Neufahrn:Papierberg statt Zauberding

Viele Neufahrner Gemeinderäte bevorzugen schriftliche Unterlagen gegenüber elektronischer Information auf dem Tablet

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Dimensionen sind gewaltig: Allein im ersten Halbjahr 2017 hat der Gemeinderat 17 500 Blatt Papier als Sitzungsunterlagen zugestellt bekommen. Der Versuch, den Papierverbrauch an dieser Stelle deutlich zu reduzieren, ist allerdings erst einmal gescheitert. Eine Mehrheit im Gemeinderat hat es abgelehnt, komplett auf digitale Unterlagen umzusteigen und dafür entsprechende Tablets anzuschaffen.

Ausschlaggebend waren wohl weniger die Kosten von rund 20 000 Euro, sondern vielmehr die Vorbehalte von Mandatsträgern. Für die CSU-Fraktion argumentierte Burghard Rübenthal zum Beispiel damit, dass die Handhabung "nicht so praktikabel" und das System bestimmt noch nicht "so ausgefeilt" sei, dass man damit als Gemeinderat wirklich arbeiten könne. "Ich glaube, nicht das System muss ausgefeilter sein, sondern die Menschen", vermutete da Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) mit einem Augenzwinkern.

Wer will, kann trotz des ablehnenden Beschlusses aus freien Stücken beim Papiersparen helfen: Schon länger gibt es für Gemeinderäte die Möglichkeit, über das Ratsinformations-System ("RISS") digital auf die Unterlagen zurückzugreifen. Allerdings haben sich bisher nur neun von 24 Mandatsträgern für die "RISS"-Nutzung angemeldet, und nur zwei machen tatsächlich davon Gebrauch. Einer von ihnen ist Matthias Caven (Grüne). "Ich nutze es voll", erzählte er, und es funktioniere gut. Natürlich sei eine gewisse Umstellung nötig. Aber dafür spare es nicht nur Papier, sondern für die Verwaltung viel Zeit, wenn die Unterlagen nicht aufwändig vervielfältigt werden müssten. Beate Frommhold-Buhl (SPD), die im Kreistag bereits papierlos arbeitet, bezeichnete sich als "Mutmacherin", und versicherte: "Es ist easy zu handlen." Die Skeptiker blieben trotzdem in der Überzahl. Mit dem Thema könne sich ja der nächste Gemeinderat auseinandersetzen, meinte etwa Josef Eschlwech (Freie Wähler). "Das haben wir aber auch schon gegen Ende der letzten Legislaturperiode gesagt", erinnerte sich Beate Frommhold-Buhl.

Aufgeschlossener für neue Methoden ist offenbar die Belegschaft der Jo-Mihaly-Mittelschule. Dort werden die Tafeln und Overhead-Projektoren nach und nach durch digitale Touchboards ersetzt. Die ersten drei Exemplare werden in den fünften Klassen eingesetzt. Sukzessive sollen dann die höheren Klassen ausgestattet werden, wie Rektorin Marietta Hager kürzlich dem Gemeinderat erklärte. Natürlich seien im Kollegium "Ängste da gewesen". Aber das System sei "selbsterklärend" und gar nicht so schwierig, findet Hager, die selbst "sehr begeistert" ist. So schwärmte die Rektorin von den "unwahrscheinlich vielen Möglichkeiten der Anwendungen" und resümierte: "Das ist wirklich ein Zauberding".

Heilmeier ist die moderne Ausstattung der Schule wichtig, weil es in diesem Punkt "möglichst wenig Gefälle zwischen Gymnasium und Mittelschule" geben sollte, wie er betonte.

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