Neue Ausstellung im Museum:Erdinger Alphabet

"Auswahl provoziert durchaus": Für eine amüsante Sonderausstellung stellt das Museum 26 bekannte Personen mit Bezug zur Stadt vor - von Ardeo bis Zehetmair

Von Regina Bluhme, Erding

Lachend schwebt Oberbürgermeister Max Gotz über dem Boden. Nebenan hängen Hans Dachs, König Ludwig III. und Magda Bittner-Simmet an kaum sichtbaren Nylonfäden von der Decke. Ihre Portraits gehören zur Sonderausstellung "Von Ardeo bis Zehetmair - 26 Persönlichkeiten aus 1200 Jahren Erdinger Geschichte", die am Freitagabend im Foyer des Museums Erding eröffnet wurde. Luftig-leicht bringt die Ausstellung die unterschiedlichsten Charaktere zusammen: Sie alle spielen oder spielten in der Stadtgeschichte eine Rolle, darunter auch ein Mitglied der Familie Fugger und der Schauspieler Heinz Rühmann.

"Es ist uns bewusst, dass die Auswahl der Persönlichkeiten durchaus provoziert", betonte Museumsleiter Harald Krause bei der Vernissage. Neben den 26 Persönlichkeiten, die jeweils einem Buchstaben zugeordnet wurden, gebe es sicher viele andere Erdinger, "dies es genauso verdient hätten". Bereits im Vorfeld hätten die Museumsleitung erboste Anrufe erreicht, von Erdingern, die lieber andere auf den Bannern gesehen hätten - "oder auch ganz gerne sich selbst", berichtete Krause. Über die Reaktion sei er aber ganz froh, "denn wir wollen ja zur Diskussion anregen."

Neue Ausstellung im Museum: Auch für seltene Buchstaben wurde eine Person gefunden: "Quax der Bruchpilot" wurde von Heinz Rühmann gespielt, der Film entstand am Fliegerhorst.

Auch für seltene Buchstaben wurde eine Person gefunden: "Quax der Bruchpilot" wurde von Heinz Rühmann gespielt, der Film entstand am Fliegerhorst.

(Foto: Renate Schmidt)

Nun habe man sich für eine "exemplarische Auswahl" entschieden und die beginnt beim Buchstaben "A" mit "Ardeo", dem "Gründer von (Alten)Erding", wie es im Begleittext heißt. Bei "B" habe es kein langes Überleben gegeben, so Krause: Er gehört "Bachmair". Damit wird der Museumsgründer Anton Bachmair gewürdigt. Zugleich soll damit an das 160-jährige Jubiläum der Museumssammlung erinnert werden.

Zu den weiteren Persönlichkeiten zählen unter anderem der königliche Minister Korbinian von Prielmayer ("P"), der akademische Maler Franz Xaver Stahl ("X") oder Tassilo II. ("T"), Herzog von Altenerding. Unter "J" ist Joachim Fugger von Kirchberg und Weissenhorn aufgeführt, aus der berühmten Augsburger Fugger-Familie. Sein Bezug zur Erding: Er war einmal Besitzer der Hofmark Altenerding.

Bei "Q" wurde das Museum bei "Quax, der Bruchpilot" fündig. Die Komödie mit Heinz Rühmann als Flugschüler stammt aus dem Jahr 1941 und wurde teilweise auf dem Fliegerhorst Erding gedreht. Gefilmt wurde auch auf dem Schrannenplatz, über den Rühmann immerhin mit dem Flugzeug ein paar Meter gerollt war. Entstanden ist die Sonderausstellung im Übrigen im Rahmen des Praktikums der jungen Historikerin Sophie Ruhl. Wie Krause betonte, hat die Masterabsolventin den Großteil der Konzeption erstellt.

Neue Ausstellung im Museum: Hans Zehetmair (li.) und der Erdinger OB Max Gotz finden Wissenswertes über sich selbst auf den Schautafeln, rechts Museumsleiter Harald Krause.

Hans Zehetmair (li.) und der Erdinger OB Max Gotz finden Wissenswertes über sich selbst auf den Schautafeln, rechts Museumsleiter Harald Krause.

(Foto: Renate Schmidt)

Beim "Y" steht kein Promi, sondern "You - Sie!". Der Banner ist für die Besucher reserviert. Denn für ein Museum seien interessierte Besucher nun einmal die "wichtigsten Persönlichkeiten", erklärte Krause. Jeder sei zudem eingeladen, weitere Personen für das Erdinger Alphabet vorzuschlagen. Im Foyer liegen Zettel bereit. Die ersten wurden noch während der Vernissage beschriftet: Es fanden sich die Namen "Spitzweg" und "Monika Gruber".

Oberbürgermeister Max Gotz lobte in seiner Ansprache das Engagement aller haupt- und ehrenamtliche Museumsmitarbeiter. Die Auswahl der Porträtierten sei sicher nicht leicht gefallen, "bei einer Stadt wie Erding, mit einer so langen Geschichte". Neben den großformatigen Portraits dürften aber auch die vielen "kleinen Gesichter" nicht vergessen werden, die für Erding von Bedeutung seien, "sei es in der Flüchtlingshilfe, im Ehrenamt oder in der Schule", so Gotz. "Wir sind eine kulturell so reiche Stadt, weil wir so viele Menschen haben, die sich einbringen." Kurz kam Gotz auch auf eine andere Galerie berühmter Erdinger zu sprechen: auf die Bürgermeistergalerie im Rathaus. Um die müsse er derzeit kämpfen, wie er sagte. "Der Brandschutz verlangt, dass die Bilder verschwinden", so Gotz. Er werde alles daran setzen, eine Lösung zu finden, denn die Galerie sei "unverzichtbar", ein "Klassiker" und gehöre einfach in das altehrwürdige Erdinger Rathaus.

Die Bedeutung der Kultur hob Hans Zehetmair, einer der 26 Porträtierten und ehemaliger bairischer Kultusminister, hervor. Sei es in der Kunst, der Musik oder im Sport: Hier biete sich eine große Chance für die Integration. Darum sei es wichtig, dass es, wie im Museum Erding, "Stätten der Begegnung und des Miteinanders" gebe. "Auch diese Ausstellung soll exemplarisch das Miteinander zum Ausdruck bringen", schloss er. Wie gut eine Kombination funktionieren kann, bewiesen zwischendurch Michaela Bauer am Akkordeon und Markus Renhart an der Klarinette. Sie nennen sich B.Ö.F. Das heißt: Bayrisch Österreichischer Feinklang.

Die Sonderausstellung "Von Ardeo bis Zehemair" ist noch bis 11. September, von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 13 bis 17 Uhr, im Foyer des Museums Erding zu sehen.

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