Neue Straftat:Nach drei Wochen wieder im Gefängnis

Neue Straftat: Nach der Verhaftung des Intensivstraftäters hoffen Gemeinde und Helferkreis, dass wieder Familien in die Aufkirchner Unterkunft einziehen werden.

Nach der Verhaftung des Intensivstraftäters hoffen Gemeinde und Helferkreis, dass wieder Familien in die Aufkirchner Unterkunft einziehen werden.

(Foto: Renate Schmidt)

Intensivstraftäter muss Flüchtlingsunterkunft in Aufkirchen verlassen, weil er gegen Auflagen verstoßen hat. Der Asylbewerber sitzt seit Freitag in U-Haft. Gemeinde hofft, dass jetzt wieder Familien einziehen können

Von Regina Bluhme, Oberding

Gerade mal drei Wochen ist es her, dass die vier Familien der Flüchtlingsunterkunft Aufkirchen wegen eines Neuzugangs Knall auf Fall ausziehen mussten. Nun ist der Intensivstraftäter, der eine elektronische Fußfessel tragen musste, auch schon wieder weg. Seit Freitag sitzt der Asylbewerber im Gefängnis, weil er gegen eine Auflage verstoßen hat: Er war nicht zum vereinbarten Zeitpunkt in der Unterkunft anzutreffen. Oberding hofft, dass erneut Familien einziehen. Die Regierung wiederholte am Dienstag auf Nachfrage der SZ, dass "ein vergleichbarer Fall" nach Möglichkeit nicht mehr nach Aufkirchen verlegt werden soll. Mit Sicherheit kann die Behörde dies aber auch nicht ausschließen. Der Oberdinger Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU) hat angekündigt, auf jeden Fall künftig einmal pro Woche bei der Regierung von Oberbayern nachzufragen.

Der Asylbewerber hatte wegen eines Sexualdelikts drei Jahre und fünf Monate im Gefängnis abgesessen. Mit der Fußfessel waren mehrere Auflagen verbunden. Eine der Weisungen lautete, dass der Mann zwischen 22 und 6 Uhr die Unterkunft nicht verlassen darf. Am Mittwoch vergangener Woche sei er nach 22 Uhr nicht in der Unterkunft angetroffen worden, berichtet Thomas Steinkraus-Koch, Pressesprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Landshut. Ein Verstoß gelte als neue Straftat. Weil laut Gutachten bei dem Mann "ein hohes Rückfallrisiko" bestanden habe, sei beim Amtsgericht Erding Haftbefehl beantragt worden. Dieser wurde vom dortige Ermittlungsrichter auch erlassen, berichtet Stefan Priller, der Pressesprecher des Amtsgerichts. Nach Einschätzung von Stefan Priller handle es sich hier "eher um eine einfaches Ermittlungsverfahren", das innerhalb von drei Monaten abgeschlossen sein könnte. Wie es dann weitergeht, entscheide das Gericht. Das Urteil könne von einer Geldstrafe über Freispruch bis zu erneuter Haft reichen.

"Mehr als dass er jetzt in U-Haft sitzt, weiß ich auch nicht, auch die Gründe kenne ich nicht", sagt Mücke. Er werde aber sicher "einmal in der Woche bei der Behörde nachfragen", kündigt der Bürgermeister an. Eins habe sich immerhin gezeigt: "Die Überwachung funktioniert." Mücke ist nach eigenen Angaben am Montag von der Regierungs von Oberbayern über die Verlegung informiert worden. Auch die Regierung hat laut Pressesprecher Martin Nell am Montag von der Verhaftung des Mannes erfahren. Aussagen "über mögliche Konsequenzen für die weitere Belegung" könnten derzeit nicht getroffen werden, schreibt Nell. Er verweist auf eine frühere Pressemitteilung, nach der derzeit keine Absicht besteht, "weitere Personen mit einem vergleichbaren Vorgeschichte'" nach Aufkirchen zu verlegen. Gleichwohl könne dies aber auch nicht 100-prozentig ausgeschlossen werden, da es nicht in der Hand der Regierung liege, welche Vorgaben Gerichte, die Staatsanwaltschaft und die Polizei machten.

"Überrascht und ein bisschen wütend" ist Andrea Hartung, die Vorsitzende des Helferkreises. "Erst mussten unser Familien ausziehen wegen eines einzigen Mannes, der dann nur drei Wochen geblieben ist, so ein Irrsinn." Der Helferkreis stehe immer noch in Kontakt mit den vier Familien, die nun in München untergebracht sind. Ein Vater habe eine Arbeitsstelle gefunden, vielleicht war für ihn der Umzug sogar von Vorteil, sagt Hartung "ob das im Landkreis Erding so geklappt hätte, da bin ich mir nicht so sicher". Über den Neuzugang habe mit ihr keiner der Bewohner gesprochen, gleichwohl sei einmal die Angst geäußert worden, dass alle Aufkirchner Flüchtlinge stigmatisiert werden könnten". Aktuell überlagert ein anderes Thema das Leben in der Unterkunft: Der Mann, der vergangene Woche am Kronthaler Weiher ertrunken ist, lebte dort. Die Bewohner und auch die Betreuer seien sehr betroffen.

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