Neue Bemühungen:Die Ausbildungswerkstatt soll bleiben

Neue Bemühungen: Gutes Renommee: Den Azubis der Ausbildungswerkstatt im Erdinger Fliegerhorst stehen in der Industrie viele Türen offen. Doch jetzt droht die Schließung.

Gutes Renommee: Den Azubis der Ausbildungswerkstatt im Erdinger Fliegerhorst stehen in der Industrie viele Türen offen. Doch jetzt droht die Schließung.

(Foto: Peter Bauersachs)

Es bleibt ungewiss, ob sich junge Leute nach dem Rückzug der Bundeswehr noch zu Fluggerätetechnikern ausbilden lassen können.

Von Antonia Steiger, Erding

Die Bemühungen um die Rettung der Ausbildungswerkstatt am Fliegerhorst Erding gehen weiter. Ihr steht die Schließung bevor, wenn bis voraussichtlich 2021 die Bundeswehr den Standort verlassen haben wird. Die hoch angesehene Ausbildungswerkstatt könnte jedoch mit vereinten Kräften in Erding erhalten werden, davon ist zumindest Josef Biller überzeugt, der an der Spitze der Initiative steht. "Was fehlt, ist das Geld", sagt Biller, der für die CSU im Erdinger Stadtrat sitzt und Leiter der Berufsschule Erding war.

Es droht Fachkräftemangel

"Über kurz oder lang haben wir keine Fachkräfte mehr", sagt auch der jetzige Leiter der Erdinger Berufsschule, Dieter Link. "Aber der Flughafen braucht welche." Die Lufthansa bilde ihre Fluggerätemechaniker nur noch in Frankfurt und Hamburg aus. Dass die sich anschließend einfach so nach München schicken ließen, daran zweifelt Link. "München ist teuer." Für Dieter Link wie für Josef Biller geht es darum, die Kompetenz, die jetzt noch sowohl in der Ausbildungswerkstatt als auch an der Berufsschule Erding vorhanden ist, zu erhalten. "Jetzt ist noch alles da", sagt Link.

Doch bald befinde sich der eine oder andere "geistig schon auf dem Absprung", wie Biller befürchtet. Klar ist, sagt Link, dass sich der Fachbereich Fluggerätetechnik an der Berufsschule auflösen werde und dass damit wertvolles Wissen und Kompetenz verloren gehe, wenn die Ausbildungswerkstatt schließe. Derzeit werden dort Fluggerätetechniker für Fertigungstechnik, für Instandhaltungstechnik und für Triebwerkstechnik geschult. Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. "Es sind anspruchsvolle Berufe", sagt Link. Die ungewisse Zukunft der Ausbildungswerkstatt mache es aber schon jetzt schwieriger, die guten Realschüler und die Gymnasiasten nach Erding zu holen.

Eine Kooperation wäre denkbar

Es ist höchste Zeit für die nächsten Schritte, davon ist auch Biller überzeugt. Er ist in Kontakt mit OB Max Gotz und Landrat Martin Bayerstorfer, beide CSU. Er will auch die CSU-Kreistagsfraktion einbinden und den CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz. Ihm schwebt eine Kooperation der Luftfahrtbetriebe am Flughafen vor, die seiner Meinung nach ein großes Interesse haben dürften, "diese hochwertigen Ausbildungsplätze zu erhalten". Für denkbar hält es Biller, die angehenden Fluggerätetechniker zumindest die ersten beiden Lehrjahre weiterhin in der Ausbildungswerkstatt zu unterrichten.

Dem stimmt auch Franz Neumüller zu, der Leiter der Ausbildungswerkstatt. "Eine gemeinsame Basisausbildung unter der Federführung der Berufsschule wäre möglich", sagte er an einem Runden Tisch am Fliegerhorst zum Thema Konversion, an den der SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer eingeladen hatte. Skeptischer zeigte sich OB Gotz. Er forderte das Engagement an weit höherer Stelle - bei der Geschäftsführung des Flughafen München. Es könne nicht sein, dass sich die FMG ausklinke, sagte Gotz. "Ein irrsinniger Erfahrungsschatz geht verloren." An dem Runden Tisch zeigte sich aber auch, dass die Bundeswehr nicht mit einem Erhalt der Werkstatt rechnet.

Die Bundeswehr hat nichts von der Werkstatt

Wie Oberst Markus Alder sagte, sollen die 38 Ausbildungsplätze an anderen Standorten aufwachsen. In diesem Jahr wird der letzte Jahrgang in Erding eingestellt. Alder fügte an, es sei nicht Aufgabe der Bundeswehr, eine zivilberufliche Ausbildung zu gewährleisten, "von der die Bundeswehr nichts hat". Die meisten Absolventen zöge es nach der Ausbildung an eine andere Arbeitsstätte. "Im Moment haben wir fast gar nichts von der Werkstatt." Und auch die MTU, die ihr Engagement am Fliegerhorst ausbauen und weitere Hallen übernehmen möchte, ist zögerlich. Es gebe keine Planung, die Ausbildungswerkstatt zu übernehmen, sagte Ulrich Ostermair. "Wir haben in München eigenen Kapazitäten, um unsere Bedarf zu decken." Einer überregionalen Initiative würde man sich jedoch "nicht unbedingt verschließen".

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