Nach dem Ende der Ära Josef Schmid:Hochprozentiger Neuanfang

Weiherspiele Markt Schwaben: Brandner Kaspar

Brandner Kaspar und Boandlkramer, alias Franz Stetter und Ferdinand Maurer, alias die Chefs des Markt Schwabener Theatervereins.

(Foto: Günther Keil/oh)

Franz Stetter und Ferdinand Maurer gelingt es, die Markt Schwabener Weiherspiele aus der Krise zu ziehen. Nun muss nur noch ihr "Brandner Kaspar" überzeugen

Von Anja Blum, Markt Schwaben

"Auge um Auge, Schnaps um Schnaps" - so werden sie sich gegenüberstehen, der Brandner Kaspar und der Boandlkramer, alias Franz Stetter und Ferdinand Maurer. Und es wird um nichts weniger gehen als um Leben oder Tod. Hinter der Bühne allerdings, da sieht es ganz anders aus, da gibt es keine List und kein Duell, ganz im Gegenteil. Da sind die beiden Männer ein hervorragendes Team. Stetter und Maurer nämlich spielen nicht nur die beiden Hauptrollen der diesjährigen Weiherspiele, sondern sind auch die zwei neuen Chefs des Markt Schwabener Theatervereins.

Franz Stetter, Vorsitzender und Gesamtleiter, ist 65 Jahre alt, Handwerker im Ruhestand und daher vor allem beim Bühnenbau aktiv. Sein Stellvertreter Ferdinand Maurer, 33 Jahre, hat einige Erfahrung als Autor, Regisseur und Kabarettist und daher die künstlerische Leitung übernommen. Sie ergänzen sich also gut, die Neuen an der Spitze, und die Atmosphäre zwischen ihnen ist ausgezeichnet. Beide betonen, dass sie ihr Amt ohne den jeweils anderen nicht übernommen hätten, schließlich kenne man sich schon lange von der Bühne. Im Gespräch wird viel gelacht, man ist sich einig, jeder kommt zu Wort, und auch die ein oder andere Neckerei darf es geben.

"Na, ich weiß nicht, ob das der Boandlkramer aushalten würde", feixt Stetter mit Blick auf die zwölf Schnäpse, die er als gewiefter Brandner Kaspar dem Sensenmann einzuflößen versteht. Maurer wiegt den Kopf hin und her. Lieber kein Risiko eingehen und auf der Bühne bei Wasser bleiben, meint er. Genauso wie beim "Schnapseln mit dem Boandlkramer", einer witzigen Werbeaktion, die die Weiherspieler auf Maibaumfest und Frühlingsmarkt veranstaltet haben. Offenbar mit Erfolg: Beide Chefs zeigen sich kurz vor der Premiere mit dem Stand des Kartenvorverkaufs durchaus zufrieden.

Deutlich wird an diesem Tag: Der Theaterverein hat sich - nach dem Ende der so fruchtbaren Ära Josef Schmid und einer schöpferischen Pause - wieder sortiert, ein vielversprechender Neuanfang ist gelungen, zumindest hinter der Bühne. Wenn nun auch noch die Inszenierung zu überzeugen vermag, steht einer weiteren erfolgreichen Epoche der Freiluftbühne wohl nichts mehr im Wege.

Die Neuerungen beginnen - neben der Doppelspitze - schon bei der Auswahl des Stücks: Erstmals wird am Weiher keine selbst verfasste Geschichte gespielt, sondern ein Klassiker der bayerischen Theaterliteratur: Die Komödie "Der Brandner Kaspar und das ewige Leben", allerdings in einer ganz eigenen Fassung. "Ich denke, so hat man das noch nie gesehen", sagt Regisseur Maurer und seine Augen leuchten. Auch wenn das Original - die Urfassung stammt von Franz von Kobell, die allseits sehr viel besser bekannte Theaterfassung von seinem Ururgroßneffen Kurt Wilhelm - eine zeitlos spannende Geschichte sei, habe man das Stück zunächst einmal an den Weiher anpassen müssen, etwa bei den Szenenabläufen. Außerdem hat Maurer zwei neue Figuren hinzugedichtet, auch, um für mehr Ausgeglichenheit bei den Geschlechtern zu sorgen: "Im Original gibt es nur zwei weibliche Rollen." Hinzu kommt die am Weiher obligatorische Musik mit Livegesang, auf dem Programm stehen G'stanzln, Tango und eine Ballade. "Die ganze Bandbreite der Emotionen eben", sagt Maurer, der auch für die eigens geschriebenen Songs verantwortlich ist. Und auf die gewohnten Spezialeffekte, die der einmalige Spielort auf dem Wasser ermöglicht, müssen die Zuschauer freilich ebenfalls nicht verzichten.

Apropos Verzicht: Aufgrund der angespannten finanziellen Lage des Vereins herrscht laut Stetter ein strenges Spardiktat - dessen Folgen jedoch vielfach positiv ausfallen. Um das Risiko leerer Ränge zu minimieren, gibt es heuer nicht nur weniger Vorstellungen, 15 an der Zahl, sondern auch weniger Sitzplätze. Das allerdings war nicht nur eine ökonomische Entscheidung: Um das Spiel der Darsteller in den Vordergrund zu stellen, hat der Verein die Bühne deutlich näher an die Zuschauer gerückt, sie befindet sich nun in der Mitte des Sees, sodass Mimik und Gestik viel genauer beobachtet werden können. Auch aus diesem Grund sind also nun die Tribünen dezimiert. Der Spielort gewinnt damit an dramaturgischer Qualität - und ist an Heimeligkeit nicht mehr zu toppen.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt des Sparens ist laut Stetter ein sehr gutes Miteinander in der Weiher-Mannschaft, die insgesamt etwa 30 Mitglieder umfasst: "Wir machen jetzt einfach wieder fast alles selbst, also ohne Firmen, das schweißt zusammen, da herrscht eine ganz andere Stimmung." Um all die Aufgaben stemmen zu können, wurden nun Teams gebildet - "es ist nicht mehr wie früher bei Schmid, der sich um alles selbst gekümmert hat". Schließlich sind die Themen vielfältig, sie reichen von Werbung und Vorverkauf über Sicherheit und Bühnenbau bis hin zu Kostümen und Requisiten. "Man lernt in so einem Amt sehr viel dazu", sagt Stetter, vor allem, weil es bei einer Freilichtbühne deutlich mehr zu beachten gebe als bei einer Vorstellung in der Theaterhalle. "Das fängt schon damit an, dass wir jedes Jahr einen Bauantrag stellen müssen". Den entsprechenden Plan hat der Verein allen Anwohnern vorzulegen, "bis auf einen haben alle Nachbarn unterschrieben" - nach massiven Beschwerden wegen Ruhestörung keine Selbstverständlichkeit. "Wir halten auch alle Vorgaben mehr als ein", sagt Maurer. Auch in dieser Hinsicht habe sich die Situation am Weiher also entspannt.

Etwas abgespeckt hat der Verein auch das kulinarische Angebot, schlicht, weil der Aufbau der sogenannten Schlemmergasse stets ein großer Kostenfaktor war. Nun gibt es weniger Buden, und diese stehen unten am Rand der Tribüne, mit Getränken und belegten Semmeln kann man sich dort aber weiterhin eindecken. "Außerdem haben wir eine neue Kooperation mit mehreren Gastronomen", sagt Stetter: Wer eine Eintrittskarte vorweisen könne, bekomme nun in vielen Wirtschaften ein vergünstigtes "Weiher-Menü".

Überhaupt schwärmen die Chefs vom Zuspruch im Ort: Die Gemeinde, die Vereine, etwa die Feuerwehr oder der Camera-Club, die Menschen - "jeder hilft, so gut er kann, man hat nie das Gefühl, als Bettler dazustehen", sagt Stetter. Gut so, denn er spielt ja auch viel lieber den gewitzten Brandner Kaspar.

Weiherspiele in Markt Schwaben: "Der Brandner Kaspar und das ewige Leben", Premiere am Donnerstag, 5. Juli. Gespielt wird bis 4. August, immer donnerstags, freitags und samstags, Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es unter www.theater-marktschwaben.de oder im Vorverkaufsbüro am Schloßplatz 1, geöffnet mittwochs und freitags von 16 bis 18 Uhr, Telefon 08121/224 22.

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