Nach Festnahme in Dorfen:Weltweites Interesse

Mutmaßliches Boko Haram-Mitglied war seit Dezember in Lindum

Der als mutmaßliches Mitglied der Terrorgruppe Boko Haram festgenommene Amaechi Fred O., war seit etwa sieben Wochen in der Asylunterkunft in Lindum untergebracht. Franz Leutner, einer der Sprecher des Vereins Flüchtlingshilfe Dorfen, erinnert sich, dass der 27-jährige Nigerianer Anfang Dezember mit 16 weiteren jungen Männern aus Ingolstadt nach Dorfen verlegt worden. Die Gruppe kam mit dem Zug an und stand eines Abends orientierungslos im Regen am Dorfener Bahnhof. "Da war nichts organisiert", erinnert sich Leutner. Anwohner informierten Mitglieder der Flüchtlingshilfe Dorfen. Leutner und andere sammelten die Männer ein und brachten sie in das zum Asylwohnheim umgebaute ehemalige Ausflugslokal Stiller in Lindum. Die Männer hatten ihre Unterkunft in Ingolstadt wegen eines Wasserschaden verlassen und deshalb kurzfristig nach Dorfen umziehen müssen, teilte die Regierung von Oberbayern mit. Vor Ingolstadt sei O. in einer Erstaufnahme in Eichstätt gewesen.

Seine Festnahme erfolgte durch die Polizei in den frühen Morgenstunden des vergangen Mittwochs. Wie lange vorher er schon im Visier der Fahnder war, wie die Ermittlungsbehörden auf ihn aufmerksam wurden, wird nicht bekannt gegeben. Die Pressesprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe sagte, man werde keine Details nennen, auch weil man die Persönlichkeitsrechte des Beschuldigten beachten müsse: "Wir werden nicht in allen Einzelheiten berichten."

Die bislang erste Festnahme eines mutmaßlichen Boko Haram-Mitglieds in Deutschland stößt in vielen Ländern auf Interesse. Die spärlichen Informationen der am Freitag von der Bundesanwaltschaft herausgegebenen Pressemitteilung werden seitdem weltweit publiziert. Mehr als die Kerninhalte - der Beschuldigte hat demnach selbst angegeben, an vier Angriffen gegen Zivilisten beteiligt gewesen zu sein und selbst mehrere Menschen getötet zu haben - werden dabei aber nicht weitergegeben.

Der Name Amaechi Fred irritiert jedoch offenbar andere Nigerianer. So wird in einem Internforum diskutiert, dass der Träger dieses Namens ein Christ sein müsse und deshalb kaum Mitglied der radikal-islamistischen Boko Haram sein könne. Auch Leutner sagt, dass der Festgenommene gesagt habe, er sei Christ.

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