Neuer Verein:Dem Brummen auf der Spur

Von einem rätselhaften Geräusch Betroffene in Steinhöring gründen Verein

Von Konstantin Schätz, Steinhöring

Menschen, die ihre Hände zusammenlegen und damit Gemeinschaft symbolisieren. Das ist das erste Bild, das einem ins Auge fällt, wenn man die Website des "Vereins zum Schutz der Gesundheit und Umwelt vor Infraschall" aufruft. Eine Gemeinschaft, die einem tieffrequenten Ton den Kampf ansagen will. Oder zumindest denen, die sich gegen eine Aufklärung stellen, wo der Ton herkommt und wie er sich bekämpfen lässt.

Seit nunmehr vier Jahren ist das dumpfe Brummen in einigen Gemeindeteilen in Steinhöring zu vernehmen und viele Anwohner leiden darunter. Betroffene klagen über Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Übelkeit, die von dem mysteriösen Geräusch ausgelöst würden. "Vor einem Dreivierteljahr zog sogar jemand aus der Nachbarschaft weg. Er hat es einfach nicht mehr ausgehalten", sagt Henning Böhm, Vorstand des Vereins. Als Ursache für den Ton werden die Öl-Pipelines vermutet, die durch die Gemeinde verlaufen und von den Unternehmen OMV Deutschland GmbH und TAL GmbH betrieben werden. Diese bestreiten jedoch den Vorwurf, etwas mit dem Geräusch zu tun zu haben.

Durch den Verein, so hoffen es die Mitglieder, können Betroffene geschlossen auftreten, und so zusammen mit Behörden und Verantwortlichen an Lösungen arbeiten. Und es gibt noch einen Grund für die Gründung des Vereins: "Ziel ist es, zu informieren, was dieser Ton im Körper anrichten kann", sagt Böhm. Dies soll bei einer Informationsveranstaltung am 31. Mai um 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Tulling durch das Referat eines Arztes geschehen. Dieser erklärt, welche Symptome Infraschall verursachen kann. Auch ein Ingenieur wird an diesem Abend vertreten sein und Erklärungsmodelle für die Entstehung des Tons vorstellen.

Der Bauingenieur, der in der Zeitung nicht namentlich genannt werden will, dürfte einigen bereits bekannt sein, die von dem mysteriösen Brummton in Steinhöring gehört haben. Denn dieser zweifelte vergangenes Jahr eine Einschätzung des Landesamtes für Umwelt (LfU) an, wonach keine Kreuzkorrelationsmessungen nötig seien. Dabei hätten gleichzeitige Dauermessungen an den Pumpstationen und den betroffenen Orten vorgenommen werden sollen. Bei den Betroffenen hatte man sich von dieser Art der Messung aufschlussreiche Ergebnisse erhofft. "Man hat sich damals einfach den Ausführungen angeschlossen, die die OMV zu dem Gutachten gemacht hat", kritisiert Böhm das Vorgehen. Aufgrund der Annahme, dass die Gutachten der OMV GmbH zu Rate gezogen wurden, erwägt der Verein, Beschwerde bei der Regierung von Oberbayern einzureichen.

Knapp 40 Mitglieder zählt der Verein bislang. Diese kommen nicht nur aus der Gemeinde Steinhöring und der näheren Umgebung, sondern auch aus Dingolfing, Berlin und dem baden-württembergischen Leinfelden-Echterdingen. "Bereits zwei Wochen nachdem wir den Verein gegründet haben, hatten wir bereits über 25 Mitglieder", sagt Böhm. Eine Erklärung für den bundesweiten Anklang an dem Verein führt Böhm darauf zurück, dass es sich bei Infraschall nicht um ein ausschließlich regional auftretendes Problem handle, sondern um ein globales: "Das tritt überall auf der Welt auf und kann auch andere Ursachen haben als eine Öl-Pipeline." Auch Windräder und Haushaltsgeräte können Quelle von Infraschall, also tieffrequenten Tönen, die am Rande der menschlichen Hörfähigkeit liegen, sein.

Auf die Gründung des "Vereins zum Schutz der Gesundheit und Umwelt vor Infraschall" haben bisher weder das Landratsamt noch die Firmen OMV und TAL reagiert. Lediglich der Bürgermeister von Steinhöring, Alois Hofstetter (CSU), kündigte an, die Veranstaltung Ende des Monats zu besuchen.

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