Nach zähen Verhandlungen:Ministerium lässt sich umstimmen

Die Ausbildungswerkstatt am Fliegerhorst darf 2012 einen weiteren Jahrgang mit 38 jungen Frauen und Männern einstellen

Antonia Steiger

Die Ausbildungswerkstatt am Fliegerhorst Erding darf nun doch noch einen Jahrgang ausbilden. Alle 38 Lehrstellen werden im Herbst 2012 besetzt. In wenigen Wochen erhalten die jungen Leute die Nachricht, denn das Auswahlverfahren ist längst abgeschlossen. Johann Hofer, Personalratsvorsitzender am Fliegerhorst Erding, sagt der SZ, es habe offenbar "eine gewisse Vernunft" Einzug gehalten. Denn alle 38 Verträge seien schon unterschriftsreif auf dem Tisch gelegen. Vor wenigen Wochen hatte man in Erding noch davon ausgehen müssen, dass die Ausbildungswerkstatt keine neuen Lehrlinge mehr einstellt. Viele Gespräche und ein hartes Ringen" waren laut Hofer erforderlich, um das Verteidigungsministerium zu überzeugen. Argumente gebe es genügend, sagt Hofer. Es gehe um "Außenwirkung, Imagepflege und Fürsorge". Die Politik könne nicht die Wirtschaft dafür kritisieren, dass sie unter schwierigen Bedingungen die Ausbildung vernachlässige. "Und dann macht man es genauso. Das geht einfach nicht." Weil die Luftwaffe sich vom Standort Erding zurückziehen will, soll dort die Ausbildung eingestellt werden, dies sagt Sebastian Hey, der Hauptjugend- und Auszubildendenvertreter im Verteidigungsministerium. Wie Hofer erinnert er an den Ausbildungspakt, der auch für das Verteidigungsministerium bindend sei: Mindestens sieben Prozent der Beschäftigten müssten Auszubildende sein. "Gerade mal" sei die Quote erreicht gewesen - auch wenn die Ausbildungswerkstatt geschlossen worden sei, doch nun habe man entschieden, diese Quote etwas zu verbessern. Ob die Ausbildungswerkstatt nach 2012 Lehrlinge einstellen darf, dazu wollte sich am Donnerstag niemand äußern. Dies sei "eine Entscheidung für 2012 - sonst nichts", sagte Hofer. Sie verschaffe allen Beteiligten ein wenig Luft. "Die jungen Leuten werden eine gute Ausbildung bekommen", versicherte Martin Deutinger, Leiter der Ausbildungswerkstatt. "Auch wenn es die letzten sein sollten." Die Auszubildenden hätten "immer gute Ergebnisse" vorzuweisen gehabt, die Ausbildung sei "anerkannt". Deutinger arbeitet seit 35 Jahren in der Ausbildungswerkstatt, seit 1992 leitet er sie. Wie kaum ein anderer fühlt er sich dem Lehrbetrieb verbunden. "Das ist mein Laden", sagt Deutinger. Im Verteidigungsministerium werden derweil offenbar Überlegungen angestellt, wie in Erding weiter ausgebildet werden könnte. Hey sagt, eine Angliederung an andere Dienststellen sei nicht ausgeschlossen. Bekanntlich wird am Bundeswehrstandort Erding nur das Wehrwissenschaftliche Institut für Werk- und Betriebsstoffe (Wiweb) die Reform überstehen, dort werden bislang Chemielaboranten und Werkstoffprüfer ausgebildet, in der Ausbildungswerkstatt Fluggerätemechaniker und Elektroniker. Die Bundeswehr müsse auch auf ihre Altersstruktur achten, sagte Hey, auch dies sei ein Argument für den Erhalt der Ausbildungsplätze. Zuletzt war auf allen politischen Ebenen für den Erhalt der Ausbildungswerkstatt gekämpft worden. Auch Bürgermeister Max Gotz hatte an Verteidigungsminister Thomas de Maizière geschrieben. Hofer sagte, der Erfolg sei in erster Line auf die Initiative von Verdi und des Hauptpersonalrates zurückzuführen. Über den Hauptpersonalrat habe man früh mitbekommen, welche Absicht verfolgt worden sei. 100 weitere Ausbildungsplätze hat der Hauptpersonalrat gesichert, damit treten 1408 junge Menschen 2012 eine Ausbildung an. Die zusätzlichen Stellen verteilen sich auf Erding, Leck, Trollenhagen, Kaufbeuren und Penzing. Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer hat eigenen Aussagen zufolge im Ministerium interveniert und äußerte sich erleichtert darüber, dass die jungen Leute nun ihre Ausbildung antreten könnten.

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