Narrenschranne:Ein gelassenes Prinzenpaar

Narrenschranne: Das Prinzenpaar rief, und das Narrenvolk kam. Gemeinsam feierte man einen ruhigen Faschingssonntag.

Das Prinzenpaar rief, und das Narrenvolk kam. Gemeinsam feierte man einen ruhigen Faschingssonntag.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Narrhalla Erding führt am Faschingssonntag ihr komplettes Programm vor. Gesang, Tanz, Klamauk und Theater: Die kostenlose Vorstellung für die Untertanen dauert zwei Stunden

Von Antonia Steiger, Erding

Es hat schon Faschingssonntage gegeben, die von Prinzenpaar, Hofstaat und Fußvolk deutlich mehr abverlangt haben. An diesem Sonntag konnte das Erdinger Herrscherpaar Conny I. von Tafel und Kreide und ihr Prinz Daniel I. von Blech und Schaden ohne Erkältungsgefahr ihren Tanz vor einem aufmerksamen und recht stillen Publikum vorführen. Bei Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt musste man sich auch nicht um die zahlreichen Gardemädchen jeden Alters sorgen, die in ihren Kostümchen unter freiem Himmel über die Bühne auf dem Schrannenplatz schritten, hüpften und tanzten. Anlass zur Sorge boten da eher die Mitglieder des Männerballetts Lieselotten, dessen indischer Tanz einige quasi-akrobatische Einlagen einschloss, bei dem sich die kräftigen Herren gegenseitig in die Luft stemmten. Unter Vermeidung allzu hektischer Bewegungen meisterte die Formation ihren Auftritt fehlerlos.

Das Prinzenpaar fühlt sich wohl

Es geht Gelassenheit und Heiterkeit vom Prinzenpaar aus. Prinz und Prinzessin scheinen sich wohlzufühlen in ihrer Rolle und wirken, als wenn sie auch im wirklichen Leben eine exponierte Stellung nicht ausschlagen, sondern mit angemessener Würde ausfüllen würden. Im Falle der Prinzessin ist dies bereits erwiesen: Conny Stern ist Grundschullehrerin, Daniel Duftschmid ist Karosseriebauer und absolviert gerade die Meisterschule, wie das Paar seinen Untertanen mitteilte. Gemessenen Schrittes bewegten sie sich - Conny I. in gelber Ballrobe, Daniel I. in schwarzem Smoking - beim Prinzenwalzer über das Tanzparkett, das in diesem Fall die Bühne war, die jedes Jahr am Faschingssonntag auf dem Schrannenplatz aufgebaut wird.

Die Narrhalla Erding zeigte mit Herrscherpaar, Hofdamen, Narren, Jungelfer und etlichen Garden ihr gesamtes Programm, das sie sonst nur bei den großen Bällen vorführen. Durchs Programm führte souverän Narrhalla-Präsident Stefan Neumaier. Bei dieser einen Gelegenheit dürfen alle Erdinger das Programm sehen - ohne dafür Eintritt bezahlen zu müssen. Ein Angebot, das auch in diesem Jahr von Hunderten angenommen wurde, die zwischendurch aber auch zu einem gemütlichen Gedankenaustausch die bunt behüteten Köpfe zusammensteckten oder einen Bummel über den Lichtmessmarkt unternahmen.

Durchhaltekraft ist gefordert

Denn es erforderte schon auch eine gewisse Durchhaltekraft, alle Auftritte das zweistündigen Programms komplett stehend mitzuverfolgen - und natürlich auch vorzuführen. Traditionell am meisten angeschlagen wirken meist so kurz vor dem Ende der Saison die Jungelfer, die dieses Mal mit sieben Mann in einem Gesangsstück aktuelle Entwicklungen aufgriffen. Sie wagten sich an das Thema Flüchtlinge, trauten sich eine Darstellung von Ursache und Wirkung zu und schlossen in einem Appell für mehr Menschlichkeit und mit einer Forderung nach einer offenen Gesellschaft.

Dafür gab es Applaus. Mit der Stadtpolitik ging die Faschingsgesellschaft recht vorsichtig um. Nur in der Thronrede nutzte das Prinzenpaar sein Recht, auch ein paar Hiebe Richtung Rathaus verteilen zu dürfen, die allerdings sehr sanft ausfielen. Man scheint guter Dinge zu sein, was die Entwicklung Erdings betrifft, wenngleich Kunstwerke und Bauwerke nicht auf ungeteilte Begeisterung stoßen. Mindestens einen Extra-Träger Bier haben sich die Jungelfer mit einem Loblied auf die Erdinger Weißbier-Brauerei verdient, die in diesem Jahr zum Fasching erstmals eine Prinzen-Weiße auf den Markt gebracht hatte, von der die Jungelfer - Das haben sie versprochen! - nichts mehr übrig lassen werden.

Zahllose Garden

Am erstaunlichsten aber sind im gesamten Hofstaat die zahllosen Garden. Mädchen in allen Größen unterhielten das mit Eltern, Freunden, Bekannten und Großeltern gut bestückte Publikum mit Tänzen und Märschen, dazwischen immer wieder auch mal ein Solo von besonders begabten Tänzern wie dem Funkenmariechen Anna-Lena Hennig. Die Narrhalla Erding arbeitet für ihr Showprogramm eng mit der Turnabteilung der SpVgg Altenerding zusammen, dafür gab es auf der Bühne Dankesworte und Schokolade für die zahlreichen Trainer. Auch die Lieselotten haben eine Trainerin und Betreuerin, die ihren Job fast schon an den Nagel hängen wollte, wie es hieß. Die zauberhafte Darstellung der rätselhaften Vorgänge zwischen Mann und Frau hat sie aber davon überzeugt, dass sie die Truppe nicht ihrem Schicksal überlassen darf. Die Trainerin Michaela Zeiser bleibt.

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