicht wirksam von Durchgangsverkehr entlasten und sei deswegen eine riesige Verschwendung von Steuergeld.

Vor ziemlich genau einem Jahr hat sich der Stadtrat mit 23 zu 17 Stimmen für den Bau der Nordumfahrung auf einer Streckenführung ausgesprochen, die knapp nördlich an Langengeisling vorbei führt. Das Votum wurde damals nur von der Mehrheit von CSU und SPD getragen. Bei den ablehnenden Stimmen versammelten sich allerdings Total- und Teilweise-Kritiker. ÖDP und Grünen lehnten - und lehnen weiterhin - aus ökologischen Gründen eine Nordumfahrung total ab. UWE und "Erding jetzt" stimmten 2012 hingegen nur gegen die stadtnahe Trasse, beteuerten jedoch, sie seien grundsätzlich für eine nördliche Umgehung der Stadt.

Abgesehen davon, dass Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) auf "die Beschlusslage" verweisen kann, hat sich die Situation in einem Punkt geändert: Indem er den Bau der geplanten Nordumfahrung mit der Aussicht auf fast maximale Verkehrsberuhigung in Langengeisling verknüpft hat. Damit scheint es ihm gelungen zu sein, den Widerstand zumindest bei denen gebrochen zu haben, die zwar nicht prinzipiell gegen eine Nordumfahrung sind, aber sie nicht auf der stadtnahen Trassenvariante Süd 2 wollten.

Für die Grundsatzkritiker war das von Gotz präsentierte "Gesamtpaket" jedoch nur ein geschickter Schachzug, der über die negativen Aspekte einer Nordumfahrung hinwegtäusche. So schreibt Hartmut Witting in einer Presseerklärung der Bürgerinitiative "Nordumfahrung - so nicht", es sei "interessant, das bei einem Projekt dieser Größenordnung das Ziel recht diffus bleibt". Gotz habe zuletzt nicht mehr die Entlastung Anton-Bruckner-Straße als Argument für die Nordumfahrung angesprochen. Witting schreibt weiter, der Durchgangsverkehr in Erding solle sich durch die Nordumfahrung nur um 15 Prozent verringern. Das sei, angesichts von geschätzten 50 Millionen Euro Kosten für die Umgehungsstraße eine enorme Geldverschwendung. Auch Doris Kraeker vom VCD vertritt die Meinung, mit "der Nordumfahrung ist keine wirksame Entlastung für Erding zu erreichen".

Allerdings kommen auch die Bürgerinitiative und der VCD nicht an der für andere attraktiven Aussicht auf eine Verkehrsberuhigung in Langengeisling vorbei. Der VCD sieht die Nordanbindung, die auf zum Teil schon bestehenden Straßen des Fliegehorts realisiert werden soll, "positiv" und ebenso die Idee, die Alte Römerstraße zu einer Sackgasse zu machen. Der VCD spricht sich dann aber dafür aus, dass eine Nordanbindung auch ohne Nordumfahrung sinnvoll wäre. Dasselbe Argument haben auch die Grünen unlängst vorgebracht.

BI-Sprecher Witting gesteht ein, dass man zur versprochenen Verkehrsberuhigung in Langengeisling kaum "Nein sagen" könne. Doch so bleibt ihm kaum mehr, als den bislang vagen Stand der Planung zu kritisieren: "Die Nordanbindung ist bei aller Zuversicht des Oberbürgermeisters nicht in trockenen Tüchern."

OB Gotz wird die Grundsatzkritik an der Nordumfahrung kaum anfechten. Er hat schon mehrmals gesagt, er gestehe jedem zu, gegen die Umgehungsstraße an sich zu sein - wohlwissend, dass die Mehrheit im Stadtrat diese Position nicht vertritt.

© SZ vom 12.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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