Naschen ist erlaubt:Komfortzone für Obst und Gemüse

Im Frischelager der Rewe Group in Eitting werden 150 000 Tonnen pro Jahr umgeschlagen. In acht Meter hohen Kammern reifen zudem Bananen und Infrarotlicht spürt beschädigte Avocados auf

Von Regina Bluhme, Eitting

Die gestreifte Außenwand des Frischelagers der Rewe Group in Eitting fällt ins Auge und wurde jetzt sogar für den kreisweiten Fassadenpreis nominiert. Doch noch viel interessanter ist, was sich im Inneren des circa 18 000 Quadratmeter großen Gebäudes abspielt. Da ist zum einen das Rewe-Kopflager für Obst und Gemüse, in dem die Mitarbeiter Äpfel oder Ananas mit Hilfe von Geschmacksnerven und eines I-Pads begutachten. Da ist zum anderen die Firma Greenyard, die in acht Meter hohen Kammern grüne Bananen reifen lässt und deren Maschinen schadhafte Stellen von Avocados per Infrarotlicht erkennen. Ein Rundgang durch die Welt der Lebensmittellogistik.

Als Hendrik Busmann das erste Mal von der Treppe aus auf einen der Lagerräume geschaut hat, musste er an Sushi denken. Das verrät der Betriebsleiter der Rewe Group Fruchtlogistik während des Rundgangs. Die vielen schwarzen Kisten, gefüllt mit gelben, weißen oder grünen Früchten, erinnern tatsächlich an die mit Seetang ummantelten japanischen Reisröllchen. Zwischen den Stapeln begutachtet an diesem Dienstag ein Mitarbeiter einen Karton Gurken. Nebenan liegt eine aufgeschnittene Ananas. "Bei uns im Lager ist Essen ausdrücklich nicht verboten", fügt Busmann mit einem Lächeln hinzu. Denn nicht nur optisch wird die Ware begutachtet, auch der Geschmack wird geprüft. "Sensoriktest" heißt das im Fachjargon. EU-Normen müssten genau beachtet werden, da werde dann auch mal eine Zitrone ausgequetscht, um zu sehen, ob sie auch genug Saft hat. Zusätzlich müssten noch hauseigene Qualitätskriterien erfüllt werden, betont Busmann.

Reportage REWE Group Fruchtlogistik und Greenyard

Riesiges Sushi oder überdimensionale Dominosteine? So sieht ein Blick von oben auf eine Hallen des Rewe-Frischlagers in Eitting aus. Insgesamt beläuft sich das Gebäude der Rewe Group auf circa 18 000 Quadratmeter. Davon sind circa 8000 Quadratmeter vom Frischelogistiker Greenyard Fresh belegt.

(Foto: Stephan Goerlich)

In Eitting läuft laut Busmann zudem ein Rewe-weites Pilotprojekt. Mit einem speziellen Tablet können alle Ergebnisse der Qualitätskontrolle inklusive Fotos der Ware dokumentiert werden.

Je nach Fruchtsorte herrschen in dem Gebäude unterschiedliche Temperaturen. Äpfel und Trauben zum Beispiel sind in einer eigenen Halle bei vier Grad untergebracht. Gurken, Tomatenoder Zitrusfrüchte werden bei zwölf Grad gelagert. Lange verweilt die Ware ohnehin nicht in Eitting. 150 000 Tonnen werden im Jahr umgeschlagen. Das Kopflager für Obst und Gemüse, das in Eitting Ende 2016 mit 50 Mitarbeitern den Betrieb aufgenommen hat, beliefert täglich die drei Regionalläger von Rewe. Eins davon steht gleich nebenan im Eittinger Gewerbegebiet. Von dort aus geht die Ware zu den bayerischen Märkten der Rewe-Gruppe.

Rund 10 000 Quadratmeter nimmt die Rewe Fruchtlogistik in dem Gebäude in Eitting ein, weitere knapp 8000 Quadratmeter sind von der Greenyard Fresh Germany GmbH belegt. "Greenyard ist Mieter in der Immobilie und bedient aus diesem Dienstleistungszentrum verschiedene Kunden", berichtet der Niederlassungsleiter Ashwani Steinleitner. Seit Mai 2017 wird auch hier Obst und Gemüse umgeschlagen, "doch darüberhinaus wird bei uns veredelt und verpackt". Das Herzstück: Ein riesiger Hallentrakt mit acht Meter hohen "Reifekammern" für Bananen. Hinter den knallgelben Rolltoren kann jeweils eine ganze Lkw-Ladung gelagert werden, hinzu kommen die "Jumbo-Kammern", in denen sogar zwei Lkws Platz haben. Im "Jumbo" können 2304 Kartons mit je 120 Früchten gestapelt werden, das sind dann exakt 276 480 Bananen.

Reportage REWE Group Fruchtlogistik und Greenyard

Ashwani Steinleitner, Niederlassungsleiter von Greenyard Fresh, mit frischgelieferter Ware. In Eitting kommen die grünen Früchte in eine eigene Bananenreifestation.

(Foto: Stephan Goerlich)

Zunächst ruhen alle angelieferten grasgrünen Bananen einen Tag lang bei derselben Temperatur. Später ändert sich die Temperatur je nach Beschaffenheit der Frucht. "Am zweiten Tag kommt Ethylengas dazu, speziell für die Bananenreifung hergestellt", berichtet Steinleitner. Der Einsatz sei im Übrigen unbedenklich, viele reifende Obstsorten gäben das Gas von sich aus ab, so Steinleitner.

Die Kammern sind hochtechnisch ausgestattet. Vier Sensoren an orangefarbenen Schläuchen messen den Reifegrad der Bananen. Vier weitere Sensoren überprüfen die Raumtemperatur. Alle Daten auf einem Passwort geschützten Display vor der Kammer abzulesen. 70 000 Bananen werden in Eitting wöchentlich umgeschlagen und auch gleich für die Kundschaft, darunter Rewe, verpackt.

In der sogenannten Veredelungshalle wird die Ware für den Versand vorbereitet. Avocados zum Beispiel durchlaufen hier auf einem Band erst einmal mehrere schwarze Reinigungsbürsten, dann geht es in einen Kasten, der per Infrarot das Innere auf Schadstellen durchleuchtet, im weiteren Schritt drückt eine kleine Pumpe auf die Frucht und testet deren Reifegrad. Je nach Qualität werden die Früchte automatisch in unterschiedliche Ausgänge verteilt und anschließend ebenfalls von einer Maschine in Plastikfolie verpackt. Nebenan wird Ingwer für den Transport vorbereitet. Das Gewächs wird in 13 Kilo schweren Stücken angeliefert. Die Mitarbeiter sind beschäftigt, diese in handelsübliche Drei-Kilo-Gebinde zu zerteilen, diesmal in althergebrachter Handarbeit.

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