Inklusionsberatung:Neutral, ergebnisoffen und kostenlos

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Auch im Landkreis Erding gibt es nun eine Inklusionsberatungsstelle. Eltern können sich dort informieren, welche schulischen Möglichkeiten es für Kinder mit oder ohne Förderbedarf gibt

Von Antonia Steiger, Erding

Kindern mit einem erhöhten Förderbedarf stehen im Landkreis etliche Möglichkeiten offen, wo sie in die Schule gehen können. Und im Gegensatz zu früher haben Eltern viel mehr Rechte, wenn es um diese Entscheidung geht. Damit einher geht auch eine größere Verantwortung für die Eltern - und ein höherer Informationsbedarf. Dies hat im Frühjahr 2013 eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe im Landtag erkannt und sich für Inklusionsberatungsstellen eingesetzt Das Ergebnis ist nun auch im Landkreis Erding sichtbar: Am Alois-Schießl-Platz 8 hat ein vierköpfiges Team von Lehrern und Psychologen seine Arbeit aufgenommen. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) gratulierte zum Start.

Von Kooperationsklassen über Schulen mit dem Profil Inklusion, von Partnerklassen über eine Inklusion einzelner Schüler: In der Tat gibt es eine Auswahl an schulischen Angeboten für Kinder mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf. Aber was ist eine Kooperationsklasse? Was ist eine Schulbegleitung? Wer zahlt die Beförderung? Was bedeutet der Intelligenztest? Und wie geht es nach der Schule weiter? Die Schulpsychologin Sylvia Fratton-Meusel und Karin Leopold, Lehrerin im Förderschuldienst, legten bei der Eröffnungsfeier im Landratsamt dar, mit welchen Fragen Eltern sich konfrontiert sehen, die entscheiden müssen und wollen, wo ihr Kind in die Schule geht. Die Beratungsstelle will hier helfen und macht klar: "Wir entscheiden nichts." Neutral, ergebnisoffen und kostenlos - das sind die für Eltern so wichtigen Grundpfeiler der Beratungsarbeit.

Die vier Frauen - die Förderschullehrerinnen Myriam Boesch-Benker und Monika Christoph komplettieren das Quartett - sind zudem gut vernetzt, nicht nur mit den Schulen im Landkreis, was die Anwesenheit zahlreicher Schulleiter bei der Eröffnungsfeier dokumentierte, sondern auch mit Ärzten, Jugendamt, Schulberatung, Psychologen, Behindertenbeauftragten und der Agentur für Arbeit. Auch die Schulbegleiter und die Schulsozialarbeiter der Caritas, der Arbeiterwohlfahrt und der Brücke sind laut der Schulamtsleiterin Marion Bauer wichtige Bestandteile des Netzwerkes. "Viele Kompetenzen sind nötig, damit Inklusion gelingt."

Landrat Bayerstorfer betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit der Inklusion. Sie bedeute "Zugehörigkeit in unserer Gesellschaft". Es solle allen "leicht gemacht werden, dabei zu sein. Dafür sollten wir alle Anstrengungen unternehmen", sagte Bayerstorfer. "Kein Talent darf verloren gehen." Wie den Worten der Regierungsschuldirektorin Hiltrud Schmandt-Müller zu entnehmen war, ist die flächendeckende Realisierung der Inklusionsberatungsstellen in Bayern unerwartet zügig vonstatten gegangen. Sie erinnerte daran, dass sich erst im Frühjahr 2013 eine interfraktionelle Arbeitsgruppe gefunden habe, die zu dem Ergebnis gekommen war, dass es Anlaufstellen in allen Landkreisen geben müsse als Ansprechpartner für Eltern und Erziehungsberechtigte.

Zwar entschieden die meisten Eltern über den schulischen Werdegang ihrer förderbedürftigen Kinder in Absprache mit der Schule, andere wollten aber eine "überschulische Beratung". Die drei Schulberatungsstellen in Oberbayern könnten dies nicht leisten. Sie seien zu weit weg und hätten keine Ortskenntnis. Schon im Schuljahr 2013/2014 gab es die ersten neun Inklusionsberatungsstellen in Oberbayern. Und jetzt sei dieses Angebot flächendeckend vorhanden. Mit drei Lehrern für Sonderpädagogik und einer Schulpsychologin sei die Stelle in Erding sogar besser besetzt als in anderen Landkreisen. Und auch wenn die Stelle ihre Arbeit noch gar nicht aufgenommen hat - die ersten Fälle liegen bereits vor. "Man hat uns also gefunden", freute sich Leopold.

© SZ vom 11.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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