Nach der Werksschließung:Wohnen in Dorfen kann bezahlbar bleiben

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Ein Antrag der Grünen Alternativen Liste für die elf Hektar des Meindl-Areals stößt im Stadtrat auf ungeteilte Zustimmung. Ende des Jahres sollen erste Ergebnisse vorliegen

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Schließung der Dachziegelfabrik Meindl in Dorfen ist zwar mit einem herben Verlust von etwa 90 Arbeitsplätzen verbunden. Zugleich bietet sich aber durch die Werksstilllegung die Chance, einen neuen Stadtteil zu entwickeln. Auf dem Meindl-Areal südlich der Bahngleise ist Wohnbebauung auf mehr als elf Hektar geplant. Das ist so viel, dass dort unbedingt eines passieren müsste, forderte die Grün-Alternative Liste (GAL) im Stadtrat: "Die Stadt Dorfen sollte die Möglichkeit nutzen, auf diesem Areal sozial verträglichen Wohnungsbau zu realisieren." Dazu vorbereitend, so der Antrag weiter, müsse man alle nur denkbaren Modelle zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums untersuchen. Die Befürchtungen der GAL-Stadträte, dass diese Forderung im Stadtrat nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen würde, erwies sich als falsch. Der Stadtrat votierte einstimmig für den GAL-Antrag und eine von der SPD eingebrachte Erweiterung.

Der Stadtrat hat sich bereits im vergangenen Jahr mit dem Konzept der sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) befasst. In München wird Sobon seit vielen Jahren in jedem nicht ganz kleinen Baugebiet angewandt. Kurz gesagt, werden Investoren durch Sobon dazu verpflichtet, einen bestimmten Teil der neu gebauten Wohnungen zu günstigeren Preise zum Beispiel an kinderreiche Familien zu verkaufen, die sich das sonst nicht leisten könnten. Ein anderer Teil der Wohnungen muss in einem Sobon-Gebiet zu sozial verträglichen Mieten angeboten werden. Der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) wirbt seit längerem für die Einführung von Sobon auch in kleineren Städten. In Erding hat man die Sache zumindest schon dem Grundsatz nach beschlossen. In Dorfen wurde hingegen nur einmal darüber geredet und dann nicht mehr.

Sobon ist freilich nur ein Konzept unter anderen. Die Dorfener GAL zählte weitere Möglichkeiten auf, die ebenfalls zum Bau von Wohnungen zu erschwinglichen Miet- und Kaufpreisen führen könnten: Die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises, an der auch die Stadt Dorfen beteiligt ist, könnte Sozialwohnungen bauen. Gleiches könnte auch eine eigene Dorfener Wohnbaugesellschaft tun, die man aber erst noch gründen müsste. Womöglich sei die Nikolaistiftung in der Lage, Wohnungen zu sozialen Preisen zu errichten. Die Stadt könnte womöglich Mietpreisbindungen verordnen oder städtebauliche Verträge mit Immobilieninvestoren zur Sicherung von bezahlbarem Wohnraum abschließen.

Die SPD-Fraktion ergänzte die Liste der Möglichkeiten um einen weiteren Punkt: Baugenossenschaften seien in besonderem Maße geeignet, auf Dauer günstige Wohnungen zu schaffen. Heiner-Müller Ermann sagte, in jüngster Zeit würden in anderen kleineren Kommunen wie beispielsweise Buch am Erlbach oder Dietramszell wieder neue Baugenossenschaften gegründet. Müller-Ermann beantragte, eine Expertin für Baugenossenschaften nach Dorfen einzuladen, die das Genossenschaftsmodell vorstellen solle.

Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) sagte, er finde all diese Überlegungen grundsätzlich richtig. Er sehe es so: Die Stadt brauche "einen Werkzeugkasten" an Möglichkeiten, "wie man den Wohnungsbau sozial verträglich machen kann". Auch er halte es für richtig, die verschiedenen Werkzeuge nun im Hinblick auf die Entwicklung des Meindl-Areals zu untersuchen. Allerdings könne es in Dorfen keine "Lex Meindl" geben. Ein Konzept der Stadt zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums müsse später für ganz Dorfen gelten.

Aus allen Fraktionen kam ungeteilte Zustimmung. Barbara Lanzinger (CSU) lobte die GAL- und SPD-Anträge ebenso wie Josef Jung von der ÜWG. Auch die Landlisten waren derselben Meinung. "Es ist höchste Zeit, dass was passiert", sagte Fraktionschef Martin Heilmeier. Bis Ende des Jahres wird die Stadtverwaltung alle Ideen untersuchen und ein Dorfener Konzept mit verschiedenen Instrumenten und Modellen vorbereiten.

© SZ vom 16.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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