Neufahrn:Die Heilige Familie in allen Variationen

Neufahrn: Helmut Hinterberger ist nicht nur mit der Organisation des Krippenwegs beschäftigt, sondern auch mit der Produktion neuer Modelle.

Helmut Hinterberger ist nicht nur mit der Organisation des Krippenwegs beschäftigt, sondern auch mit der Produktion neuer Modelle.

(Foto: Marco Einfeldt)

Helmut Hinterberger aus Mintraching organisiert wieder den Krippenweg. Er selbst hat schon viele Exemplare gebaut

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Für Helmut Hinterberger hat die Weihnachtszeit längst angefangen. Verschneite Landschaften, Eiszapfen, die Heilige Familie - damit hat er sich schon beschäftigt, als andere noch auf der Sonnenterrasse lagen. Denn auch heuer bietet der Heimat- und Geschichtsverein einen Krippenweg an, und bei dem 67-jährigen Mintrachinger laufen alle Fäden zusammen. Er ist ja auch erwiesenermaßen Experte: Zahlreiche Krippen hat Hinterberger selbst gebaut, seit er 1979 auf den Geschmack gekommen ist. Damals war seine älteste Tochter ein Baby, und der Papa hat den Kinderwagen oft durch die Isarauen geschoben. Am Flussufer hat er dabei auch Steine gesammelt, aus denen er später eine alpenländische Krippe anfertigte. Damals arbeitete er noch in der Bank, zum Ausgleiche habe er "was Gegenläufiges" gesucht, bei dem er auch kreativ sein konnte.

Immer kunstvoller und aufwendiger wurden die Arbeiten. So entstand zum Beispiel auch die orientalische Säulenkrippe, die Hinterberger vergangenen Winter in einem Fenster der Sozialstation präsentierte: die Heilige Familie in einer Ruine unter einem provisorischen Dach aus Stofffetzen, in Erinnerung an den Tod Jesu. "Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei . . .", steht im Matthäus-Evangelium. Die Säulen stehen für "Glaube", "Liebe" und "Hoffnung" als Grundpfeiler des christlichen Glaubens. Acht Wochen hat Helmut Hinterberger an der ungewöhnlichen Darstellung gearbeitet, Stein für Stein - oder das, was wie Stein aussieht. Er hat styroporähnliches Material mit Aceton behandelt, mit weißer Acrylfarbe grundiert und mit Pulverfarben gestaltet.

Eines von Hinterbergers neuen Werken ist eine Kastenkrippe, die er bei einem Kurs gebaut hat: ein dreieckiger Kasten für den Herrgottswinkel mit zwei Türen zum Aufklappen, dahinter eine Landschaft mit glitzerndem Schnee aus Glasstaub und mit 15 nicht einmal streichholzgroßen Eiszapfen. Auch die hat er selbst gemacht, aus Fensterglas-Streifen und mithilfe eines Bunsenbrenners. "So was geht nur in einem Krippenbaukurs mit einem leistungsstarken Bunsenbrenner", sagt er schmunzelnd: "Ich hab es auch mit einem ausprobiert, mit dem man Creme Brulée macht, aber der bringt die Hitze einfach nicht."

Vergangenes Jahr gab es den Krippenweg in Neufahrn zum ersten Mal. 24 Krippen wurden in Schaufenstern, Kirchen und öffentlichen Gebäuden gezeigt. Das ist so gut angekommen, dass es heuer eine Neuauflage gibt mit Ausstellungsstücken vom vergangenen Jahr, aber auch anderen Exemplaren. Wer eine Krippe zeigen will, kann sich noch bis 7. November bei Hinterberger melden (Telefon: 0 81 65/67 02 30 oder E-Mail: Helmut.Hinterberger@gmx.de).

"Es muss keine perfekte Krippe sein", betont er. Hinterberger geht es vielmehr darum, die Vielfalt von Krippen in der ganzen Welt zu zeigen. Salzteigfiguren aus Ecuador, eine Maisstroh-Krippe aus Ungarn und eine Birkenholz-Krippe aus Polen zum Beispiel. Es sei faszinierend, mit welch unterschieden Materialen gearbeitet werde, findet Hinterberger. Einen Krippenweg sieht er auch als Möglichkeit, "mit Tradition ein bissl Flagge als Christ zu zeigen" - und die Betrachter gerade in diesen Zeiten nachdenklich zu machen. Das Grundthema aller Krippen sei schließlich die Herbergssuche in Folge von Flucht. Mit einer ökumenischen Andacht soll der Neufahrner Krippenweg dann am Samstag, 26. November, um 16 Uhr in der Evangelischen Auferstehungskirche eröffnet werden.

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