Narrenschranne Erding:Souveräne Vorstellung

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Das Prinzenpaar der Narrhalla, Carolina I. und Ferdinand II. zeigen sich gut gelaunt dem Faschingsvolk. Im Vordergrund der Narrenschranne stehen die zahlreichen Tanzvorfügungen - von Sternchen bis Prinzengarde

Von Antonia Steiger, Erding

Knapp dreieinhalb Stunden hat die Narrhalla Erding am Faschingssonntag ihr komplettes Programm am Schrannenplatz unter freiem Himmel dargeboten. Mit Prinzenpaar, Garden und Showtänzern, Jungelfer, Kasperltheater und natürlich auch mit den dieses Mal züchtig in Schwarz gehüllten Lieselotten, dem Männerballett, das aber nur sah, wer bis zum Schluss geblieben war. Vor einigen Hundert Zuschauern präsentierte sich der Hofstaat nach einer schon ganz schön langen Saison in einem guten Zustand - abgesehen von den Jungelfern, deren Vorrecht es jedoch ist, immer leicht derangiert wirken zu dürfen. Dass Bier und Feiern ihr Lebenselixier ist, sieht man ihnen nicht nur an. Sie verrieten es selbst in ihrem leidlich melodischen Singsang.

Wie immer, wenn das Wetter einigermaßen zu ertragen ist - und das war es an diesem Faschingssonntag trotz wolkenverhangenen Himmels - strömten die Erdinger auf den Schrannenplatz, um noch einmal - oder überhaupt einmal - einen Blick auf die Faschingsprinzessin zu erhaschen. Carolina I. von Tönung und Krönung in apricotfarbenem Kleid bewahrte ihre Gelassenheit beim Auftritt vor großem Publikum, ebenso der Mann an ihrer Seite, Prinz Ferdinand II. von Jagd und Trieb. In ihrer Thronrede sparten sie nicht an kleinen Seitenhieben auf die Stadtpolitik. Sie vermuteten die Haushaltsbücher der Stiftung im Sondermüll am Kronthaler Weiher, sie warfen der Stadtpolitik Gier nach Steuergeldern vor, weswegen sie die Pläne für eine Logistikhalle im Erdinger Westen vorantreibe. Und sie störten sich an der Dummheit, in Schollbach keine Bodenproben genommen zu haben, bevor die Stadt ein großzügiges Sportzentrum geplant hatte - wegen Undurchführbarkeit landeten die Pläne schließlich ja wieder in den Schubladen. Komisch, wunderte sich das Prinzenpaar. "Die Bierprobe zum Volksfest vergessen sie doch auch nicht." Abschließend verrieten sie noch, wo man Kontakt zu ihnen knüpfen kann: bei den Online-Partnervermittlungen Elite-Partner und Parship.

Auch das Kinderprinzenpaar, Carolina I. vom Gardetanz und Xaver I. von Angel und Haken, fand ein bisschen Grund zum Meckern: Zu wenig Interesse für die Umwelt, die Kunst von Harry Seeholzer und die Schule, das alles gefällt ihnen nicht. Insgesamt standen jedoch die tänzerischen Darbietungen nicht nur der Prinzengarde, sondern auch der Showtanzgruppen, die allesamt bei der SpVgg Altenerding trainieren, im Vordergrund der Veranstaltung. Zu beeindrucken wusste vor allem das frühere Kinderprinzenpaar Seraphina und Christoph. Mit einem professionellen Lächeln zeigten sie synchron Handstandüberschlag, Grätschsprung und Räder. Absolut souverän und sehenswert. Das war dem Publikum einen besonderen Applaus wert. Den bekamen auch sämtliche andere Tänzer, unter ihnen auch Emma Kohlmüller, die vor Jahren die Tradition des Funkenmariechens in Erding neu begründet hatte und der die Narrhalla immer noch für ihren Tanz gerne die gesamte Bühne zur Verfügung stellt.

Dass sie gerne Bier trinken, dass sie aber nicht wissen, wo sie feiern können, das erläuterten die Jungelfer dem Publikum ausgiebig. Dass in Erding am Abend nichts los sei, beklagte aber auch das Prinzenpaar. Und gemeinsam mit dem Kinderprinzenpaar verschafften sowohl Jungelfer als auch Prinz und Prinzessin der Kunst von Harry Seeholzer große Aufmerksamkeit. Sie gefällt halt nicht jedem.

Das Publikum, unter ihnen viele maskierte Narren jeden Alters, genossen die mehrstündige Vorstellung bei Bier und Bratwurst. Wer einen Krapfen haben wollte, musste einige Wartezeit in Kauf nehmen, was viele gerne taten. Mit einer bizarren Geschichte mit Krokodil und Kasperl unterhielt die Narrhalla aber auch die Jüngsten unter den Zuschauern. Sie bekamen als Zugabe noch einen Haufen Süßigkeiten geschenkt, zumindest wenn sie so nah an der Bühne waren, dass Schokoriegel, Gummibärchen oder Traubenzucker als Wurfgeschosse sie auch erreichten.

Die Narrenschranne ist traditionell eines der letzte großen Events der Saison, es folgen noch die Rosenmontagsbälle - und schließlich der Ausklang mit dem Moosgeistertreiben am Faschingsdienst, bei dem sich der feine Hofstaat eher etwas abseits hält. Aus guten Grund: Da geht es etwas wilder zu.

© SZ vom 27.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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