Nandlstadt:Unversöhnliche Positionen

Nandlstadt: Die Meinungen von Befürwortern von Windrädern, wie diesem bei Paunzhausen, und deren Gegnern sind bei einer Diskussion in Nandlstadt heftig aufeinandergeprallt.

Die Meinungen von Befürwortern von Windrädern, wie diesem bei Paunzhausen, und deren Gegnern sind bei einer Diskussion in Nandlstadt heftig aufeinandergeprallt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Bei einem Diskussionsabend um Windenergie finden Gegner und Befürworter keinerlei Basis für Kompromisse

Von Katharina Aurich, Nandlstadt

Einen verbalen Schlagabtausch haben sich Gegner und Befürworter der Windenergie im Nandlstädter Café la Villa zum Thema "Windkraft - Fluch oder Segen für die Hallertau?" geliefert. Die ursprünglich geplante sachliche Auseinandersetzung, zu der der FDP-Bundestagskandidat Thomas Neudert eingeladen hatte, entwickelte sich innerhalb zweier Stunden zum lautstarken Streit über die Wirtschaftlichkeit und gesundheitlichen Risiken dieser alternativen Energieerzeugung. Podiumsteilnehmer Michael Stanglmaier, Bundestagskandidat der Grünen, 3. Bürgermeister aus Moosburg, Kreisrat, Biochemiker und Verfechter der Windenergie sowie Andreas Weideneder, Chef der Bürgerinitiative Enghausen-Priel, Brauwisssenschaftler und Gerichtssachverständiger, der sich vehement gegen den weiteren Bau von Windrädern aussprach, schlugen sich die Argumente um die Ohren. Organisator Neudert, der der Windkraft nach eigenen Worten kritisch gegenüber stehe, bemühte sich vergeblich, die Wogen zu glätten und auch Moderator Franz-Josef Bachhuber, ehemaliger Chef der Freisinger Piraten, der im Januar zur FDP gewechselt war, gelang es am Ende kaum noch, die Kontrahenten, die sich ständig gegenseitig ins Wort fielen, zu stoppen.

Im Markt Nandlstadt gab es bereits im April 2016 eine Auseinandersetzung bis vor den Verwaltungsgerichtshof über zwei bis drei geplante Windräder, die die Landessiedlung, ein Unternehmen des Bauernverbands, errichten wollte. Allerdings befindet sich dieser Standort bei Großgründling nur wenige hundert Meter von Wohnbebauungen entfernt. Man einigte sich damals auf einen Vergleich, wonach das Landratsamt bei Eingang eines Bauantrags, der bisher nicht gestellt wurde, umfassend die Belastung der Anwohner, - die meisten leben auf dem Gebiet der Marktgemeinde Au -, prüfen müsse, informierte Bürgermeister Jakob Hartl. Zur FDP-Veranstaltung sei er nicht gekommen, da er grundsätzlich im Wahlkampf keine parteipolitischen Veranstaltungen besuche, so Hartl. Bereits ein kurzer Filmbeitrag zu Beginn des Abends berichtete kritisch über Windkrafträder in Ostfriesland, die die Landschaft zerstörten, und gab damit den Tenor der Diskussion vor. Michael Stanglmaier betonte jedoch einmal mehr, dass regenerative Energien benötigt würden, um die Energiewende zu vollziehen. Im Landkreis Freising kämen dafür nur Fotovoltaikanlagen und Windenergie in Frage, für Energie aus Wasserkraft fehlten die Staumöglichkeiten.

Wichtig ist dem Grünen-Politiker, dass die Anlagen von Bürgergenossenschaften gebaut würden und nicht von ortsfremden Investoren, damit die Gewinne in der Region blieben. Windräder würden keine Gewinne erwirtschaften, entgegnete ihm Weideneder, der sich mit Zahlen und Kurven gewappnet hatte, die jedoch für die Zuhörer nicht sichtbar waren. Windräder lohnten sich wirtschaftlich nicht, denn sie hätten einen niedrigen Wirkungsgrad. Neudert ergänzte, dass sich die Anlagen im Moment zwar aufgrund der Subventionen und niedrigen Zinsen rechneten, er bezweifle jedoch, dass dies langfristig so bleibe. Einig waren sich alle, dass Speicher für den Strom aus Wind fehlten. Man solle mehr Geld in die Forschung und nicht in die Förderung der Anlagen stecken, meinte Neudert.

Stanglmaier betonte, dass trotzdem verstärkt Windräder im Süden Deutschlands gebaut werden müssten, es mache keinen Sinn, den Windstrom durch ganz Deutschland zu transportieren. Jede Art der Energiegewinnung sei mit Belastungen verbunden, besonders schrecklich sei für Anwohner etwa der Braunkohleabbau. Der Grünen-Politiker plädierte dafür, dass jede Region ihren Anteil an Belastungen tragen solle. Dem widersprach Weideneder vehement und ging auf die vermuteten gesundheitlichen Belastungen durch den Schall der Windräder ein. In Deutschland liefe ein gigantischer Freilandversuch zu den gesundheitlichen Risiken, denen Menschen ausgesetzt seien, die in der Nähe der 27 000 Windräder lebten, meinte Weideneder. Auch Stanglmair hatte Verständnis für die Sorgen der Bürger in Norddeutschland, die von "Windrädern umzingelt" seien, plädierte jedoch für den Bau einzelner Anlagen in Bürgerhand im Landkreis Freising.

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