Kunstaktion von Rudolf L. Reiter:Bei Notzing vergraben

reiter olympiapark

"Zeit der Wiederkehr": Rudolf L. Reiter hängt 1995 eine von ihm gestaltete Leinwand im Münchner Olympiapark auf.

(Foto: oh)

Neuer Zyklus: Rudolf L. Reiter setzt leere Leinwände den Elementen aus

Den Erdinger Künstler Rudolf L. Reiter kennt man als Maler: Sein Stil variiert zwischen informeller Kunst und seiner so genannten "Romantischen Moderne". Reiter ist aber auch Aktionskünstler: Seit Jahrzehnten schafft er Land Art, setzt Kunstwerke in Beziehung zur Landschaft. Jetzt tut er es wieder: Zur Sommersonnwende am 21. Juni beginnt er sein Projekt "Zeit der Wiederkehr - Redux"; es handelt sich um eine Neuauflage seines früheren Zyklus' "Zeit der Wiederkehr" - allerdings unter anderen Vorzeichen.

Für die Neuauflage fährt Reiter allerdings nicht mehr wie zuvor an entlegene Orte. Sein Gesundheitszustand - im vergangenen Jahr musste er sich schweren Operationen unterziehen - erlaubt dies nicht mehr. Er bleibt daher in der Heimat: In Erdinger Moos beginnt er seinen neuen Zyklus. Die Idee: Reiter wird mehrere leere Leinwände den vier Elementen Feuer, Erde, Luft und Wasser aussetzen. So sollen am Sonnwendtag im Erdinger Moos drei Leinwände in einem Feld bei Notzing eingegraben werden. Später sollen weitere Leinwände in das Vorflutwecken eines Wasserkraftwerks gesenkt oder dem Grundwasser in einer Kiesgrube preisgegeben werden. Für das Element Luft werden im September Leinwände wohl im Ismaninger Schlosspark aufgehängt; Feuer soll seine zerstörerische Kraft offenbaren dürfen: Drei Leinwände werden verbrannt und danach in neue Kunstwerke eingearbeitet. Beim ersten Zyklus dieser Art, während denen Reiter zufolge Natur, Schöpfung und Kunst in ein spirituelles Zusammenspiel treten sollen, hatte der Künstler wenig Glück. Die drei Monate lang vor der Küste Miamis versenkten und im Olympiapark in München vergrabenen Leinwände konnten zwar wiedergefunden und ausgestellt werden; in den Hallertauer Hopfengärten aufgehangenen Leinwände wurden aber gestohlen, Reiter musste neue bemalen - denn im ersten Zyklus sollten schon bemalte Werke den Elementen ausgesetzt werden, genau anders herum als heute. Und gar nichts übrig geblieben ist vom Feuer-Werk: Der isländischen Vulkan Eyjafjallajökull zerstörte alle seine Leinwände komplett. Reiter, so heißt es, will sich mit dieser Aktion "neu beleben". Im Jahr 2014 konnte er noch seinen 70. Geburtstag feiern und ist in das vergangene Jahr dann mit vielen Ausstellungen gestartet. In der zweiten Jahreshälfte hat sich Reiters Gesundheitszustand rapide verschlechtert. Er musste sich mehreren Herz-OPs unterziehen, vier Monate lang war er schwer krank und konnte nicht arbeiten. Ausstellungen in Freising und Berlin mussten abgesagt werden, auch die Fertigstellung eines biografischen Filmes konnte nicht mehr realisiert werden. Jetzt meldet er sich trotzig mit dem Wiederkehr-Projekt zurück; dass er vor hat, sich im Alter zurückzuziehen, damit darf man wohl nicht rechnen.

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