Die Bürger im Landkreis sind mit dem Flughafen als Nachbarn ein wenig zufriedener als alle anderen Menschen in 43 Gemeinden im Umkreis, das hat eine von der Flughafen München GmbH (FMG) in Auftrag gegebene Studie ergeben. Von TNS Infratest wurden dazu im Zeitraum vom 12. Mai bis 16. Juni 2015 insgesamt 2441 Interviews geführt, 736 davon mit zufällig ausgewählten Personen im Landkreis Erding. Nur in zwei Punkten weichen die Erdinger stark ab: Die Erreichbarkeit des Flughafen mit Bus oder S-Bahn finden 74 Prozent "verbesserungswürdig". Ansonsten finden dies nur 45 Prozent. Zudem sehen die Erdinger die Wohnsituation etwas schlechter als der Rest.
Bei der Untersuchung, die am Montag dem Kreisausschuss für Struktur, Verkehr und Umwelt vorgestellt wurde, handelt es sich um eine Wiederholungsstudie, die 1995, 2003 und 2010 schon durchgeführt wurde. 2010 gab es allerdings eine Ausweitung des Untersuchungsgebietes. Es wurden die Kommunen aufgenommen, die am Raumordnungsverfahren für die dritte Start- und Landebahn am Airport beteiligt waren. Zudem haben sich Unter- und Oberschleißheim sowie Garching aufnehmen lassen. "Bei den allermeisten Themen schneidet der Landkreis Erdung, der mit 15 Gemeinden am stärksten vertreten ist, strukturell besser ab als Freising", sagte Jochen Flinner von der FMG. 736 befragte Personen würde zudem eine "vollrepräsentative" Aussage zulassen.
Bei der Frage "Wie beurteilen Sie alles in allem die Flughafenansiedlung für Sie persönlich?" antworteten 21 Prozent mit "sehr positiv" und 53 Prozent mit "überwiegend positiv". Allerdings sehen viele eine mögliche Kapazitätserweiterung durch eine dritte Bahn mit gemischten Gefühlen. Vor allem was die persönlichen Auswirkungen betrifft. 56 Prozent werteten die Aussichten als "sehr negativ" oder "überwiegend negativ". Besser werden die Werte, wenn es um den Wohnort oder die Region geht. 71 Prozent sehen die Auswirkungen auf den Wohnort positiv und auf die Region sogar 74 Prozent. Was die Folgen für die bayerische Wirtschaft sind, darin sind sich fast neun von zehn Erdingern (88 Prozent) einig: Eine dritte Startbahn würde sich positiv auswirken. Dabei bewertet bereits derzeit jeder Dritte im Landkreis die Lärmsituation durch den Luft- oder Straßenverkehr als "weniger gut" oder "schlecht".
Obwohl der Flughafen zum Teil auf Landkreisgrund angesiedelt ist, nutzen ihn die Erdinger weniger oft als alle anderen im Untersuchungsgebiet - zumindest für Reisen. Nur jeder Zweite ist in den zwölf Monaten vor der Befragung vom Flughafen abgeflogen. Insgesamt waren es 52 Prozent. Aber der Erdinger geht häufiger zum Essen hin (71 gegenüber 68 Prozent) und er besucht gerne Veranstaltungen dort (53 gegenüber 48 Prozent). Jeder Zweite (52 Prozent) hat schon einmal dort auch eingekauft und 36 Prozent waren im Besucherpark oder auf der Besucherterrasse.
Wenn die Erdinger etwas verbessern wollen würden, dann die Lärmsituation, gefolgt von den Einkaufsmöglichkeiten und der Wohnsituation. Dort werden die geringsten Werte für eine gute oder sogar sehr gute Ist-Situation ausgewiesen. Während der FMG-Vertreter das Ergebnis als "recht positiv" bezeichnete, relativierte Kreisrat Hort Schmidt (SPD): "Wenn sie meinen, dass was besser abschneidet, dann meinen sie für den Flughafen." Vor allem die Wohnsituation sei ein "riesiges Problem". Das komme in der Untersuchung nicht so deutlich heraus. Flinner musste zugeben, dass das vielleicht darin begründet sei, dass es sich um eine telefonische Umfrage handelte. "Das heißt, es wurden nur Leute gefragt, die schon eine Wohnung haben." Gegenüber 2010 habe sich laut Umfrage die Situation verschlechtert.
Die Studie ist unter www.munich-airport.de, Stichwort "Umlandbefragung", einzusehen.